Für Chirurgen dauerte die Visite heute erstaunlich lang, aber es gab ja auch interessante Sachen zu erzählen - es gab nach langer Zeit endlich die Histologischen Befunde von 2 Patienten.
Bei der einen wurde ja zuvor die Milz bei Verdacht auf ein seltenes Milzmalignom entfernt - die Gewebsuntersuchung des Organs ergab nun, dass es sich um ein großzelliges B-Zell Lymphom handelt. Von daher ist dieser Fall nun aus chirurgischer Sicht erledigt, und die Patientin wird nun zu den Hämatologen verlegt wo sie eine Chemotherapie bekommt.
Bei der zweiten Patientin wurde der halbe Dickdarm rausgeschnitten (bei dieser OP war ich selbst dabei und konnte den Tumor selbst tasten) - der Gewebsbefund bestätigte das Karzinom, und glücklicherweise war kein Lymphknoten befallen, so dass man vorsichtig von einer Heilung sprechen kann.
Weniger Glück hatte ein Patient den ich gestern aufgenommen habe; der Herr mit dem Magenkrebs. Der Magen wurde zwar vollständig rausgeschnitten, jedoch sah man überall in der Bauchhöhle kleine Ablagerungen - eine Peritonealkanzerose mit fataler Prognose.
Das ist schon heftig, wenn ein Mann mit keinerlei Frühsymptomen erst diese Krebsdiagnose bekommt, und nach einer OP in Heilungsabsicht die Prognose dann letztendlich fatal ist.
Sehr böse.
Ansonsten war ich wieder bei einer Schilddrüsen-OP; diesmal etwas spektakulärer weil das so ein richtig großes Ding war welches richtig in die Tiefe ging. Die Operation dauerte ungewöhnlich lange bis dann alles rausgeholt werden konnte.
Auf Station war die Nörgeltante schon wieder weg, aber es kam eine neue Patientin mit Nörgelpotential. Sie beschrieb die schlimmsten Bauchschmerzen im linken Oberbauch so dass man kaum den Bauch abtasten konnte. Zu erwähnen ist, dass sie erst um die 40 ist und sich durch Alkohol und Nikotin bereits ihren halben Körper zerstört hat. Im Frühjahr musste bei ihr wegen einer chronischen Pankreatitis mit Komplikationen eine Whipple-OP gemacht werden; diese radikale OP wird eigentlich nur bei Bauchspeicheldrüsenkrebs gemacht.
Nun, jedenfalls hab ich diese schlimme Symptomatik schön zu Papier gebracht, und 10 Minuten später seh ich sie den Gang entlang wandern um rauchen zu gehen - so vernichtend können die Schmerzen also nicht gewesen sein. Dumm.
Naja, und dann hatte ich etwas Zeit zum Briefeschreiben für die Patienten die am Wochenende entlassen werden sollen. Dabei drängte die Oberärztin dazu, dass ich das nicht selbst schreiben soll sondern auf ein Diktiergerät aufnehmen soll.
Dieser Vorgang dauerte bei mir dann aber doppelt so lange, weil ich zunächst trotzdem handschriftlich etwas formulieren musste eh ich das fließend aufsagen konnte. Das sind halt meine ersten Versuche. Damit habe ich mich bei 3 Entlassungsbriefen ziemlich abgequält, aber dieses diktieren muss man halt auch lernen um ein guter Diktator zu werden.
Ich war später froh, dass alles gut lief, und ich meine Diktate dann später in ausgedruckter Form wiederfand.
Wochenende!
Freitag, 25. September 2009
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