Montag, 9. November 2009

Chirurgie - 13. Woche - "Der Fluch der Flexüle"

Da übers Wochenende so viele Patienten entlassen worden sind, war die Station heute relativ leer.
Die Blutentnahmen machten auch keine Probleme, aber beim Flexülenlegen musste ich eine Patientin richtig quälen. Sie kam am Sonntag mit unklaren rechtsseitigen Unterbauchbeschwerden und erhöhten Leukozyten, so dass mehr oder weniger der klinische Verdacht auf eine Appendizitis bestand. Die Sonographie ergab jedoch keinen Hinweis auf freie Flüssigkeit im Abdomen (also kein Anhalt für einen entzündlichen Prozess) und stellte die Appendix (Wurmfortsatz des Blinddarms) völlig unauffällig dar. Stattdessen sah man im Ultraschall rechtsseitige Uretersteine die evtl. mit den Schmerzen in Verbindung gebracht werden konnten - jedoch war die Urindiagnostik ziemlich unauffällig, so dass wir erstmal etwas abwarten werden. Jedenfalls war nach nur einem Tag der venöse Zugang nicht mehr zu gebrauchen, so dass ich eine neue flexüle legen sollte.
Die Patientin war dann sehr schmerzempfindsam, so dass man dadurch auch etwas nervöser wird - und dann begann das Stechen. Beim 1. Versuch am Unterarm zuckte sie gleich zusammen und gab sofort Schmerzen an, dass ich die Nadel gleich wieder rausgezogen habe. Na gut, dann eben ein 2. Versuch - hierbei war ich mir ziemlich sicher dass ich richtig im Gefäß lag, weil gleich das Blut entgegen kam. Dann legte ich jedoch die Infusion an, und die Patientin hat dann gleich aufgeschrien, dass es "fürchterlich brennt". Das ist dann ein Hinweis dafür, dass die Infusion nicht in die Vene hineinläuft, sondern in das umliegende Gewebe- das kann dann etwas brennen, aber nicht "fürchterlich". Somit musste ich sie ein 3. Mal stechen - diesmal am Handrücken mit einer etwas dünneren Nadel - dort lief dann die Infusion; allerdings blos in der ersten halben Stunde, danach war auch hier alles dicht. Ein 4. Mal musste ich dann die Patientin stechen, und auch hier kam mir sofort Blut entgegen, so dass ich mir halbwegs sicher war im Gefäß zu sein. Doch bei Infusionsgabe brannte es wieder so "schrecklich". Dann hab ich endgültig aufgegeben und die Oberärztin musste dann die Flexüle legen.
In der Zwischenzeit kümmerte ich mich um die erste Neuaufnahme, die ganz erschrocken war, dass ein Student sie aufnehmen und ihr Blut abzapfen würde. Sie hatte jedenfalls eine rechtsseitige Struma nodosa und wird jetzt zum 1. Mal in ihrem Leben operiert werden - von daher ist diese Aufregung verständlich. Die Blutentnahme klappte auch; es waren immerhin 7(!!) Röhrchen zu füllen.
Die zweite Aufnahme war dann blos eine Frau mit Gallensteinen.
Ansonsten guckten wir auf Station öfter mal nach einem Patienten, bei dem nach der heutigen Leistenbruch OP der Blutdruck abgesackt ist - wobei das nicht wirklich dramatisch war mit 90/50. Der Puls war völlig normal, und klinisch ging es ihm auch völlig gut - kein Schwindel, keine Blässe, keine Kopfschmerzen und die Operationswunde war ebenfalls trocken. Von Kreislaufinstabilität konnte hier also keine Rede sein.
Ansonsten war das ein weitgehend ruhiger Tag; bei einem Patienten suppte noch seit Tagen etwas Sekret aus seiner OP-Wunde, so dass wir heute auf Station den Hautschnitt wieder aufgemacht haben, und dort einen Schwamm mit einer Vakuum-Pumpe rangelegt haben, so dass dieses Wundsekret nun ordentlich abgesaugt wird damit es zu einer regelrechten Heilung kommt.

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