Montag, 12. Oktober 2009

Chirurgie - 9. Woche - "business as usual"

Das erste was mir heute früh auf Station aufgefallen ist, war dass der Personalausweiß eines Patienten auf der dazugehörigen Akte in der Stationszentrale lag - das letzte Mal wo ich sowas gesehen habe war bei dem Tod eines Patienten. Beim Aufmachen der Akte flatterte mir auch das erste Blatt entgegen: Todesbescheinigung.
Der Patient bei dem ich Freitag Nachmittag noch die Flexüle gelegt habe, welcher durch sein Falithrom voller blauer Flecke an den Händen war, ist in dieser Nacht unerwartet verstorben.
Ansonsten war ich nach der Visite wieder völlig alleine auf Station - für die Famulantin hat ja heute wieder der erste Studientag im neuen Semester begonnen.
Zunächst musste ich bei einer Patientin eine Flexüle legen weil sie präoperativ noch 2 Medikamente intravenöse bekommen sollte - diese musste ich in mg/ml ordentlich dosieren und dann auch verabreichen. Anschließend standen wieder einige Blutabnahmen an - die einfacheren Fälle habe ich mir zuerst vorgenommen und mir einen bis zum Schluss aufgehoben.
Bei ihm haben sich in den letzten par Wochen immer wieder die verschiedensten Studenten abgequält; selbst die Oberärzte mussten immer wieder zur Hilfe gerufen werden. Nun aber stand ich wieder ganz alleine da. Ich ließ den Patienten seinen Arm erstmal ganz lange aus dem Bett heraushängen, staute anschließend fest am Unterarm und beklopfte seinen Handrücken. Da sah man dann ein dünnes Gefäß - dort piekste ich hinein und hatte Gott sei Dank erfolg.
Dann waren auch schon die 3 Neuaufnahmen da, die aufgrund von vielen Nebenbefunden eine ganze Weile gedauert haben.
Ein Patient zur Ileostomarückverlegung (was von der Oberärztin nach dem Koloskopiebefund jedoch gecancelt wurde), ein 88 jähriger Patient zur Leistenbruch OP (bei Zustand nach 3x Herzinfarkt, Darmkrebs, Prostatakrebs, Vorhofflimmern) und eine Patientin zur mit kalten Schilddrüsenknoten zur Thyreoidektomie.
Anschließend diktierte ich noch schnell den Entlassungsbrief einer akuten Appendizitis (Blinddarm), und konnte dann endlich in die Kantine was essen.
Der Nachmittag gestaltete sich komplikationslos. Mit dem Oberarzt ging ich nochmal die neuen Patienten durch und konnte danach noch einen Brief für Mittwoch vorbereiten. Das war dann auch ein ziemlich anspruchsvoller Fall, so dass sicher noch einiges vom Oberarzt verändert werden muss - aber zumindest habe ich die Rohfassung.
Weils so schön war, jetzt nochmal auf klug: Patientin mit Sigmaresektion bei Sigmakarzinom und simultaner Cholezystektomie, Adhäsiolyse und operativer Sanierung der Hernia umbilicalis.
Jetzt habe ich Feierabend und eine hoffentlich ruhige Rufbereitschaft.

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