Ein Patient unserer Station lag isoliert in seinem Zimmer, weil der Verdacht auf einen erneuten Ausbruch einer Tuberkulose bestand. 2007 habe dieser Patient eine offene TBC gehabt und musste desswegen monatelang behandelt werden. Am Wochenende kam er dann wegen Gewichtsabnahme und Verschlechterung des Allgemeinzustands in unsere Klinik. Zum Legen einer Flexüle musste ich also mit Mundschutz in den Raum – doch da der Patient keinen Husten und auch keine Atembeschwerden hatte, kann man hoffen dass keine TBC vorlag. Wenige Minuten nachdem ich die Flexüle gelegt habe und eine Infusion drangehängt habe, klingelte der Patient – im Verlauf der Gefäße bildeten sich rote Quaddeln aus (das sah aus, als wenn der Patient mit Brennesseln in Kontakt gekommen wäre). So etwas habe ich bislang noch nie gesehen, aber aller Wahrscheinlichkeit nach war das eine allergische Reaktion auf Bestandteile der Infusion. Diese musste natürlich sofort gestoppt werden. Meine Stationsärztin kam auch dazu und entschied, dass der Patient 250mg Prednisolon und ein Antihistaminikum intravenöse bekommen sollte, um eine potentiell gefährliche systemische Reaktion zu verhindern.
Im Vorbereitungsraum, wo ich die Prednisolon-Spritze aufziehen wollte, habe ich mir dann eine Verletzung zugezogen. Prednisolon hat man zunächst als ein Pulver, welches in eine Lösung zugeführt werden muss. Diese Lösung gab es in einer Glasampulle – diese Ampullen haben keinen Deckel, sondern müssen immer aufgebrochen werden, und bei dieser Aktion habe ich mich (trotz Handschuhe und Tupfer zwischen Finger und Ampulle) ordentlich in den Finger geschnitten. So musste ich meinen blutenden Finger erstmal selbst versorgen, während die Ärztin die Spritzen aufzog.
Von der heutigen Visite (und von einem bemerkten Todesfall während des Rundganges) habe ich heute nichts mitbekommen, da ich 3 Patienten aufzunehmen hatte. Irgendwie bin ich noch sehr langsam dabei, weil die Patienten einfach viel zu viel erzählen und ich mir noch nicht die nötige Autorität zutraue, ihren Redefluss zu unterbrechen um nur das wesentliche zu erfahren. Die meisten Patienten sind sehr schlecht über ihren eigenen Gesundheitszustand informiert; sie wissen weder was für Operationen sie hatten, noch ob sie Grundleiden wie Bluthochdruck oder die Zuckerkrankheit haben. Oftmals haben sie keine Ahnung welche bzw. aus welchem Grund sie bestimmte Medikamente nehmen, oder wissen nicht warum sie eigentlich ins Krankenhaus eingewiesen wurden. So ziehen sich diese Aufnahmegespräche oftmals ewig in die Länge, und oft geben die Patienten völlig andere Sachen an, als das was wir in den Unterlagen haben. Dabei sind das jetzt keine dementen Patienten, sondern solche mit denen man sich noch ganz normal unterhalten kann. Durch diese Verzögerungen bin ich heute nicht mehr zum Essen gekommen – ich bin blos noch zur Nachmittagsbesprechung fertig geworden.
Dienstag, 13. April 2010
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