Donnerstag, 15. Oktober 2009

Chirurgie - 9. Woche - "Hypocalzämie"

Eine relativ häufige Komplikation bei der totalen Thyreoidektomie (Schilddrüsenentfernung) ist die postoperative Hypocalzämie - die 4 kleinen Nebenschilddrüsen werden oft geschädigt oder ungewollt mit entfernt, so dass wegen des fehlenden Parathormons der Kalziumhaushalt durcheinander kommt. Bei einer Patientin ist das unglücklicherweise besonders stark aufgetreten; am 2. postoperativen Tag erfolgt normalerweise die Kalziumbestimmung und bei guten Werten kann der Patient entlassen werden - die Patientin wollte am besagten Tag schon so gerne nach Hause, aber ausgerechnet bei ihr zeichnete sich eine ausgeprägte Hypocalzämie ab so dass bis aufs weitere eine Kalziumgabe und eine tägliche Laborkontrolle erfolgt. Dies ist der Grund wesshalb ich die arme Frau jetzt täglich pieksen muss, aber bei so einem niedrigen Kalziumwert wie bei ihr drohen schon ordentliche Krampfanfälle. Das Erstsymptom kribbeln in den Armen und im Gesicht hat sie bereits schon.
Da wir nach den neuen PJ-Richtlinien pro Tertial einen ausführlichen Patientenbericht inklusive aller Befunde zusammenstellen sollen, dachte ich mir, dass ich mir diesen prolongierten Verlauf einer Thyreoidektomie für diese Aufgabe nehme.
Nach den vielen vielen Blutabnahmen konnte ich mich um die einzige Neuaufnahme des Tages kümmern: ein ältere Patient mit Rektumkarzinom der zur präventiven Stomaanlage (künstlicher Darmausgang) und zusätzlicher Portimplantation (zur geplanten Chemotherapie) stationär aufgenommen wurde. Die Kommunikation war erschwert da er bei Stimmbänderlähmung zusätzlich ein Tracheostoma zum Atmen hatte. Desweiteren war er als COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung - die 4. häufigste Todesursache in Industrieländern) sehr kurzatmig.
Im OP war ich dann bei der gestrigen LAD in GAZ ("lieben alten Dame in gutem Allgemeinzustand" - Zitat aus House of God) bei der operativen Sanierung einer riesengroßen Narbenhernie. Der Eingriff dauerte schon ordentliche 3 Stunden.
Danach konnte ich gleich im OP bleiben weil über die Notaufnahme ein 12jähriges Mädchen mit einer akuten Appendizitis (Blinddarmentzündung) kam. Der laparoskopische Eingriff verlief komplikationslos und ich durfte dabei wieder den Kameramann spielen.
Jetzt habe ich theoretisch aufgrund von 2 Studientagen ein verlängertes Wochenende, jedoch bin ich bis Freitag früh noch in OP-Rufbereitschaft.

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