Donnerstag, 24. September 2009

Chirurgie - 6. Woche - "Nörgeltante"

Nun bin ich der letzte verbliebene Student auf meiner Station; unsere schöne Arbeitsteilung kann daher nicht mehr weiter gehen. Einen Stationsarzt gibt es weiterhin nicht so dass es garnicht richtig funktionieren kann.
Nach der Visite habe ich blos eine Blutabnahme geschafft eh ich in den OP gerufen wurde; musste ausgerechnet zu der größten Nörgeltante die sowas von unfreundlich nervig ist. Ihr gespieltes schmerzverzerrtes Gesicht beim Pieksen ging mir dann ziemlich am Arsch vorbei.
Im OP stand ich wieder an einer Schilddrüse die raus musste - nichts spektakuläres.
Danach sollte ich nochmal kurz auf Station um zu gucken ob es dort noch was zu erledigen gab; und natürlich musste ich nochmal zu der Nörgeltante weil sie ein "Bläschen" an der Oberlippe bemerkt hatte. Tatsächlich war das dann eine 2x2 milimeter kleine Schleimhautläsion an der Lippeninnenseite die am ehesten eine banale Aphthe war - dies sagte ich ihr auch so, worauf ein plumpes "Glauben ist nicht gleich Wissen" als Antwort kam. Soll sie doch sonstwo Bläschen bekommen...
Nach einer weiteren Blutabnahme wollte ich eine Neuaufnahme machen, doch mitten im Gespräch wurde ich wieder in den OP gerufen.
Bei dem gestrigen Patienten (der auf eine Spenderniere wartet) sollte eine Sigmadivertikulose rausoperiert werden. Das war dann eine fast 5 stündige OP die so ziemlich auf die Beine und Arme ging - zunächst war ich laparoskopisch wieder der Kameramann als das Sigma ordentlich dargestellt und am Übergang zum Rektum abgetrennt wurde. Danach wurde der Bauch trotzdem leicht offenchirurgisch aufgeschnitten um den Darm rauszuholen; anschließend wurde der zweite Schnitt am Übergang vom Descendens zum Sigma gemacht, so dass das gesammte Sigma abgetrennt war. Die beiden Enden (Descendens -> Rektum) mussten wieder zusammengebracht werden, dies geschah dann transrektal. Unter laparoskopischer Sicht (ich wieder Kameramann) wurde von rektal das Rektum an das andere Ende geschoben und mittels moderner Technik wieder vernäht.
Das war schon eine große Operation die während der gesammten Kantinenöffnungszeit lief; so musste ich mich nachmittags mit einem eigenen belegten Baguette trösten.
Eigentlich hatte ich ja dann Feierabend, da es aber keinen Arzt gab der die Neuaufnahmen machte, hatte ich noch 3 Patienten inklusive Blutentnahmen abzuarbeiten. Struma, Magenkrebs, Struma.
So darf es nicht immer laufen dass ich jetzt wegen deren Personalmangel unbezahlte Überstunden mache.

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