Freitage sind in der Regel die entspanntesten Tage weil es keine regulären Neuaufnahmen gibt.
Die Visite war auch unspektakulär und nur 2 Blutabnahmen zu tätigen - dabei traute ich mich an die Patientin ran, bei der ich vor wenigen Tagen bereits 3 Fehlversuche hatte. Doch diesmal hat es gut mit dem Gefäß geklappt.
Anschließend hatten wir etwas Zeit, so dass wir einige einfache Entlassungsbriefe schreiben konnten - sogar die für das Wochenende wurden schon fertig gemacht.
Kurz vor 10 wurde ich dann in den OP gerufen wo ich die 1. Assistenz spielen konnte - eine ältere Patientin die ein Rezidiv eines bereits operierten Colon-Karzinoms hatte. Wir tasteten uns schön langsam am Dickdarm entlang und konnten sowohl im Transversum als auch in der Nähe des Caecums eine derbe knotige Struktur spüren - somit war eine erweiterte Hemicolektomie rechts erforderlich (mehr als die Hälfte des Dickdarmes musste raus). Das terminale Ileum (Ende vom Dünndarm) wurde dann über eine end-zu-end Anastomose mit dem Colon Descendens (absteigender Dickdarm) verbunden. Nachdem ich die Wunde zugetackert habe schnitt die Oberärztin nochmal den rausgenommenen Darmabschnitt auf, so dass wir uns den Krebs angucken konnten. Zudem bot es für mich eine gute Möglichkeit den Tastbefund zu müden, da man beim rüberfahren über die Schleimhaut der Unterschied zum Karzinom richtig spürte - sowas muss ich dann auch bei einer rektalen Untersuchung erkennen.
Ich blieb dann gleich im OP-Saal weil noch ein junger Patient zur Appendektomie (Blinddarmentfernung) kam. Das besondere dabei war, dass er eigentlich keine typischen Symptome hatte. Seit etwa 6 Wochen klagte er über leichte sich wiederholende Bauchschmerzen und subfebrile Temperaturen. Beim Sono- und CT zeigte sich dann ein große umkapselte Eiteransammlung im Bereich der Appendix, so dass man sich zu einer Operation entschloss.
Zunächst versuchten wir es laparoskopisch, wo ich wieder den Kamermann spielen konnte, doch als der Operateur diese Verklebungen und Eiterbeulen sah, entschloss er sich dazu den Bauch ganz aufzuschneiden.
Im Bauch musste dann das ganze tote Gewebe rausgeschnitten werden; die Eiterhöhle öffnete sich dabei und ganz viel Zeugs kam dabei heraus. Es konnte aber alles ordentlich ausgeräumt werden und die Bauchhöhle wurde zur Keimreuzierung noch ordentlich durchgespült.
Bei ihm durfte ich anschließend auch alles zutackern.
Nach gut 5 Stunden konnte ich dann endlich raus aus dem OP und mir taten schon richtig die Beine weh. Hunger hatte ich auch; schon während dem Rumwühlen im Bauch hatte ich starkes Magenknurren.
Kurz vor Feierabend gab es dann nochmal Stress - ein Arzt ist erkrankt, und da das Krankenhaus solchen Personalmangel hat, wurde einfach so beschlossen dass ein Student über das Wochenende die Rufbereitschafts machen soll. Das lehnte ich ab, und legte mich daher etwas mit der Oberärztin an. Schließlich müssen wir PJler eigentlich garkeine Dienste machen - es ist schon ein großes Entgegenkommen dass ich überhaupt einige Male im Monat diese Rufbereitschaften machen weil die es einfach nicht auf die Reihe bekommen neue Ärzte einzustellen; aber ich werde mich jedenfalls nicht von heute auf jetzt zu einem Wochenenddienst zwingen lassen. Letztendlich hat sich dann eine andere Studentin dafür bereit erklärt und bekommt dann nächste Woche 2 freie Tage.
Ich blieb erstmal stur und freue mich über mein Wochenende.
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