Mittwoch, 30. September 2009

Chirurgie - 7. Woche - "keine OP"

Kaum zu glauben, aber nach langer Zeit musste ich heute kein einziges Mal in den OP. Mir war das recht, weil ich dann endlich wieder etwas mehr Zeit für alles hatte und keine Hektik mehr aufkam.
So konnte ich locker 2 Aufnahmen machen, viel Blut abzapfen, 2 Briefe diktieren und 2 Flexülen legen - wobei meine Trefferquote weiterhin bei 50% liegt: bei der einen Patientin habe ich es gleich auf Anhieb geschafft, während ich es bei einem anderen Patienten nach mehreren Fehlversuchen aufgeben musste. Der Oberarzt hat es aber auch nicht beim ersten Versuch geschafft ;)
Einen kleinen Schreckmoment gab es, als ein Patient wie aus dem Nichts plötzlich hohes Fieber und Schüttelfrost bekam - er hat gezittert wie unter Strom; zudem hatte er eine richtig beschleunigte Atmung so dass ich gleich mal die Oberärzte alarmierte. So wie es plötzlich begonnen hatte, so hörte es genauso plötzlich wieder auf - auch das CT und die Sono waren ohne Auffälligkeiten, so dass das ganze für uns ein Rätsel blieb.
Nachmittags gab es dann wieder unser Studenten-Seminar und zum Feierabend die wöchentliche Tumorkonferenz wo Krebspatienten aus den verschiedensten Abteilungen vorgestellt wurden.
Besonders dramatisch fand ich den Fall einer 42 jährigen Frau die in so jungen Jahren einen Darmkrebs hatte, und nach der Hemicolektomie im Laufe eines Jahres eine massive Metastasierung im Peritoneum, Leber und Lunge entwickelt hatte. Da kann man nichts mehr machen.

Dienstag, 29. September 2009

Chirurgie - 7. Woche - "Galle, Galle und ein verflixter Wurm"

Nach der Visite stellte sich heute früh ein neuer künftiger Assistenzarzt vor - bis er aber als non EU-Bürger seine Arbeitserlaubnis bekommt, wird er bis etwa mitte Oktober den Status eines "Studenten" haben. Aber er ist schon mal da um alles und jeden kennenzulernen und bei der Stationsroutine zu helfen. Das wird eine große Erleicherung endlich wieder einen Stationsarzt zu haben. Ich war dann quasi derjenige der ihm erstmal alles zeigte wie es bei uns so alles abläuft.
Nach der ersten Aufnahme wurde ich dann schon in den OP gerufen und kam dort auch lange nicht mehr heraus.
Die erste OP war eine Galle, die laparoskopisch geplant, aber letztendlich offenchirurgisch beendet wurde. Grund dafür waren massivste Verklebungen in Folge der Entzündung so dass man minimalinvasiv nicht alles sicher darstellen konnte. Offenchirurgisch dauerte es dann aber auch eine ganze Weile um die Gallenblase sicher herausnehmen zu können.
Die nächste OP war dann eine weitere akute Gallenblase welche jedoch laparoskopisch gemacht werden konnte. Der Eingriff war völlig problemlos, doch nebenbei machten wir einen ziemlich gruseligen Befund: die Leberoberfläche war richtig höckrig; viele suspekte Knoten waren da zu sehen - am ehesten handelt es sich wohl um Metastasen eines unbekannten Tumors.
Neben der Gallenentnahme machten wir natürlich auch eine Gewebsprobe aus einem dieser Knoten - wir werden sehen was die Pathologen dazu sagen.
Nach dem langen Rumstehen musste ich noch zu einer weiteren OP im Saal bleiben - diesmal eine Appendizitis. Der Wurmfortsatz wurde dann laparoskopisch abgetragen; bei diesen minimalinvasiven Eingriffen wird das abgetrennte Organ dann immer in so einen Plastikbeutel getan um diesen dann später komplett aus dem Körper zu ziehen. Da aber noch einige kleinere Blutungen gestillt werden mussten, hat erstmal niemand mehr an den Wurm im Beutel gedacht - die Kamera und die Arbeitsgeräte haben wir dann schon rausgeholt und wollten schon fast wieder zunähen, bis dann ein aufmerksamer OP Pfleger fragte wo denn eigentlich der Wurm sei.
Da haben wir also nochmal Glück gehabt.
Wie am vergangenen Donnerstag war ich so lange im OP, dass ich garnicht mehr in die Kantine konnte. Es folgte dann blos noch unser Studentenseminar wo wir uns mit der Endoskopie beschäftigen konnten und auch mal so ein Gerät in die Hand nehmen durften.
Nach Feierabend konnte ich dann mit der neuen Famulantin zu McDonalds fahren und endlich endlich was essen.

Montag, 28. September 2009

Chirurgie - 7. Woche - "Der Tigerente sei Dank!"

Nein, es war kein Traum, die Bundestagswahl ist wirklich so gut gelaufen - diese Gewissheit dass es jetzt endlich eine Tigerenten-Regierung geben wird macht richtig gute Laune :)
Gefreut habe ich mich auch darüber dass wir für die kommenden 2 Wochen noch eine neue Famulantin bekommen haben; daher muss ich nicht mehr so alleine sein.
Nach der Visite war trotzdem viel zu tun - viele Blutabnahmen und beim OP gab es dann auch gleich schon Mecker dass ich zu Spät gekommen bin.
Es war eine Schilddrüsen-OP die immer wieder ordentlich blutete. Das Organ war auch gewaltig und knotig wie Weintrauben. Der Recurrens ließ sich auch nicht ableiten, so dass man schon die Sorge hatte, dass die Patientin nach der OP eine kaputte Stimme haben würde - dies war aber zum Glück nicht der Fall.
Auf Station gab es dann wieder einer Schilddrüsen-Struma Neuafnahme die aber sonst völlig unauffällig war.
Dann wurde ich zu einer weiteren OP gerufen: eine akute Appendizitis (Blinddarmentzündung) bei einem 15jährigen Mädel. Von der Klinik hatte sie diese typischen Druckschmerzen am McBurny- & Lanz-Punkt, der Sonobefund war auffällig und die Entzündungswerte waren auch erhöht.
Die Appendektomie erfolgte laparoskopisch und völlig problemlos.
Dann gabs endlich Zeit fürs "gastroenterologische Konsil" (Essen) wo ich mich mit dem Orthopädie-PJler nochmals ordentlich übers Tigerenten-Wahlergebnis freuen konnte :)
Anschließend musste ich dann zum 3. Mal in den OP weil es einen erneuten Verdacht auf eine akute Appendizitis gab. Offenchirurgisch stellte sich dann aber stattdessen eine Divertikulitis heraus, die zunächst einmal nur mit Drainagen und einer Antibiose behandelt wird.
Nach der Röntgenbesprechung war dann Feierabend.
Ein Hoch auf die Tigerente!! :)

Freitag, 25. September 2009

Chirurgie - 6. Woche - "Ich, der Diktator!"

Für Chirurgen dauerte die Visite heute erstaunlich lang, aber es gab ja auch interessante Sachen zu erzählen - es gab nach langer Zeit endlich die Histologischen Befunde von 2 Patienten.
Bei der einen wurde ja zuvor die Milz bei Verdacht auf ein seltenes Milzmalignom entfernt - die Gewebsuntersuchung des Organs ergab nun, dass es sich um ein großzelliges B-Zell Lymphom handelt. Von daher ist dieser Fall nun aus chirurgischer Sicht erledigt, und die Patientin wird nun zu den Hämatologen verlegt wo sie eine Chemotherapie bekommt.
Bei der zweiten Patientin wurde der halbe Dickdarm rausgeschnitten (bei dieser OP war ich selbst dabei und konnte den Tumor selbst tasten) - der Gewebsbefund bestätigte das Karzinom, und glücklicherweise war kein Lymphknoten befallen, so dass man vorsichtig von einer Heilung sprechen kann.
Weniger Glück hatte ein Patient den ich gestern aufgenommen habe; der Herr mit dem Magenkrebs. Der Magen wurde zwar vollständig rausgeschnitten, jedoch sah man überall in der Bauchhöhle kleine Ablagerungen - eine Peritonealkanzerose mit fataler Prognose.
Das ist schon heftig, wenn ein Mann mit keinerlei Frühsymptomen erst diese Krebsdiagnose bekommt, und nach einer OP in Heilungsabsicht die Prognose dann letztendlich fatal ist.
Sehr böse.
Ansonsten war ich wieder bei einer Schilddrüsen-OP; diesmal etwas spektakulärer weil das so ein richtig großes Ding war welches richtig in die Tiefe ging. Die Operation dauerte ungewöhnlich lange bis dann alles rausgeholt werden konnte.
Auf Station war die Nörgeltante schon wieder weg, aber es kam eine neue Patientin mit Nörgelpotential. Sie beschrieb die schlimmsten Bauchschmerzen im linken Oberbauch so dass man kaum den Bauch abtasten konnte. Zu erwähnen ist, dass sie erst um die 40 ist und sich durch Alkohol und Nikotin bereits ihren halben Körper zerstört hat. Im Frühjahr musste bei ihr wegen einer chronischen Pankreatitis mit Komplikationen eine Whipple-OP gemacht werden; diese radikale OP wird eigentlich nur bei Bauchspeicheldrüsenkrebs gemacht.
Nun, jedenfalls hab ich diese schlimme Symptomatik schön zu Papier gebracht, und 10 Minuten später seh ich sie den Gang entlang wandern um rauchen zu gehen - so vernichtend können die Schmerzen also nicht gewesen sein. Dumm.
Naja, und dann hatte ich etwas Zeit zum Briefeschreiben für die Patienten die am Wochenende entlassen werden sollen. Dabei drängte die Oberärztin dazu, dass ich das nicht selbst schreiben soll sondern auf ein Diktiergerät aufnehmen soll.
Dieser Vorgang dauerte bei mir dann aber doppelt so lange, weil ich zunächst trotzdem handschriftlich etwas formulieren musste eh ich das fließend aufsagen konnte. Das sind halt meine ersten Versuche. Damit habe ich mich bei 3 Entlassungsbriefen ziemlich abgequält, aber dieses diktieren muss man halt auch lernen um ein guter Diktator zu werden.
Ich war später froh, dass alles gut lief, und ich meine Diktate dann später in ausgedruckter Form wiederfand.
Wochenende!

Donnerstag, 24. September 2009

Chirurgie - 6. Woche - "Nörgeltante"

Nun bin ich der letzte verbliebene Student auf meiner Station; unsere schöne Arbeitsteilung kann daher nicht mehr weiter gehen. Einen Stationsarzt gibt es weiterhin nicht so dass es garnicht richtig funktionieren kann.
Nach der Visite habe ich blos eine Blutabnahme geschafft eh ich in den OP gerufen wurde; musste ausgerechnet zu der größten Nörgeltante die sowas von unfreundlich nervig ist. Ihr gespieltes schmerzverzerrtes Gesicht beim Pieksen ging mir dann ziemlich am Arsch vorbei.
Im OP stand ich wieder an einer Schilddrüse die raus musste - nichts spektakuläres.
Danach sollte ich nochmal kurz auf Station um zu gucken ob es dort noch was zu erledigen gab; und natürlich musste ich nochmal zu der Nörgeltante weil sie ein "Bläschen" an der Oberlippe bemerkt hatte. Tatsächlich war das dann eine 2x2 milimeter kleine Schleimhautläsion an der Lippeninnenseite die am ehesten eine banale Aphthe war - dies sagte ich ihr auch so, worauf ein plumpes "Glauben ist nicht gleich Wissen" als Antwort kam. Soll sie doch sonstwo Bläschen bekommen...
Nach einer weiteren Blutabnahme wollte ich eine Neuaufnahme machen, doch mitten im Gespräch wurde ich wieder in den OP gerufen.
Bei dem gestrigen Patienten (der auf eine Spenderniere wartet) sollte eine Sigmadivertikulose rausoperiert werden. Das war dann eine fast 5 stündige OP die so ziemlich auf die Beine und Arme ging - zunächst war ich laparoskopisch wieder der Kameramann als das Sigma ordentlich dargestellt und am Übergang zum Rektum abgetrennt wurde. Danach wurde der Bauch trotzdem leicht offenchirurgisch aufgeschnitten um den Darm rauszuholen; anschließend wurde der zweite Schnitt am Übergang vom Descendens zum Sigma gemacht, so dass das gesammte Sigma abgetrennt war. Die beiden Enden (Descendens -> Rektum) mussten wieder zusammengebracht werden, dies geschah dann transrektal. Unter laparoskopischer Sicht (ich wieder Kameramann) wurde von rektal das Rektum an das andere Ende geschoben und mittels moderner Technik wieder vernäht.
Das war schon eine große Operation die während der gesammten Kantinenöffnungszeit lief; so musste ich mich nachmittags mit einem eigenen belegten Baguette trösten.
Eigentlich hatte ich ja dann Feierabend, da es aber keinen Arzt gab der die Neuaufnahmen machte, hatte ich noch 3 Patienten inklusive Blutentnahmen abzuarbeiten. Struma, Magenkrebs, Struma.
So darf es nicht immer laufen dass ich jetzt wegen deren Personalmangel unbezahlte Überstunden mache.

Mittwoch, 23. September 2009

Chirurgie - 6. Woche - "Herzphysiologie"

Heute früh wurde ich mal wieder zur üblichen Schilddrüsen-OP gerufen welche völlig unspektakulär verlaufen ist. Es ist letztendlich immer wieder das gleiche - Ligatur der Gefäße, Schonung und Neuromonitoring des N. Recurrens, und dann raus mit dem Ding.
Auf Station gab es an Neuaufnahmen eine weitere Struma-Schilddrüse und einen Mann mit Divertikulitis. Dieser noch relativ junge Mann wartet schon seit 5 Jahren auf eine Spenderniere - das mit den Spenderorganen in Deutschland ist ja der reinste Horror; da muss es umbedingt eine Gesetzesänderung geben weil das Angebot an Organen so gering ist. In anderen Staaten ist es genau umgekehrt - dort wird man automatisch als Organspender in Betracht gezogen wenn man das nicht ausdrücklich ablehnt; mit dieser Regelung sind die Wartezeiten viel kürzer und es können hunderte oder gar tausende von Leben gerettet werden - ganz zu schweigen von der Lebensqualität. 5 Jahre lang 3x in der Woche zur Dialyse ist auch schon eine ordentliche Belastung.
Die Blutabnahmen haben heute alle geklappt, nur das Legen einer Flexüle machte mal wieder Schwierigkeiten. Nach 2 erfolgrosen Versuchen an der Hand wählte ich dann schließlich eine bescheuerte Stelle in der Ellenbeuge, aber dort klappte es dann wenigstens.
Ansonsten hatten wir heute noch ein Seminar zum Thema Herzinsuffizienz, und das war alles sehr physiologisch - von Klinik, Diagnostik und Therapie hatten wir Studenten natürlich halbwegs Ahnung, aber der Dozent wollte das alles vom physiologischen Aspekt wissen. Die ganzen Sachen a la Starling-Mechanismus, HZV, enddiastolischer ventrikulärer Druck usw. usw. brachte uns dann ordentlich ins Schwitzen. Aber letztendlich war so ein interaktives Seminar viel besser als wenn man blos da sitzt und einem Vortrag zuhört.

Dienstag, 22. September 2009

Chirurgie - 6. Woche - "Multimorbide Patienten"

Blutabnahmen gab es heute keine, so dass ich nach der Frühbesprechung gleich zum OP konnte. Es handelte sich um eine endoskopische Leistenhernien-Operation. Dieser Eingriff ist für mich sowas von unübersichtlich - ich durfte da wieder den Kameramann spielen, aber von Orientierung kann keine Rede sein. Man befindet sich dann mit den Instrumenten direkt unter dem Rectus-Muskel und kommt garnicht erst in den Bauchraum hinein; mit der Kamera folgte ich blos der Chirurgin bei ihrer Arbeit.
Auf Station löste ich mich dann mit der Famulantin ab; sie ging zu einer Schilddrüsen-OP, und ich kümmerte mich um die Neuaufnahmen. Eine Patientin mit Zustand nach einer biliärer Pankreatitis bei der jetzt vorsorglich die Gallenblase entfernt werden soll ging relativ schnell - sie war nie zuvor im Krankenhaus und hatte keinerlei Vorerkrankungen.
Bei der zweiten Patientin dauerte die ganze Aufnahme dagegen richtig lange; sie kam mit einem Darmkrebs zur rechtsseitigen Darmentfernung (Hemikolektomie rechts). Die ganze Medikamentenliste war ja schon der Hammer: die ganze Palette an Herzmedikamenten, Blutdrucksenkern, Cholesterinsenkern, Zuckertabletten, Gerinnungshemmer, Harnsäuresenker und die stärksten Schmerzmittel. Präoperativ musste dann ein ganzes Stück davon abgesetzt werden. Zudem hatte sie eine große Zahl an Nebenbefunden: Vorhofflimmern, Hüft- und Schultergelenke, Diabetes und nun auch noch den Darmkrebs. Blutkonserven mussten bestellt werden, Tumormarker bestimmt und Röntgen- sowie EKG Diagnostik mussten angefordert werden. Die Untersuchung zog sich wegen der Schmerzen auch eine ganze Weile hin, zudem muss eine Darmpatientin obligatorisch rektal untersucht werden.
Nach diesem ganzen langen Gewusel wurde ich dann auch wieder in den OP gerufen.
Zum Glück war das nur eine kurze Operation - eine laparoskopische Cholezystektomie (Gallenblasenentfernung) bei der Patientin die ich gestern aufgenommen habe.
Dort konnte ich dann wieder den Kameramann spielen.
Nach der OP bemühten wir 2 Studenten uns kurz noch um einen Entlassungsbrief und konnten dann endlich von Station abhauen um unser Seminar zu besuchen. Dort wurde uns die Strahlentherapie etwas näher gebracht.

Montag, 21. September 2009

Chirurgie - 6. Woche - "Böser Onkel Doktor"

Die heutigen Blutentnahmen klappten alle sehr schön - zum ersten Mal habe ich mich auch an die Gefäße eines Kindes rangetraut; die 6jährige hatte ja nun wirklich kleine Venen, und da die Eltern direkt anwesend waren stand man unter doppeltem Druck. Da war ich quasi der böse Onkel Doktor der die kleinen Kinder mit Pieksern quält. Hat aber alles ganz gut funktioniert.
Im OP war ich heute bei einer vermeintlichen Leistenhernien-OP dabei, jedoch stellte sich heraus dass es eine Hydrozele war die dann entlastet wurde. Es war aber schon faszinierend wie der ganze Hoden aus dem Leistenkanal zuerst rausgezogen und später wieder durch den Kanal in den Hodensack reingesteckt wurde. Da konnte man die ganze Anatomie rekapitulieren wie da der Hoden an seinem Samenstrang hing. Dieser Eingriff ging jedoch ganz schnell, so dass ich mich um eine Neuaufnahme und einen Brief kümmern konnte.
Bei der neuen Patientin handelte es sich um eine symptomatische Gallensteinblase die morgen laparoskopisch entfernt werden soll. Sonst gab es noch eine Struma die von der anderen Studentin aufgenommen wurde, und anschließend gingen wir noch zu einer Frau mit Ovarial-Ca. (Eierstockkrebs) die nach ihrer Debulking-Operation ein Ileostoma hatte. Dort soll jetzt geklärt werden ob eine Rückverlegung des Darmes möglich ist.
Man konnte sagen, dass dieser Tag relativ ruhig verlief.

Freitag, 18. September 2009

Chirurgie - 5. Woche - "etwas Krebs, ganz viel Eiter und ein Disput"

Freitage sind in der Regel die entspanntesten Tage weil es keine regulären Neuaufnahmen gibt.
Die Visite war auch unspektakulär und nur 2 Blutabnahmen zu tätigen - dabei traute ich mich an die Patientin ran, bei der ich vor wenigen Tagen bereits 3 Fehlversuche hatte. Doch diesmal hat es gut mit dem Gefäß geklappt.
Anschließend hatten wir etwas Zeit, so dass wir einige einfache Entlassungsbriefe schreiben konnten - sogar die für das Wochenende wurden schon fertig gemacht.
Kurz vor 10 wurde ich dann in den OP gerufen wo ich die 1. Assistenz spielen konnte - eine ältere Patientin die ein Rezidiv eines bereits operierten Colon-Karzinoms hatte. Wir tasteten uns schön langsam am Dickdarm entlang und konnten sowohl im Transversum als auch in der Nähe des Caecums eine derbe knotige Struktur spüren - somit war eine erweiterte Hemicolektomie rechts erforderlich (mehr als die Hälfte des Dickdarmes musste raus). Das terminale Ileum (Ende vom Dünndarm) wurde dann über eine end-zu-end Anastomose mit dem Colon Descendens (absteigender Dickdarm) verbunden. Nachdem ich die Wunde zugetackert habe schnitt die Oberärztin nochmal den rausgenommenen Darmabschnitt auf, so dass wir uns den Krebs angucken konnten. Zudem bot es für mich eine gute Möglichkeit den Tastbefund zu müden, da man beim rüberfahren über die Schleimhaut der Unterschied zum Karzinom richtig spürte - sowas muss ich dann auch bei einer rektalen Untersuchung erkennen.
Ich blieb dann gleich im OP-Saal weil noch ein junger Patient zur Appendektomie (Blinddarmentfernung) kam. Das besondere dabei war, dass er eigentlich keine typischen Symptome hatte. Seit etwa 6 Wochen klagte er über leichte sich wiederholende Bauchschmerzen und subfebrile Temperaturen. Beim Sono- und CT zeigte sich dann ein große umkapselte Eiteransammlung im Bereich der Appendix, so dass man sich zu einer Operation entschloss.
Zunächst versuchten wir es laparoskopisch, wo ich wieder den Kamermann spielen konnte, doch als der Operateur diese Verklebungen und Eiterbeulen sah, entschloss er sich dazu den Bauch ganz aufzuschneiden.
Im Bauch musste dann das ganze tote Gewebe rausgeschnitten werden; die Eiterhöhle öffnete sich dabei und ganz viel Zeugs kam dabei heraus. Es konnte aber alles ordentlich ausgeräumt werden und die Bauchhöhle wurde zur Keimreuzierung noch ordentlich durchgespült.
Bei ihm durfte ich anschließend auch alles zutackern.
Nach gut 5 Stunden konnte ich dann endlich raus aus dem OP und mir taten schon richtig die Beine weh. Hunger hatte ich auch; schon während dem Rumwühlen im Bauch hatte ich starkes Magenknurren.
Kurz vor Feierabend gab es dann nochmal Stress - ein Arzt ist erkrankt, und da das Krankenhaus solchen Personalmangel hat, wurde einfach so beschlossen dass ein Student über das Wochenende die Rufbereitschafts machen soll. Das lehnte ich ab, und legte mich daher etwas mit der Oberärztin an. Schließlich müssen wir PJler eigentlich garkeine Dienste machen - es ist schon ein großes Entgegenkommen dass ich überhaupt einige Male im Monat diese Rufbereitschaften machen weil die es einfach nicht auf die Reihe bekommen neue Ärzte einzustellen; aber ich werde mich jedenfalls nicht von heute auf jetzt zu einem Wochenenddienst zwingen lassen. Letztendlich hat sich dann eine andere Studentin dafür bereit erklärt und bekommt dann nächste Woche 2 freie Tage.
Ich blieb erstmal stur und freue mich über mein Wochenende.

Donnerstag, 17. September 2009

Chirurgie - 5. Woche - "Der Schall der Leber"

Glücklicherweise wurde ich heute Nacht nicht angefordert, so dass ich während meiner Rufbereitschaft gut schlafen konnte.
Gleich nach der Visite wurde ich schon in den OP gerufen, und erneut war es eine totale Thyreoidektomie. Am Kopfende hatte ich meinen gewohnten Platz, während im Hals ordentlich rumgewühlt wurde. Beidseitig war das eine eine richtig knotige Schilddrüse, und es musste schon sehr aufgepasst werden dass der Nervus recurrens nicht zu Schaden kommt.
Nach 2 Stunden pingeliger Feinarbeit wurde das ganze Organ entnommen, und jeder durfte es einmal in der Hand halten um das Gewicht zu schätzen. Mit meiner 130g Schätzung lag ich nur knapp über dem tatsächlichen Gewicht, aber ich habe trotzdem gewonnen weil ich am nächsten dran war ;)
Auf Station wurden dann noch schnell 2 Hämorrhoiden-Briefe geschrieben damit die Patienten entlassen werden konnten - eine Blutentnahme zur Blutgruppenbestimmung folgte auch noch, damit ich 3 Erythrozytenkonzentrate für eine morgige Operation bestellen konnte.
Als Neuaufnahme bekamen wir eine Frau mit Verdacht auf einen bösartigen Milztumor, bei der morgen eine Splenektomie (vollständige Milzentfernung) erfolgen soll. Außerdem kam noch ein Mann mit einer kleinen reponiblen Leistenhernie.
Nach langer Zeit hatten wir dann heute endlich wieder unseren Ultraschallkurs - heute zum Themenfeld Leber. Da durften wir uns 2 Stunden lang schön gegenseitig Schallen um die Leber aus wichtigen Schnittrichtungen darzustellen - Leberhilius, Leberunterrand, Lebervenenstern usw. - das erfordert schon eine ganze menge Übung um sowas mal zu beherrschen.

Mittwoch, 16. September 2009

Chirurgie - 5. Woche - "Kameramann"

Unsere dritte Oberärztin ist heute aus dem Urlaub zurück, so dass wir nun 3 Oberärzte, keinen Chefarzt und keine Assistenzärzte haben. In einer Woche bin ich dann der einzige Student, also bin ich ziemlich skeptisch wie das dann laufen soll wenn ich für alle Aufnahmen und Entlassungsbriefe zuständig sein soll, während ich immer wieder als Hakenhalter in den OP gerufen werde. Mitten im Aufnahmegespräch wurde ich zum OP gerufen, blos um nach der ganzen Umkleideprozedur zu erfahren dass ich erst später gebruacht werde.
Die spätere Sache war dann eine laparoskopische Cholezystektomie (Gallenblase raus). Da es ein minimalinvasiver Eingriff war, und der ganze Eingriff über Werkzeugstäbe in der Bauchhöhle erfolgt, ist auch eine Kamera erforderlich. Somit war ich neben dem Hakenhalten auch wieder einmal der Kameramann der das ganze Operationsgebiet für den Chirurgen auf den Monitor gebracht hat. Für diese Aufgabe war ich aber sowas von verrenkt - mit der linken Hand sollte ich Druck auf eine Zange ausüben, mit dem rechten Arm musste ich im äußerst anstrengenden scharfen Winkel und gehobener Schulter die Kamera bedienen, und außerdem musste ich meinen Kopf dabei ganz weit drehen weil der Monitor hinter mir stand... und sowas dann 2 Stunden lang.
An sich war die Operation relativ unproblematisch; durch die chronische Entzündung der Gallenblase war jedoch blos der Magen mit der Gallenblase verwachsen - ließ sich aber relativ gut davon ablösen.
Auf Station wartete dann ein ganzer Haufen an ungeschriebenen Arztbriefen die wir dann noch erledigen mussten. Dafür habe ich jetzt endlich meinen eigenen Account mit Passwort in deren Krankenhaus-System, so dass ich alle Befunde aufrufen und Anforderungen in Auftrag geben kann.
Dann hatten wir Studenten noch unser Seminar, wo die Konzentration aus lauter Müdigkeit stark nachgelassen hat.
Nun sitze ich auf Abruf weil ich bis morgen früh meine OP-Rufbereitschaft habe. Wäre sehr froh, wenn mich heute mal keiner anruft.

Dienstag, 15. September 2009

Chirurgie - 5. Woche - "Keine Ruhe"

Da jetzt die Tage immer kürzer werden, und die Sonne immer später aufgeht, konnte ich heute früh im 4. Stock meines Krankenhauses zum ersten Mal einen richtig schönen Sonnenaufgang betrachten. Eine rote Scheibe die langsam über den Horizont hinweg zum Vorschein kam.
Auf Station erfuhr ich dann, dass heute früh eine Patientin verstorben ist, die ich noch vor 2 Wochen aufgenommen habe. Nach einer Hemicolektomie beim Coecum-Ca. wurde sie zunächst auf die Intensivstation verlegt, wo sie stark erbrechen musste. Vieles davon ist auch in die Lunge gegangen, so dass sie eine schlimme Aspirationspneumonie bekam. Heute früh gegen 5 Uhr verstarb sie dann im Schlaf.
Nach der kurzen Visite wurde ich wieder zu einer Operation gerufen - richtig, erneut eine Schilddrüsen-OP. Es wurde nur der rechte Lappen mit einem kalten Knoten entfernt.
Wieder auf Station waren wir 2 einzig verbliebenen Studenten schnell überfordert - mehrere Neuaufnahmen gleichzeitig, Entlassungsbriefe schreiben, zwischendurch par Blutentnahmen, und außerdem musste noch eine ganze Reihe von Patienten die bereits auf Station liegen von uns aufgenommen werden. Dabei ist es ziemlich blöde, eine aktuelle Anamnese und einen Status von jemanden anzufertigen, der bereits seine Therapie hinter sich hat.
Bei einem bettlägrigen Patienten mit Stuhlverhalt musste ich auch eine rektale Untersuchung durchführen, und sobald der Finger im Rektum war, entleerte sich eine ganze Menge einer klaren Flüssigkeit. Mittels retrograder Kontrastmittel-Eingabe zeigte sich anschließend, dass die unteren Darmabschnitte komplett undurchlässig sind, so dass vermutlich noch heute abend operiert worden ist.
Nach dem Seminar und der Röntgenbesprechung konnten wir dann endlich wieder nach Hause.

Montag, 14. September 2009

Chirurgie - 5. Woche - Studientag

Heute mal wieder keine Patienten gepiekst ;)

Freitag, 11. September 2009

Chirurgie - 4. Woche - "MRSA"

Langes Wochenende! :)
Da ich mir den kommenden Montag als "Studientag" genommen habe, werde ich einen zusätzlichen Tag zum Ausschlafen haben.
Gut schlafen konnte ich trotz Bereitschaftsdienst auch in der vergangenen Nacht. Nach 18 Uhr wurde ich nicht mehr angerufen, so dass ich ganz normal bis heute früh schlafen konnte.
Wenn das immer so ist, dann kann ich öfter mal solche Rufbereitschaften machen.
Von Station gibt es eigentlich nicht viel zu erzählen - viele Patienten wurden zum Wochenende nach Hause entlassen, so dass wir Studenten einige zum Teil recht ausführliche Arztbriefe schreiben durften. Aber wir hatten ja die Zeit; zum OP wurde ich heute nicht abgerufen - auf 4 Struma-OPs hintereinander hätte ich auch keine Lust gehabt.
Da wir jetzt einen MRSA-Patienten auf Station haben müssen wir uns immer schön verkleiden wenn wir zu ihm müssen; ärgerlich ist es da blos wenn man irgendetwas vergessen hat und sich nach 5 Minuten erneut umkleiden muss. Diesen Problemkeim findet man aber regelmäßig in allen Krankenhäusern und auf allen Stationen - ich bin mir auch ziemlich sicher, dass auch draußen im normalen Alltag jeder 10. mit dem normalerweise harmlosen MRSA Bakterien besiedelt ist. Wir haben doch alle ein bischen MRSA.
Außerdem gab es heute noch einen Abschiedskuchen weil eine PJlerin ihren letzten Tag in der Chirurgie hatte. Freue mich jetzt schon wenn ich dieses Tertial hinter mir habe.

Donnerstag, 10. September 2009

Chirurgie - Bereitschaftsdienst

Kaum war ich für eine halbe Stunde zu Hause, da klingelte schon das Telefon, dass ich in den OP soll. Zunächst sollte ich blos beim Halten einer extrem adipösen 17jährigen helfen, weil sie einfach zu voluminös für den OP Tisch war. Zudem musste sie zur Seite gedreht werden, weil sie an der Rima ani einen Pilonidalabszess hatte - siehe Google Bildersuche...
Danach folgte noch eine Patientin mit einer akuten Appendizitis (Blinddarmentzündung) die operiert werden musste. Es handelte sich hier um eine laparoskopische Appendektomie, also ein Minimalinvasiver Eingriff. Zunächst wurde ordentlich viel Gas in die Bauchhöhle gepumpt (um drinnen viel Platz zu schaffen), und dann wurden über 2 Schnittkanäle die Arbeitszangen eingeführt, und über einen Schnittkanal eine starre endoskopische Kamera die ich bedienen sollte.
Meine Aufgabe war es dann die Appendix immer im Blickfeld zu halten damit der Operateur da mit seinen Zangen spielen konnte. Außerdem durfte ich mit der Kamera eine kleine Rundreise durch den Unterbauch machen, so dass ich noch die Peristaltik der Harnleiter, den Uterus mit den Ovarien, sowie den Douglas'schen Raum hinter dem Uterus wo sich entzündungsbedingt Flüssigkeit angesammelt hatte.
Nach knapp 2 Stunden konnte ich dann wieder nach Hause, und hoffe dass ich nicht mehr angerufen werden - aber die Nacht ist ja noch lang.

Chirurgie - 4. Woche - "Briefe"

Unsere Station hat weiterhin eine minimale Belegung, so dass die Visite kurz war und die Blutentnahmen auch schnell gingen - eigentlich. Jedoch hatte ich eine ältere bettlägrige Dame mit ganz schlechten Gefäßen; der ZVK war an allen Schenkeln dicht, und nach 2 erfolglosen Stichen musste ich bei ihr aufgeben. Zu meiner Erleichterung hatte selbst der Oberarzt seine Probleme dabei.
Da ich durch diese Verzögerungen die Neuaufnahmen verpasst habe, bin ich für die eine andere PJlerin im OP eingesprungen. Wie schon in den vergangenen 2 Tagen stand ich auch heute wieder bei einer Struma am Tisch - nur die Musik war im Saal war heute rockiger und lauter. Cooler als immer wieder "keep keep bleeding".
Nach der OP ging ich mit den anderen zum gastroenterologischen Konsik ( =essen ).
Zurück auf Station konnte ich noch eine Aufnahme bei einem Patienten mit einer Leistenhernie machen.
Unser Sonokurs ist heute erneut ausgefallen, also sollten wir Studenten einige Entlassungsbriefe schreibn. Zum Eingewöhnen habe ich mir erstmal die beiden einfachen Struma- und Gallen Patienten genommen. Bei denen werde ich also meine Unterschriften unter den Arztbriefen setzen. Ich muss aber noch etwas an meinen Formulierungen arbeiten.
Nach der Röntgenbesprechung war dann eigentlich Feierabend, aber für mich gilt das nur so zu halb - heute habe ich bis zum nächsten morgen OP-Rufbereitschaft. Die können mich also jederzeit anrufen wenn sie jemanden bei einer Operation brauchen.

Mittwoch, 9. September 2009

Chirurgie - 4. Woche - "copy & paste"

Nach den Blutabnahmen wurde ich schon gleich in den OP abgerufen, so dass ich von den heutigen Neuaufnahmen (Struma, Galle) nichts mitbekommen habe. Erneut handelte es sich um eine Operation an der Schilddrüse - da der Tast- und Szintigraphiebefund nur einen solitären Knoten im rechten Lappen ergab, sollte diesmal nur der rechte SD-Lappen entfernt werden.
Der heutige Oberarzt zeigte sich (zurecht) etwas verärgert, dass ich über die heutige Patientin eigentlich nichts bescheid wusste. Naja, hab sie weder gestern gesehen (da war ich ja auch im OP als sie aufgenommen wurde) noch heute bei der Visite. Aber künftig werde ich mich vor jeder Operation etwas genauer über den Patienten erkundigen damit mir auch alle Nebendiagnosen und aktuelle Laborwerte bekannt sind.
Es lief im OP-Saal die gleiche CD wie gestern, so dass ich erneut "keep bleeding" zu hören bekam; jedoch war der heutige Eingriff nicht übermäßig blutig.
Auf Station war anschließend nichts mehr zu tun, so habe ich mir am Computer alte Arztbriefe durchgeklickt und dank der wunderbaren Funktion "kopieren" und "einfügen" habe ich mir allerlei Textbausteine in einem Worddokument zusammengefügt. So konnte ich mir dann zum Schluss 6 Seiten ausdrucken - eine kleine Formulierungshilfe für die Routine-Patienten damit es mir einfacher fällt die Entlassungsbriefe zu schreiben.
Übrigens weiß ich jetzt warum unsere Computer im Krankenhaus so schrecklich langsam sind:
der zentrale Server liegt doch tatsächlich in Berlin - bestimmt sind dann alle Krankenhaus-PCs über eine billige kilometerlange Leitung mit Berlin verbunden; und das kann dann ganz schön lahmen.
Röntgen- oder Sonobefunde gab es heute nicht und die Laborwerte waren heute bei allen auch wieder ziemlich in Ordnung.

Dienstag, 8. September 2009

Chirurgie - 4. Woche - "keep bleeding"

Die morgendliche Routine war kurz und recht ereignisslos. Meine Blutabnahmen liefen heute lediglich über ein ZVK, so dass ich niemanden stechen musste.
Zu den 2 regulären Neuaufnahmen (Struma, Galle) bin ich aber garnicht mehr gekommen, weil ich heute in den OP gerufen wurde - zu einer totalen Thyreoidektomie (Schilddrüsenentfernung) bei einer Frau mit einer autoimmun-Thyreoiditis wo sich diverse Knoten entwickelt haben.
Nach meiner sterilen Einkleidung durfte ich wieder am Kopf stehen und mit Klammern die Operationswunde offen halten damit der Chirurg dort sorglos arbeiten konnte. Der Hals wurde quer aufgeschnitten, und die langen Halsmuskeln wurden längst gespalten.
Die Schilddrüse ließ sich sehr schwierig darstellen, da diese autoimmun-Thyreoiditis viele Gewebsumbauten und Verwachsungen verursacht hatte - von daher dauerte diese Operation länger als geplant.
Aber zur Entspannung lief ja schöne Musik von der CD.
Keep bleeding, keep keep bleeding - Leona Lewis.
Jedenfalls mussten allerlei Gefäße abgebunden werden um die beiden Schilddrüsenlapen aus dem Hals rauszubekommen; dabei riss auch eine kleine Arteriole, so dass par Spritzer Blut fast einen halben Meter in die Höhe schossen. Ich wurde zwar nicht getroffen, aber trotzdem fühle ich mich darin bestätigt, dass ich während einer OP immer eine Brille tragen. Habe keine Lust arterielle Blutspritzer in die Augen zu bekommen.
Es blutete dort ein ganzes weilchen nach - keep bleeding, keep keep bleeding....
Nach 2,5 Stunden konnte ich dann endlich den OP-Bereich verlassen; bin noch ein bisschen länger mit beim Anästhesisten geblieben weil die Patientin nach der Operation nicht sofort spontan atmen wollte - aber später war alles wieder in Ordnung.
Auf Station war dann auch nichts mehr aufregendes zu tun, so dass man noch in Ruhe einige Laborbefunde durchklicken konnte, und dann zu unserem wöchentlichen Seminar gehen konnte.

Montag, 7. September 2009

Chirurgie - 4. Woche - "Lesestunde"

Diese Woche schrumpft die Belegung unserer Station - 6 oder 7 Entlassungen bei 2 Neuaufnahmen. Mir ist das recht; so ist alles halbwegs übersichtlich und man weiß besser über die einzelnen Patienten bescheid.
Die Visite und die par Blutentnahmen gingen ganz schnell, und da heute keine große Operation vorgesehen war (nur einige Port-Implantationen), warteten wir auf die Neuzugänge - dabei losten wir aus wer wen Aufnehmen soll. Es handelte sich blos um eine Narbenhernie und eine Struma.
Da auch das alles recht schnell erledigt war, klickten wir uns aus langeweile durch allerlei Labor-, Sono- und Röntgenbefunde und versuchten hier und da irgendwas hineinzuinterpretieren.
Auch nach dem Essen gab es eigentlich nichts zu tun, so dass wir Studenten uns in unserem Arztzimmer verschanzten und unsere Bücher rausholten - Lesestunde. Da es jetzt keinen Stationsarzt mehr bei uns gibt, haben wir das Arztzimmer quasi ganz für uns.
So chillten wir dann den ganzen Nachmittag rum bis wir zur Besprechung mussten, wo eigentlich eh nichts besprochen wurde weil alles so ruhig war.

Freitag, 4. September 2009

Chirurgie - 3. Woche - "Vakuum"

Mit der Gewissheit dass heute Freitag war, ist das Aufstehen gleich viel leichter gefallen.
Seit heute haben wir nun bis auf weiteres keinen Stationsarzt mehr, so erfolgte die Visite mit Chef- und Oberarzt. Der Chef war ungeduldig und machte sich bereits nach wenigen Minuten davon, wohingegen der Oberarzt für einen Chirurgen eine erstaunlich ausführliche Visite machte.
Nach der Visite quälten wir Studenten uns etwas mit den Blutentnahmen ab, und anschließend durfte ich mit dem Oberarzt einen Vakuumverband wechseln.
Einen Vakuumverband bekommt man bei (großen) schlecht heilenden Wunden - in dem Fall bei einem "offenen Bauch" wo man nach der Operation das Abdomen nicht richtig zugemacht hat. Dann wird da ein Schaumstoffkissen reingelegt, eine Vakuumpumpe dran angeschlossen und das ganze dann mit einer Folie luftdicht zugeklebt. Alle 3 Tage sollte dann ein Wechsel erfolgen; dabei wird auch abgestorbenes Gewebe herausgeschnitten damit die Heilung besser vorranschreitet.
Es folgten dann wieder par Anmeldungen zur Sono, CT, Colo- und Rektoskopie.
Da heute viele Entlassungen geplant waren, sollten wir Studenten bei den Entlassungsbriefen mithelfen - bis heute hat mir kein Arzt was dazu erklärt, und da jedes Haus und sogar jede Abteilung ihre eigene Art von Arztbriefen hat, habe ich mir von den dienstältesten Studentinnen bei der Formulierung helfen lassen. Habe mir hierzu einen recht banalen Fall ausgesucht, so dass das ganz gut geklappt hat.
Geplante Neuaufnahmen gab es keine, trotzdem mussten 2 Patienten bei uns notfallmäßig aufgenommen werden. Beim ersten ging es recht schnell - ein im Grunde völlig gesunder junger Mann, der blos einen schmerzhaften Periproktitischen Abszess. Viel Spaß beim googeln - es hat schon was mit dem Hintern zu tun.
Bei der zweiten Aufnahme war es dann sehr mühsam, da es sich um eine unruhige 90jährige Patientin mit unklaren Unterbauchbeschwerden handelte. Sie selbst schien verwirrt und konnte uns eigentlich keine Auskünfte erteilen, so dass wir auf eine unvollständige Fremdanamnese angewiesen waren.
Unsere Untersuchung ergab allerlei Befunde: Arrhthmie, Systolikum, giemende Atemgeräusche, Klopfschmerzen entlang der ganzen Wirbelsäule, Klopfschmerzen im Nierenlager bds., nur minimale Darmperistaltik, Varizen an beiden Beinen, eine Faustgroße Nabelhernie und eine Leistenhernie.
Sie bekam zunächst einen Blasenkatheter, eine Laborkontrolle auf Entzündungsparameter und wir ordneten eine Ultraschalluntersuchung an. Gute Besserung.
Dann kam für uns das verdiente Wochenende.

Donnerstag, 3. September 2009

Chirurgie - 3. Woche - "Stress. Frust."

Heute war irgendwie der Wurm drin.
Bin bereits beim Aufstehen müde gewesen - und den anderen ging es ähnlich. Draußen war es grau, und man freute sich nur über die bessere Luft die nach dem Regen kam.
Bei der Frühbesprechung wurde uns neben den obligatorischen Blutabnahmen und Patientenaufnahmen auch noch eine Reihe von organisatorischen Aufgaben gegeben. Alle möglichen Leute sollten zu CTs, Sonos, 24h Blutdruck und sonstigem Kram angemeldet werden. Zudem fehlte noch der HNO-Befund von einer Patientin die morgen an der Schilddrüse operiert werden soll, und ohne das OK vom HNO-Arzt der den Nervus recurrens Status dokumentiert, wird kein Chirurg den Schnitt wagen - denn sollte nach der OP irgendetwas mit der Stimme nicht in Ordnung sein, ohne dass zuvor ein HNO-Arzt in die Kehle geguckt hat, dann haben die Chirurgen meistens die Arschkarte wenn dann die Juristen antanzen. Naja, und so wie nicht anders zu erwarten, konnte der HNO-Arzt bis zum Dienstende nicht mehr erreicht wird. Wie es jetzt weiter geht, weiß ich nicht mehr. Stress. Frust.
Die heutigen Neuaufnahmen waren nicht sehr spektakulär, eine Schilddrüse sowie eine Frau mit stenosierenden Analpolypen.
Viel nerviger war die Dokumentation einer bereits seit über 2 Wochen liegenden Patientin, die jetzt ihre formale "Aufnahme" bekommen sollte - schon dusselig, dass sich in der ganzen Zeit niemand darum gekümmert; erst als sie zu uns kam und man zufälligerweise Studenten hatte, konnte man sowas machen. Die Frau ist aber so bettlägrig, dass ich außer dem Herzstatus nichts weiter untersuchen konnte. Den Bauch konnte ich auch nicht abtasten, da sie einen großflächigen Vakuumverband hatte. Der Informationsgehalt aus dem Anamnesegespräch war ebenfalls sehr dürftig. Stress. Frust.
Bei einer weiteren Patientin gab es auch Probleme - sie sollte einen venösen Zugang bekommen, doch es klappte einfach nicht. Wir waren 4 Studenten auf der Station, und jeder versuchte einmal ein gutes Gefäß zu erwischen, aber es ging einfach nicht. Unser Stationsarzt versuchte dann auch vergeblich die Flexüle zu legen, und selbst der Oberarzt piekste vergeblich.
6 Personen, 6 Piekser, von Student bis Oberarzt, und keiner hatte Erfolg. Stress. Frust.
Letztendlich legte der Oberarzt den Zugang am Fuß; eine sehr ungewöhnliche Lage für eine Flexüle, aber hauptsache es hat geklappt.
Nach diesem frustrierenden Tag freue ich mich, dass morgen wieder der letzte Wochentag ist.

Mittwoch, 2. September 2009

Chirurgie - 3. Woche - "wir schmeißen den Laden"

Nach der heutigen Chefvisite kümmerten wir Studenten uns um den ganzen Stationsbetrieb. Neben den obligatorischen Blutabnahmen & Flexülen legen kümmerten wir uns auch um anfallende Konsile und alle Patientenaufnahmen. Bei einer Patientin bemerkte ich, dass meine gestrige Blutabnahme einen riesengroßen blauen Fleck angerichtet hat. Shit happens - aber das geht in einigen Tagen wieder weg; und die Ärzte können es eh nicht besser weil sie völlig aus dieser Routine raus sind.
Da morgen unser letzter verbleibende Stationsarzt seinen letzen Tag hat, werden wir für die nächsten Wochen so oder so die ganze Station schmeißen müssen.
An Neuaufnahmen gab es 2 Damen mit Dickdarmkrebs, eine Gallenstein-Patientin und eine Frau mit einem kalten derben Knoten in der Schilddrüse - das war das erste Mal wo ich wirklich einmal so einen Knoten tasten konnte; sonst konnte ich irgendwelche kleinen bekannten Knötchen nie getastet.
Nebenbei habe ich bei der Röntgenbesprechung erfahren, dass die Patientin bei der ich gestern noch die Darmschlingen halten konnte, inzwischen auf der Intensivstation verstorben ist. Die Peritonitis hat ihrem bereits so geschwächtem Körper den Rest gegeben.

Dienstag, 1. September 2009

Chirurgie - 3. Woche - "Gedärme"

Die 4 Neuafnahmen die wir heute hatten gingen recht schnell - wenn jemand relativ junges "blos" Gallensteine hat und ansonsten völlig gesund ist, dann geht eine Aufnahme relativ schnell. Man hört sich nur routinemäßig an wie sich eine gesunde Lunge & ein gesundes Herz anhören sollten.
Sobald alles auf Station erledigt wurden, konnten wir Studenten wieder einmal etwas Karten bzw. "wer bin ich?" spielen. Eine PJlerin wurde dann schließlich zu einer Whipple-Operation abgerufen, und bei mir klingelte nach dem Essen auch das Telefon, dass ich in den OP-Saal soll.
Auf dem OP Tisch lag die Patientin, von der ich am Freitag berichtet hatte. Die ältere Dame mit den steigenden Entzündungswerten wo man kein Blut mehr abzapfen konnte.
Übers Wochenende hatte sie auch klinisch eine schwere Entzündungssymptomatik; und da die CT Bilder freie Flüssigkeit im Abdomen anzeigten, entschloss man sich dafür den Bauch nochmal aufzumachen.
Und tatsächlich hatte sie eine lebensbedrohliche diffuse Peritonitis - während man durch Darmschlingen rumwühlte, sah man überall eitrig-fibrinöse Ablagerungen. Zudem war ein kleiner Darmabschnitt nekrotisch. Nahe am Übergang von Dünn- zu Dickdarm wurde der defekte Darmabschnitt entfernt.
Aufgrund der schweren Entzündung konnte man die beiden Darmenden erst einmal nicht wieder zusammennähen, so dass ein Ileostoma gelegt werden musste. Der Dünndarm kommt also durch die Haut aus dem Bauch heraus, so dass die verdauten Speisereste in einen Beutel ablaufen können. Bei klinischer Besserung wird man das ggf. wieder rückgängig machen können.
Naja, und so musste ich erstmal eine ganze Weile im OP stehen.
Als ich fertig war hat schon unser Seminar begonnen, und danach war endlich Feierabend.