Montag, 30. November 2009

Chirurgie - 16. Woche - Studientag

:-P
meine letzte Woche in der Chirurgie beginnt mit einem erholsamen Studientag.

Freitag, 27. November 2009

Chirurgie - 15. Woche - ""ungewöhnliche Gerüche"

Heute gab es kaum was zu tun - zwar sollte ich selbständig eine Magensonde bei einem Patienten legen, jedoch war es einer mit einer frischen 2/3 Magenresektion, so dass es sich die Oberärztin anders überlegt hatte und ich dann zugucken durfte. Besser so, denn der arme Patient hat bei der Magensonde ziemlich heftig reagiert. Der Geruch vom abgesaugten Mageninhalt war dann auch wieder ordentlich.
Dann war ich heute bei einer Nabelhernien-Operation dabei - erstaunlicherweise roch es in der männlichen OP-Umkleide ziemlich heftig nach Bier...
Auf station gab es dann auch kaum etwas zu tun - einige Blutentnahmen und zahlreiche Entlassungsbriefe. Wenigstens gab es dann noch den erfreulichen Gehaltszettel für den Monat November. Morgen habe ich dann meine letzte Rufbereitschaft - also eine letzte Gelegenheit noch ordentlich €€€€€ zu verdienen. Geld stinkt nicht, oder wie die klugen Lateiner es so sagen: "pecunia non olet".

Donnerstag, 26. November 2009

Chirurgie - 15. Woche - "gefährliches Blut"

Heute bin ich wieder voll einsatzfähig - und nach nur einer Woche Abwesenheit sind mir quasi alle Patienten neu; so gewaltig ist der Patientendurchlauf. Es gab zahlreiche Blutentnahmen und viele Neuaufnahmen (Schilddrüse, Galle, Darmkrebs). Auf die rektale Untersuchung habe ich beim Krebspatienten zunächst verzichtet, weil er bereits in der vergangenen Woche eine gründliche Darmspiegelung hinter sich hatte - und da wird mein Tastbefund nicht aussagekräftiger, zumal sich der Krebs am Coecum befindet. Der Patient, ende 50, hatte die klassischen Beschwerden: unklarer Gewichtsverlust von 10kg sowie Blut im Stuhl. Der Blutabgang war so heftig, dass der Mann bereits bei kleinster Belastung Luftnot bekommt - kein Wunder bei einem Hb von 4,2 mmol/l.
Mit so einem Hb musste er bereits heute 2 Blutkonzentrate bekommen.
Dann hatte ich noch 3 prästationäre Patienten zur Aufnahme: Leistenhernie, Schilddrüse, Leistenhernie.
Die zweite Leistenhernie war dann ein Patient, dessen wichtigste "Nebendiagnose" HIV war - somit hatte ich sozusagen meinen ersten HIV-Patienten im Studium. Natürlich musste auch bei ihm routinemäßig Blut abgenommen werden. Man ist natürlich bei jeder Blutabnahme vorsichtig, aber hier war man dann mit voller Konzentration dabei, da jeder Fehler beim Stechen ins Gefäß, der Entsorgung der Nadel und dem Umgang mit den Blutröhrchen sozusagen "lebensgefährlich" war.
Nachdem ich dann insgesamt 6 Patienten durchgearbeitet habe, gab es dann unseren regulären Ultraschallkurs.

Montag, 23. November 2009

"fieberfrei."

Gestern abend hat es sich schon abgezeichnet, und heute früh ist es nun so weit: ich bin fieberfrei. Neu dazu gekommen ist blos ein lästiger Schnupfen, aber das ist ja nichts im Vergleich zum Abkeimen im Bett.
Letztendlich wird man nie wissen können welcher der vielen hundert Viren der oberen Atemwege mich so flachgelegt haben; ausgeschlossen wurden nur ein Influenzavirus, aber es gibt ja noch zahlreiche andere Verdächtige wie Coronaviren, Adenoviren, Coxsackieviren oder Parainfluenzaviren...
Jetzt bin ich blos am überlegen wann ich wieder zur Arbeit bin, denn im "Praktischen Jahr" werden Krankheitstage blöderweise als Urlaubstage gezählt - nun bin ich zwar bis einschließlich Freitag krankgeschrieben, aber damit geht dann auch bereits mein halber Urlaub den Bach runter. Denke also, dass ich am Mittwoch oder Donnerstag wieder meinen Dienst antreten werde.

Donnerstag, 19. November 2009

"Keine Influenza"

Der PCR-Diagnostik vom Rachen- und Nasenabstrich ist unauffällig. Wurde vor wenigen Minuten vom Krankenhaus angerufen - somit ist eine Grippe-Infektion ausgeschlossen.
Jetzt habe ich zwar weiterhin unklares hohes Fieber, aber immerhin muss ich nicht mehr diese kotz-kapsel Tamiflu mehr einnehmen.

"Zu Risiken und Nebenwirkungen..."

Also Tamiflu ist schon eine ordentliche Chemo-Keule. Die häufigsten unerwünschte Nebenwirkung: Übelkeit und Erbrechen, kann ich nur bestätigen. Gut eine Stunde nach Einnahme fühlte ich mich wie nach einem richtigen Kater.
In der Zwischenzeit habe ich auch im Krankenhaus angerufen ob die schon irgendwelche Testergebnisse haben; dem ist aber nicht so. Somit werde ich wohl erst morgen darüber informiert ob ich eine Influenza-Infektion habe.

"Tamiflu"

Auf Wunsch meiner Mutter, und aufgrund der Tatsache dass ich bereits morgens eine Temperatur von 39.4°C hatte, bin ich nach telefonischer Absprache zu einer Arztpraxis gegangen.
Dies musste außerhalb der Sprechzeiten stattfinden, damit sich niemand in der Praxis infizieren kann. Sowohl ich, als auch die Praxismitarbeiter mussten in Mundschutz sein - schon kurios mit so einer Maske durch die Gegend zu laufen.
Zwar werden mir die Ergebnisse erst heute nachmittags/abends mitgeteilt, aber trotzdem bekam ich erstmal das Virostatikum "Tamiflu" (Oseltamivir) verschrieben, weil das therapeutische Fenster sehr kurz ist. Spätestens 48 Stunden nach Beginn der Symptome sollte die Therapie beginnen, da das Mittel ansonsten wirkungslos ist.
Tamiflu tötet zwar keine Viren ab, verlangsamt aber ihre Vermehrung, so dass der Körper im Schnitt 1-2 Tage früher mit der Infektion fertig ist.
Bis einschließlich dem 27.11. wurde ich auch noch krankgeschrieben, und soll möglichst in Isolation bleiben. Heute abend weiß ich aber endgültig bescheid ob es die Schweinegrippe ist.

Mittwoch, 18. November 2009

"Notaufnahme"

Bei fast 40°C Fieber bin ich heute nachmittag zu meiner eigenen Notaufnahme gegangen - dort bekam ich zunächst Paracetamol intravenös als Infusion angelegt, und einen Mundschutz. Unter dem Verdacht auf eine Influenza Infektion (gegen die saisonale Grippe bin ich allerdings geimpft), wurden mir von Rachen- und Nasenraum Abstriche genommen, und zur PCR-Diagnostik in die Landeshauptstadt geschickt. Morgen Nachmittag soll ich telefonisch über das Resultat unterrichtet werden - also mal gucken.

Chirurgie - 14. Woche - "krank."

Nein, ich habe keine Nebenwirkungen nach der Schweinegrippe-Impfung... ich wurde garnicht erst geimpft, weil ich zum geplanten Zeitpunkt eine erhöhte Körpertemperatur hatte. Nach einer Neuaufnahme auf Station und einer laparoskopischen Gallen-OP habe ich nochmals meine Temperatur gemessen, und da stieg mein Fieber inzwischen auf 39.2°C an. Eine schlagartige Entwicklung innerhalb von nur 4 Stunden. Weitere Symptome, bis auf eine deutlich merkbare Abgeschlagenheit, habe ich derzeit noch nicht.
Habe aus Neugier gleich mein Blut untersucht und auf Entzündungswerte geachtet, aber die Leukos und die CRP lagen noch völlig im Normbereich.
Ein Influenza-Schnelltest war nicht verfügbar, also wurde ich erstmal nach Hause geschickt.
Einen Besuch beim Arzt konnte ich nicht machen, da alle Praxen geschlossen haben - einzige Anlaufstation wäre für mich die Notaufnahme meines Krankenhauses. Je nach Lage werde ich mich dort evtl. vorstellen müssen.

Dienstag, 17. November 2009

Chirurgie - 14. Woche - "Steine im Hals"

Heute war ich mal wieder bei einer Hemithyreoidektomie (halbseitige Schilddrüsenentfernung) dabei, und diesmal war es auch recht spannend weil es einen ungewöhnlichen Befund gab: fast der gesamte halbe Schilddrüsenlappen war verkalkt, es tastete sich wie ein Stein. So einen Tastbefund kenne ich sonst blos nach einer entnommenen Gallensteinblase - einfach ein fester zusammenhängender Stein im Hals. Da bin ich mal gespannt wie die Histologen dieses Organ untersuchen wollen...
Zurück auf Station gab es dann so einige Blutentnahmen sowie 3 Neuaufnahmen (Galle, Galle und eine Darmrückverlegung) - Problem an der ganzen Sache: es gab einen totalen Computerausfall im ganzen Krankenhaus. Somit fehlten die ganzen Patientenklebchen, es konnten keine Barcodes für die Blutröhrchen gemacht werden, und man konnte auch nicht auf Vorbefunde zurückgreifen die mitlerweile alle im Computer gespiechert sind.
Das zögerte die tägliche Routine dann ordentlich hinaus. Alles musste von Hand beschriftet werden, auch jedes kleine Blutröhrchen musste mit Patientenangaben beschriftet werden - zusätlich war auch ein Zettel für das Labor notwendig was man alles untersucht haben möchte. Da die Computer nicht gingen, konnte man aber die Laborwerte später auch nicht nachgucken sondern musste lange auf den schriftlichen Befund warten der dann via Luftpost kam.
Jedoch kämpften wir uns da halbwegs gut durch bis dann einige Stunden später die Computer wieder zum Laufen gebracht werden konnten.
In aller Ruhe konnte ich dann essen und zu meinem Seminar gehen.

Freitag, 13. November 2009

Chirurgie - 13. Woche - "Freitag, der 13."

Heute war endlich wieder letzter Wochentag, d.h. keine geplanten Neuaufnahmen aber dafür ganz viele Entlassungen über das Wochenende.
Aber dafür konnte man sich ordentlich Zeit lassen. Zuerst gab es wieder einen großen Haufen an Blutröhrchen die zur Blutentnahme bestimmt waren - so machte ich also zunächst als Blutzapfer meine Runde.
Dann gab es aber doch noch eine ungeplante Aufnahm zur mini-OP: ein Mann mit einem Glutealabszess; also nur eine Kleinigkeit am Hintern. Nach der Inzision und Abszessentlastung konnte der Mann am späten Nachmittag wieder nach Hause gehen.
Ich habe in der Zwischenzeit dann mehrere Entlassungsbriefe diktiert.
Ein Fall sprach sich heute relativ schnell im Krankenhaus herum:
ein über 200kg schwerer Fettsack, der als verurteilter Kinderschänder im Gefängnis sitzt, bekam im zeitlichen Zusammenhang mit seiner Schweinegrippe-Impfung schwere Atemnot durch Anschwellung der Atemwege - am wahrscheinlichsten ist eine allergische Reaktion auf den Impfstoff, aber bei über 200kg und auch sonstigen Vorerkrankungen fällt ihm auch sicher so nicht das Atmen leicht. Aber vielleicht hat jemand mit der Spritze auch Selbstjustiz üben wollen.
Jedenfalls kam der Fettsack mit einem Spezialbett für Überdicke an, und musste darin auch operiert werden weil der OP Tisch nur bis 150kg aushält. Dort bekam der Patient erstmal eine Tracheotomie zur besseren Beatmung.
Naja, sonst war eigentlich nicht viel los auf Station.
Wochenende.

Donnerstag, 12. November 2009

Chirurgie - 13. Woche - Logorrhoe

Dem an Schweinegrippe erkrankten Arzt soll es wieder gut gehen, allerdings verlangt die Gesundheitsbehörde dass Infizierte noch eine Woche fieberfrei zuhause bleiben sollen - erst dann ist die Übertragungsgefahr vorbei. Ansonsten habe ich von keinen weiteren Infektionen gehört, nur dass einige Krankenschwestern von der Nachbarstation sich krankgemeldet haben - jedoch soll dies andere Ursachen haben.
Bei der Frühvisite gab es dann bei uns ein Sorgenkind - eine Patientin die vor 2 Tagen einen Ileus (Darmverschluss) hatte (intraoperativ sah man dann einen krebsverdächtigen Dickdarmbereich der resiziert wurde), klagte heute früh über nächtliche Atemnot und drückende Bauchschmerzen trotz starker Analgesie. Auskultatorisch hörte man ein leichtes Brummen, und über die Drainage entleerte sich ein bräunlich-rötliches Sekret. Im Laborbefund hatte sie einen sehr starken CRP Anstieg sowie einen erhöhten Leukozyten-Wert (Entzündungsparameter). Im Röntgenthorax sah man einen geringgradigen Pleuraerguss. Es kann sein, dass eine Anastomoseninsuffizienz vorliegt, dann müsste der Bauch morgen erneut aufgemacht werden.
Als Neuaufnahme gab es heute nichts exotisches - eine Struma und eine Galle. Gegen Mittag kamen noch zusätzlich 2 prästationäre Patienten die erst am Montag operiert werden sollen.
Ein ansonsten völlig gesunder junger Mann mit einer minimalen Hernia umbilicalis (Nabelbruch), sowie ein gebürtiger Italiener mit einer Hernia inguinalis (Leistenbruch) - dieser Patient hatte solch ein ausgeprägtes Redebedürfniss, dass in diesem Fall die Diagnose einer "Logorrhoe" gerechtfertigt ist.
Einen großen Schrecken bekam ich dann zum Dienstende, als in meinem Umkleidezimmer plötzlich mein Schließfach weg war - mit meinen zivilen Anziehsachen, Jacke, Brieftasche usw.
Somit musste ich noch eine halbe Stunde lang den Hausmeister aufsuchen (der zum Glück noch nicht Feierabend hatte), um dann zu erfahren dass einige Schränke umgestellt worden sind. Die Handwerker nahmen an, dass alles leer gewesen ist. Gott sei Dank konnte man dann meine ganzen Sachen in einem anderen Zimmer wiederfinden.
Und nun habe ich wieder Rufbereitschaft.

Mittwoch, 11. November 2009

Chirurgie - 13. Woche - "exotische Fälle"

Trotz Schweinegrippe am Arbeitsplatz und ständigem Husten von Patienten und Mitarbeitern fühle ich mich noch völlig gesund, und so nahm der Tag erstmal seinen routinierten Gang.
An Blutabnahmen gab es nicht viel zu tun, so dass die heutigen Neuaufnahmen heute mal nicht lange warten mussten. Alle meine 3 Neuaufnahmen waren solche Patienten, die man nicht jeden Tag erlebt, von daher war das teilweise schon was neues für mich.
Der erste Patient war ein Mann mit dem Verdacht auf ein Morbus Hodgkin (quasi ein "Krebs der Lymphknoten") - der auffällige Lymphknoten in der rechten Axilla (den ich jedoch nicht tasten konnte) soll von unseren Chirurgen zur Diagnostik entfernt werden. Zur üblichen körperlichen Untersuchung tastete ich insbesondere die Achselhöhlen, die Leisten und den Hals nach verdächtigen Lymphknoten ab, konnte allerdings nichts verdächtiges finden. Die typische B-Symptomatik (Fieber, Nachtschweiß, Gewichtsverlust) trat nur für den starken nächtlichen Schweiß zu. Zudem ist bereits der Vater vom Patienten an einem bösartigen Lymphom verstorben. Neben der üblichen Blutdiagnostik habe ich zusätzlich noch ein großes Blutbild angefordert, welches allerdings ebenfalls unauffällig war.
Als nächstes kam dann "nur" eine Strumapatientin, die jedoch sowas von unruhig wirkte, dass ich mir ziemlich sicher war dass da eine Schilddrüsenüberfunktion hatte - zudem war sie von der Herzfrequenz ziemlich tachykard, die Darmperistaltik war deutlich verstärkt und geschwitzt hat sie auch noch. Der Laborbefund dann aber eine normale Schilddrüsenfunktion. Als Eigenmedikation hat die Patientin verschreibungspflichtige Beruhigungstabletten mitgebracht (Benzodiazepine), die sie wohl nach Rücksprache mit ihrem Hausarzt im Bedarfsfall schlucken darf. Da ich schon mal eine Famulatur in der geschlossenen Psychiatrie gemacht habe, und dort auch einige Benzodiazepin-Abhängige erlebt habe, kann es auch sein dass die Patientin einen Medikamentenmissbrauch betreibt und diese Unruhe blos eine Entzugssymptomatik war.
Später auf Station war sie sowas von unruhig, klagte zudem über starkes Kribbeln in den Beinen und bestand auf ihre Tablette. Die hat sie dann auch von mir bekommen, weil ich keine Lust hatte dass sie einen Krampfanfall bekommt während ich ganz allein auf Station bin.
Die dritte Patientin kam zu einer "Intervall-Appendektomie" (also eine seit Wochen geplante Blinddarmentfernung) da sie vor gut 6 Wochen ein perityphlitisches Infiltrat im CT hatte - demnach hatte sie eine durchgemachte Blinddarmentzündung ohne wesentliche Symptomatik. Trotzdem entfernt man den Wurmfortsatz, da dort ein erhöhtes Risiko für eine Perforation besteht.
Den vierten Patienten durfte ich nicht aufnehmen, weil er zu einer Gruppe gehört, die nicht von "in Ausbildung befindlichen Mitarbeitern" behandelt werden dürfen. Grund dafür war seine HIV Infektion - zu uns kam er aber wegen einer Leistenhernie die operiert werden sollte.
Zum Dienstende gab es dann noch die Tumorkonferenz die sich heute ewig in die Länge gezogen hat, weil insgesammt 19 Patienten besprochen wurden (ansonten sind es immer um die 5-7). Somit war ich erst gegen 16:30 aus dem Krankenhaus raus.

Montag, 9. November 2009

Chirurgie - 13. Woche - "Der Fluch der Flexüle"

Da übers Wochenende so viele Patienten entlassen worden sind, war die Station heute relativ leer.
Die Blutentnahmen machten auch keine Probleme, aber beim Flexülenlegen musste ich eine Patientin richtig quälen. Sie kam am Sonntag mit unklaren rechtsseitigen Unterbauchbeschwerden und erhöhten Leukozyten, so dass mehr oder weniger der klinische Verdacht auf eine Appendizitis bestand. Die Sonographie ergab jedoch keinen Hinweis auf freie Flüssigkeit im Abdomen (also kein Anhalt für einen entzündlichen Prozess) und stellte die Appendix (Wurmfortsatz des Blinddarms) völlig unauffällig dar. Stattdessen sah man im Ultraschall rechtsseitige Uretersteine die evtl. mit den Schmerzen in Verbindung gebracht werden konnten - jedoch war die Urindiagnostik ziemlich unauffällig, so dass wir erstmal etwas abwarten werden. Jedenfalls war nach nur einem Tag der venöse Zugang nicht mehr zu gebrauchen, so dass ich eine neue flexüle legen sollte.
Die Patientin war dann sehr schmerzempfindsam, so dass man dadurch auch etwas nervöser wird - und dann begann das Stechen. Beim 1. Versuch am Unterarm zuckte sie gleich zusammen und gab sofort Schmerzen an, dass ich die Nadel gleich wieder rausgezogen habe. Na gut, dann eben ein 2. Versuch - hierbei war ich mir ziemlich sicher dass ich richtig im Gefäß lag, weil gleich das Blut entgegen kam. Dann legte ich jedoch die Infusion an, und die Patientin hat dann gleich aufgeschrien, dass es "fürchterlich brennt". Das ist dann ein Hinweis dafür, dass die Infusion nicht in die Vene hineinläuft, sondern in das umliegende Gewebe- das kann dann etwas brennen, aber nicht "fürchterlich". Somit musste ich sie ein 3. Mal stechen - diesmal am Handrücken mit einer etwas dünneren Nadel - dort lief dann die Infusion; allerdings blos in der ersten halben Stunde, danach war auch hier alles dicht. Ein 4. Mal musste ich dann die Patientin stechen, und auch hier kam mir sofort Blut entgegen, so dass ich mir halbwegs sicher war im Gefäß zu sein. Doch bei Infusionsgabe brannte es wieder so "schrecklich". Dann hab ich endgültig aufgegeben und die Oberärztin musste dann die Flexüle legen.
In der Zwischenzeit kümmerte ich mich um die erste Neuaufnahme, die ganz erschrocken war, dass ein Student sie aufnehmen und ihr Blut abzapfen würde. Sie hatte jedenfalls eine rechtsseitige Struma nodosa und wird jetzt zum 1. Mal in ihrem Leben operiert werden - von daher ist diese Aufregung verständlich. Die Blutentnahme klappte auch; es waren immerhin 7(!!) Röhrchen zu füllen.
Die zweite Aufnahme war dann blos eine Frau mit Gallensteinen.
Ansonsten guckten wir auf Station öfter mal nach einem Patienten, bei dem nach der heutigen Leistenbruch OP der Blutdruck abgesackt ist - wobei das nicht wirklich dramatisch war mit 90/50. Der Puls war völlig normal, und klinisch ging es ihm auch völlig gut - kein Schwindel, keine Blässe, keine Kopfschmerzen und die Operationswunde war ebenfalls trocken. Von Kreislaufinstabilität konnte hier also keine Rede sein.
Ansonsten war das ein weitgehend ruhiger Tag; bei einem Patienten suppte noch seit Tagen etwas Sekret aus seiner OP-Wunde, so dass wir heute auf Station den Hautschnitt wieder aufgemacht haben, und dort einen Schwamm mit einer Vakuum-Pumpe rangelegt haben, so dass dieses Wundsekret nun ordentlich abgesaugt wird damit es zu einer regelrechten Heilung kommt.

Freitag, 6. November 2009

Chirurgie - 12. Woche - "Alle raus!"

Heute kam ich etwas ins Schwitzen weil ich bei einem etwas dicklichem Mädchen Blut abnehmen sollte und die Venen dort nicht gerade hervorsprangen. Aber das Kind nahm es gelassen, und nachdem ich den Arm erstmal eine Weile hab runterbaumeln lassen und ordentlich gestaut haben, konnte man mit etwas Fantasie sowas wie ein Gefäß tasten. Tatsächlich kam da auch Blut heraus, so dass ich nicht mehrmals stechen musste. Da die Entzündungswerte sehr stark zurückgegangen sind, wird sie am Wochenende nach Hause gelassen und ich muss da nicht nochmal stechen.
Die anderen Blutentnahmen machten keine Probleme mehr.
Für das Wochenende misteten wir die Station dann richtig aus - die gesunden können alle raus!
Da es heute keine Neuaufnahmen gab, machte es mir nichts aus einen Brief nach dem anderen zu diktieren; es wiederholte sich sowieso weitesgehend: Struma, Galle, Struma, Galle, Appendizitis.
Nur einzelne Besonderheiten mussten natürlich berücksichtigt werden.
In den OP ging ich dann zu einer operativen Sanierung eines Sinus pilonidalis (Wikipedia lässt grüßen!) am Hintern. Zur besseren Darstellung des Fistelganges während der OP wird zunächst ein blauer Farbstoff in das kleine Loch eingespritzt damit man während des Rausschneidens weiß ob man auch alles entfernt hat. Der Patient liegt dabei in der komischsten Lage die man sich vorstellen kann: wie ein umgekehrtes " V " , Oberkörper und Beine nach unten, Hintern nach Oben.
Auf Station gab es dann auch nichts mehr zu tun, so dass man etwas rumgammeln und nach einigen Patienten sehen konnte.
Dann war aber endlich Wochenende.

Chirurgie - 12. Woche - "Der längste Tag"

Nachtrag zum Donnerstag.
Gestern bin ich ja garnicht mehr dazu gekommen hier zu schreiben, denn kaum war ich zuhause, da wurde ich zur Rufbereitschaft gerufen - und als ich danach wieder zurück kam, musste ich nach 2 Stunden abends erneut in den OP - doch dazu später mehr.
Nachdem es 2 Tage lang keine Blutentnahmen gab, standen wie erwartet ein ganzer Stapel an Blutröhrchen die heute gefüllt werden sollten. Jedoch konnte ich dies zunächst nicht tun, da ich gleich für die erste Operation (Schilddrüsenentfernung) im OP Plan stand. Eh ich zurück auf Station war, war es bereits 10 Uhr und die ganzen Neuaufnahmen warteten schon ungeduldig. Ich habe mich aber nicht hetzen lassen, und kümmerte mich erstmal um die ganzen Blutröhrchen, was auch schon eine ganze Weile in Anspruch nahm. Die erste Patientin war dann eine ziemlich dicke und anstrengende Frau die scheinbar richtig OP-geil war - neben den ganz Vorerkrankungen (Art. Hypertonie, Diabetes, Hypercholesterinämie, Morbus Crohn), den vielen Voroperationen (diverse Darmresektionen, Hysterektomie, Appendektomie, und noch irgendwas) hatte sie angeblich auch allerlei Allergien (Pflaster, Desinfektionsmittel, alle Schmerzmittel, alle Antibiotika usw.) - und diesmal bestand sie darauf, dass ihre Eierstöcke mit beidseitigen Zysten entfernt werden sollen, weil die für Bauchschmerzen verantwortlich sein könnten. Da dies unwahrscheinlich aber nicht völlig auszuschließen ist, und die Patientin so so so sehr unters Messer will, wird sie dann also auch nächste Woche operiert werden.
Die weiteren Patienten waren nichts außergewöhnliches.
Dann wurde ich auch schon wieder in den OP zur Gallen-OP gerufen; wieder einmal als Kameramann. Der junge Mann hatte aus unerklärlichen Gründen bereits eine Schrumpfgallenblase, welche ziemlich verwachsen war. Die vielen kleinen Nebengefäße führten auch zu ordentlichen Blutungen, aber ansonsten war das eine komplikationslose OP.
Bereits zu diesem Zeitpunkt habe ich schon eine Stunde vom Ultraschallkurs verpasst, aber nach der OP musste ich zwingend erstmal was essen.
In der verbliebenen Stunde vom Sonokurs schallten wir dann einen Patienten mit Bauchspeicheldrüsenkrebs (so dass wir mal eine veränderte Leber und erweiterte Pankreasgänge sehen konnten) und anschließend eine Frau mit einem Subileus wo man noch teilweise Peristaltik, aber auch freie entzündliche Flüssigkeit um die Darmschlingen sehen konnte.
Dann war Feierabend - aber: Bereitschaftsdienst:
******
Um 16 Uhr wurde ich zur Notaufnahme gerufen, damit ich eine Patientin nach einem Verkehrsunfall aufnehmen konnte. Naja, es war zwar ein Autounfall, jedoch ist die Frau zunächst wieder nach Hause gefahren und hatte erst im Verlauf des Tages Schulterschmerzen bekommen. Dennoch ein Grund sie notfallmäßig aufzunehmen - sie bekam auch ein "Stiff Neck" um ihren Hals zu stabilisieren, da es im Röntgen einen leichten Verdacht auf einen kleinen Schaden in der Halswirbelsäule gab. Ich überprüfte dann die Durchblutung, Motorik und Sensibilität, sowie den neurologischen Status nach der "Glasgow Coma Scale". Die Patientin hatte keinerlei Defizite, jedoch blieb sie zur Überwachung für eine Nacht auf der unfallchirurgischen Station.
Gleich danach konnte ich dann in den OP gehen, wo ein kleines mädchen am Unterarm eine distale Radiusfraktur hatte - dort wurden nur 2 Stabilisierungsdrähte in den Knochen gebohrt und anschließend ein Gips um den Arm angefertigt.
Nach Hause.
Um 20 Uhr kam dann wieder ein Anruf dass ich erneut in den OP soll.
Ein Mann ist vom Rad gefallen, und hat sich ebenfalls am Unterarm eine distale Radiusfraktur zugezogen - jedoch etwas heftiger.
Wieder einmal musste ich mir diese schweren Bleischürzen anziehen (da unfallchirurgsiche Eingriffe immer unter Einsatz von Röntgengeräten stattfinden). Mithilfe eines sehr hohen Druckes über eine Blutdruckmanschette erzeugt man eine Blutsperre im Arm, so dass man dort ziemlich bllutfrei operieren kann. Am beeindruckendsten dabei ist, dass sich dann die Hand des Patienten wie die einer Leiche anfühlt: richtig kalt.
Bei ihm wurde dann der Knochen freigelegt, und mithilfe einer Platte und mehrerer Schrauben in die richtige Position zur Heilung gebracht.
Gegen 22 Uhr war ich dann endlich wieder raus aus dem Krankenhaus.

Mittwoch, 4. November 2009

Nachtrag

Ich hatte doch noch Hunger, also bin ich zum Fortbildungs-Seminar gegangen wo über neue Therapieansätze bei Typ 2 Diabetes berichtet wurde - natürlich "powered by a Pharmakonzern". Somit gab es wieder mal ein Buffet, und nette kleine nützliche Geschenke - Notizblöcke, gleich eine Handvoll Kugelschreiber, ein sehr schön übersichtliches Plakat zum Diabetes was man sich schön in seine eigene Praxis aufhängen könnte, Hygieneartikel, und am tollsten: eine Stimmgabel! Diese Stimmgabeln sind ideal für die Diagnostik einer diabetischen Neuropathie (Nervenschaden in Folge der Zuckerkrankheit) und kostet normalerweise, aufgrund der spezifischen Frequenzeichung, um die 20-30€. Sowas wird mir für den medizinischen Alltag sehr nützlich sein - nebenbei kann man diese Stimmgabel auch zum Rhinne- und Weber-Test (HNO-Untersuchung) einsetzen.
Eine Lohnenswerte Fortbildung also :-P

Chirurgie - 12. Woche - "Gallentag"

Komischerweise gab es heute wieder keine Blutabnahme - mich stört es ja nicht, aber ich hab keine Lust dass sich das dann alles auf einen Tag konzentriert. Nachdem ich dann einen Entlassungsbrief geschrieben habe, wurde es ein sehr galliger Tag. Als Neuaufnahme kam erstmal ein anfang 20 jähriger Mann mit Gallensteinen zur Gallenblasenentfernung - wie gestern auch heute ein sehr untypischer Fall der mal garnicht den 5 F's entspricht (female, fat, fertile, forty, fair). Danach musste ich zum OP wo ich bei der jungen Gallen-Patientin von gestern mit der Kamera assistieren sollte - bei ihr wurde die Gallenblase völlig problemlos entfernt; selbst wenn sie mal "fat" und "forty" werden sollte, dann wird ihr zumindest dieses Organ keine Probleme mehr bereiten können.
Als nächstes hatte ich auf Station einen weiteren Patientin mit Gallensteinen als Neuaufnahme - dieser war schon etwas kardial vorbelastet weil er vor einigen Jahren eine Bypass-OP hatte; ansonsten war er aber in gutem Allgemeinzustand.
Nach dem Essen diktierte ich noch einen Entlassungsbrief (von einem Patienten den ich garnicht kannte und nie zu Gesicht bekommen habe), und eilte danach zu meinem Seminar.
Heute Nachmittag gibt es wieder ein Seminar welches von einem Pharmakonzern finanziert wird - von daher wird es wieder par Kugelschreiber und was zu essen geben - wenn ich also hunger hab, gehe ich nachher nochmal da hin.

Dienstag, 3. November 2009

Chirurgie - 12. Woche - "4 Fälle & 1 Umzug"

Heute früh gab es erstmal kein Blut abzunehmen - und bei der Visite gab es auch keine großen Auffälligkeiten. Die einzige Besonderheit war, dass ein 13 jähriges Mädchen, welche am Wochenende eine Appendektomie (Blinddarm-OP) hatte, heute plötzlich über 39°C Fieber hatte - dabei ging es ihr klinisch richtig gut: keine Schmerzen, kein Schwächegefühl und einen guten Appetit. Auch im Ultraschall konnte man keine freie Flüssigkeit (Hinweis für eine Entzündung) oder andere pathologische Befunde entdecken - somit bleibt der Fieberschub vorerst ein Rätsel. Vorsorglich wurde trotzdem ein Breitband Antibiotikum und Paracetamol zur Fiebersenkung angeordnet.
Bevor die ersten Neuaufnahmen kamen, habe ich dann schon mal einen Entlassungsbrief diktiert.
Der erste neue Patient war wieder einmal ein Schilddrüsen-Fall; vom Laborbefund her sogar mit hyperthyreoter Stoffwechsellage (Schilddrüsenüberfunktion) - da der Patient aber klinisch völlig unauffällig war, kann morgen wie geplant die totale Thyreoidektomie (Schilddrüsenentfernung) erfolgen.
Die nächste Patientin war dann eine Galle - und sie passte nun mal garnichts ins typische Risikoprofil von Gallensteinen. Im Medizinstudium lernen wir bei Gallen immer die 5 F's: female, fat, fertile, forty, fair (weiblich, übergewichtig, fruchtbar, 40 Jahre alt, hellhäutig bzw. blond). Diese Patientin war aber erst 20 jahre jung, richtig schlank und ohne sonstige Vorerkrankungen. Da sie aber seit wenigen Monaten starke Beschwerden hat, erflgt morgen die Cholezystektomie (Gallenblasenentfernung).
Als nächstes kam dann ein Patient mit einem Hautabszess an der Brust - das aufwändigste hierbei war dann blos die ganzen Nebenbefunde abzuarbeiten und die lange Medikamentenliste zu übertragen. Dennoch hatten wir dann ein interessantes Gespräch, weil der Patient vor Jahren selbst Medizinstudenten unterrichtet hat: der Patient war Biochemiker an einer Uni. Lustigerweise kannte er dann auch meine Biochemie-Dozenten von meiner Uni, so dass man so einiges zu erzählen hatte.
Als letzte Neuaufnahme kam dann eine Patientin mit einer "frischen" Krebsdiagnose: Darmkrebs. Bei ihr erfolgt dann morgen eine Hemikolektomie rechts (halbe Darmentfernung). Auffällig war eine ausgeprägte Ptosis (herabhängendes Oberlid) am rechten Auge. Auf Nachfrage erzählte sie dann, dass sie vor einigen Jahre einen Herpes Zoster Oticus und Ophthalmicus hatte (hierbei handelt es sich um eine Reaktivierung der Windpocken-Viren, die nach jeder Infektion ein Lebenlang im Körper verbleiben, und dann irgendwann einmal im Leben in Form einer Gürtelrose wieder auftreten können - in ihrem besonderen Extremfall wurde dabei das Ohr und das Auge betroffen). Die Ptosis ist also eine direkte Folge davon. Sie hatte auch eine Fazialisparese (Lähmung des Gesichtsnerves, da dieser unmittelbar neben dem Ohr aus dem Schädel hervortritt), die glücklicherweise wieder vollständig zurückgegangen ist. Hier war es dann das erste Mal, dass ich bei der Untersuchung allerlei Gesichtszüge (Grinsen, Backen aufblasen, Augen fest zukneifen, Stirn runzeln) von der Patientin verlangt habe um eine Fazialisparese auszuschließen. Auch der Rekord an Blutröhrchen wurde bei ihr gestellt - ganze 6 Blutröhrchen musste ich von der Frau abzapfen.
Nach dem Essen in der Kantine gab es dann der großen Umzug.
Mein Umkleideraum, welcher auch so ein schöner Ruheraum mit Bett und Computer gewesen ist, wo ich zu Beginn meines PJs mit den anderen Studentinnen immer Karten oder "wer bin ich?" gespielt habe, dieser schöne Raum wurde aufgelöst... - und ich musste ich einen alten, modrigen, sanierungsbedürftigen, stinkigen kleinen Raum ziehen. :(
Na gut, es sind ja jetzt eh meine letzten 5 Wochen.

Montag, 2. November 2009

Chirurgie - 12. Woche - Studientag

Heute also wieder ein ganz entspannter Tag :)