Freitag, 6. November 2009

Chirurgie - 12. Woche - "Der längste Tag"

Nachtrag zum Donnerstag.
Gestern bin ich ja garnicht mehr dazu gekommen hier zu schreiben, denn kaum war ich zuhause, da wurde ich zur Rufbereitschaft gerufen - und als ich danach wieder zurück kam, musste ich nach 2 Stunden abends erneut in den OP - doch dazu später mehr.
Nachdem es 2 Tage lang keine Blutentnahmen gab, standen wie erwartet ein ganzer Stapel an Blutröhrchen die heute gefüllt werden sollten. Jedoch konnte ich dies zunächst nicht tun, da ich gleich für die erste Operation (Schilddrüsenentfernung) im OP Plan stand. Eh ich zurück auf Station war, war es bereits 10 Uhr und die ganzen Neuaufnahmen warteten schon ungeduldig. Ich habe mich aber nicht hetzen lassen, und kümmerte mich erstmal um die ganzen Blutröhrchen, was auch schon eine ganze Weile in Anspruch nahm. Die erste Patientin war dann eine ziemlich dicke und anstrengende Frau die scheinbar richtig OP-geil war - neben den ganz Vorerkrankungen (Art. Hypertonie, Diabetes, Hypercholesterinämie, Morbus Crohn), den vielen Voroperationen (diverse Darmresektionen, Hysterektomie, Appendektomie, und noch irgendwas) hatte sie angeblich auch allerlei Allergien (Pflaster, Desinfektionsmittel, alle Schmerzmittel, alle Antibiotika usw.) - und diesmal bestand sie darauf, dass ihre Eierstöcke mit beidseitigen Zysten entfernt werden sollen, weil die für Bauchschmerzen verantwortlich sein könnten. Da dies unwahrscheinlich aber nicht völlig auszuschließen ist, und die Patientin so so so sehr unters Messer will, wird sie dann also auch nächste Woche operiert werden.
Die weiteren Patienten waren nichts außergewöhnliches.
Dann wurde ich auch schon wieder in den OP zur Gallen-OP gerufen; wieder einmal als Kameramann. Der junge Mann hatte aus unerklärlichen Gründen bereits eine Schrumpfgallenblase, welche ziemlich verwachsen war. Die vielen kleinen Nebengefäße führten auch zu ordentlichen Blutungen, aber ansonsten war das eine komplikationslose OP.
Bereits zu diesem Zeitpunkt habe ich schon eine Stunde vom Ultraschallkurs verpasst, aber nach der OP musste ich zwingend erstmal was essen.
In der verbliebenen Stunde vom Sonokurs schallten wir dann einen Patienten mit Bauchspeicheldrüsenkrebs (so dass wir mal eine veränderte Leber und erweiterte Pankreasgänge sehen konnten) und anschließend eine Frau mit einem Subileus wo man noch teilweise Peristaltik, aber auch freie entzündliche Flüssigkeit um die Darmschlingen sehen konnte.
Dann war Feierabend - aber: Bereitschaftsdienst:
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Um 16 Uhr wurde ich zur Notaufnahme gerufen, damit ich eine Patientin nach einem Verkehrsunfall aufnehmen konnte. Naja, es war zwar ein Autounfall, jedoch ist die Frau zunächst wieder nach Hause gefahren und hatte erst im Verlauf des Tages Schulterschmerzen bekommen. Dennoch ein Grund sie notfallmäßig aufzunehmen - sie bekam auch ein "Stiff Neck" um ihren Hals zu stabilisieren, da es im Röntgen einen leichten Verdacht auf einen kleinen Schaden in der Halswirbelsäule gab. Ich überprüfte dann die Durchblutung, Motorik und Sensibilität, sowie den neurologischen Status nach der "Glasgow Coma Scale". Die Patientin hatte keinerlei Defizite, jedoch blieb sie zur Überwachung für eine Nacht auf der unfallchirurgischen Station.
Gleich danach konnte ich dann in den OP gehen, wo ein kleines mädchen am Unterarm eine distale Radiusfraktur hatte - dort wurden nur 2 Stabilisierungsdrähte in den Knochen gebohrt und anschließend ein Gips um den Arm angefertigt.
Nach Hause.
Um 20 Uhr kam dann wieder ein Anruf dass ich erneut in den OP soll.
Ein Mann ist vom Rad gefallen, und hat sich ebenfalls am Unterarm eine distale Radiusfraktur zugezogen - jedoch etwas heftiger.
Wieder einmal musste ich mir diese schweren Bleischürzen anziehen (da unfallchirurgsiche Eingriffe immer unter Einsatz von Röntgengeräten stattfinden). Mithilfe eines sehr hohen Druckes über eine Blutdruckmanschette erzeugt man eine Blutsperre im Arm, so dass man dort ziemlich bllutfrei operieren kann. Am beeindruckendsten dabei ist, dass sich dann die Hand des Patienten wie die einer Leiche anfühlt: richtig kalt.
Bei ihm wurde dann der Knochen freigelegt, und mithilfe einer Platte und mehrerer Schrauben in die richtige Position zur Heilung gebracht.
Gegen 22 Uhr war ich dann endlich wieder raus aus dem Krankenhaus.

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