Donnerstag, 12. November 2009

Chirurgie - 13. Woche - Logorrhoe

Dem an Schweinegrippe erkrankten Arzt soll es wieder gut gehen, allerdings verlangt die Gesundheitsbehörde dass Infizierte noch eine Woche fieberfrei zuhause bleiben sollen - erst dann ist die Übertragungsgefahr vorbei. Ansonsten habe ich von keinen weiteren Infektionen gehört, nur dass einige Krankenschwestern von der Nachbarstation sich krankgemeldet haben - jedoch soll dies andere Ursachen haben.
Bei der Frühvisite gab es dann bei uns ein Sorgenkind - eine Patientin die vor 2 Tagen einen Ileus (Darmverschluss) hatte (intraoperativ sah man dann einen krebsverdächtigen Dickdarmbereich der resiziert wurde), klagte heute früh über nächtliche Atemnot und drückende Bauchschmerzen trotz starker Analgesie. Auskultatorisch hörte man ein leichtes Brummen, und über die Drainage entleerte sich ein bräunlich-rötliches Sekret. Im Laborbefund hatte sie einen sehr starken CRP Anstieg sowie einen erhöhten Leukozyten-Wert (Entzündungsparameter). Im Röntgenthorax sah man einen geringgradigen Pleuraerguss. Es kann sein, dass eine Anastomoseninsuffizienz vorliegt, dann müsste der Bauch morgen erneut aufgemacht werden.
Als Neuaufnahme gab es heute nichts exotisches - eine Struma und eine Galle. Gegen Mittag kamen noch zusätzlich 2 prästationäre Patienten die erst am Montag operiert werden sollen.
Ein ansonsten völlig gesunder junger Mann mit einer minimalen Hernia umbilicalis (Nabelbruch), sowie ein gebürtiger Italiener mit einer Hernia inguinalis (Leistenbruch) - dieser Patient hatte solch ein ausgeprägtes Redebedürfniss, dass in diesem Fall die Diagnose einer "Logorrhoe" gerechtfertigt ist.
Einen großen Schrecken bekam ich dann zum Dienstende, als in meinem Umkleidezimmer plötzlich mein Schließfach weg war - mit meinen zivilen Anziehsachen, Jacke, Brieftasche usw.
Somit musste ich noch eine halbe Stunde lang den Hausmeister aufsuchen (der zum Glück noch nicht Feierabend hatte), um dann zu erfahren dass einige Schränke umgestellt worden sind. Die Handwerker nahmen an, dass alles leer gewesen ist. Gott sei Dank konnte man dann meine ganzen Sachen in einem anderen Zimmer wiederfinden.
Und nun habe ich wieder Rufbereitschaft.

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