Sonntag, 27. Juni 2010

Innere - 12. Woche - "this is it"

Nachtrag zum 18.6. - dem letzten Tag meines Praktischen Jahres.
Nun war es soweit, mein letzter Tag im Krankenhaus. Ein letztes Mal bei der Visite mitgelaufen, die ziemlich deprimierend war weil wir so viele schwerkranke Patienten mit schlechter Prognose hatten - bei den vielen Krebspatienten ging es nur noch darum die Lebensqualität möglichst lange zu erhalten, oder einen Platz im Hospiz zu finden. Eine Stunde nach der Visite ist ein Patient verstorben - schon die ganzen letzten Tage war er nicht mehr ansprechbar und in einem finalen Krebsstadium. An meinem letzten PJ Tag hatte ich somit noch erstmalig eine Leichenschau, wo sichere Todeszeichen wie die Leichenflecken festgestellt wurden.
Hätte ich nicht zwischenzeitlich einen Entlassungsbrief weggebracht, hätte ich auch meine erste Reanimation auf meiner Station miterlebt - ein Patient mit bradykarder Rhythmusstörung hatte einen Herzaussetzer und konnte erfolgreich reanimiert werden. Dieser wird nun wahrscheinlich einen Schrittmacher implantiert bekommen.
Auf Station konnte ich dann noch ein letztes Mal eine Bluttransfusion durchführen, und bei einem anderen Patienten eigenständig eine Portnadel legen. Am Nachmittag hatten wir 3 internistischen PJler noch unser Abschlussgespräch mit dem Chefarzt, wo wir in guter Atmosphäre über unser Tertial sprechen konnten.
Um 13:30 gab es dann unsere "Besprechung" (Deutschland - Serbien) - einfach nur klasse von unserem Chef, dass wir alle gemeinsam in unserem Besprechungsraum das WM-Speil gucken durften! In der Halbzeitpause eilten wir dann alle auf Station um noch dies und jenes zu erledigen - z.B. Flexülen legen bei Patienten die mit ihrer vollen Aufmerksamkeit eh bei der Halbzeitanalyse im TV waren. Wir blieben dann noch alle ein wenig länger um noch die zweite Halbzeit zu sehen, und konnten uns dann in aller Ruhe mit all unseren Kollegen verabschieden.
Es war ein sehr gutes Tertial, weil man gute Arbeitsbedingungen hatte, nette Kollegen, sehr viele internistische Krankheitsbilder, man durfte bei allerlei Sachen zugucken und selbst viele Sachen probieren (Ultraschall, Aszites- und Pleurapunktion, Portnadel legen, Magensonde und Blasenkatheter legen, Bluttransfsionen mit Bedside-Test durchführen usw.).
Nun wird diszipliniert für das Staatsexamen gelernt!

Donnerstag, 17. Juni 2010

Innere - 12. Woche - "letztes Frühstück"

Heute, am vorletzten Tag des Praktischen Jahres, organisierten wir 3 internistischen PJ-Studenten ein gemeinsames Abschieds-Frühstück. Dafür hatten wir reichlich Brötchen, diverse Wurst- und Käsesorten, Obst, Gemüse, Kuchen und Schokolade besorgt. Somit hatten wir eine schöne Frühstückspause mit unseren ärztlichen Kollegen.
Auf Station gab es dann auch noch meine letzte Chefvisite, und vermutlich meine 2 letzten stationären Aufnahmen. Ein ehemaliger Zahnarzt (dem ich gleich von meiner Zahnarzt-Phobie erzählte) der mit unklaren Oberbauchschmerzen kam (Nebendiagnosen: Leberzirrhose, Zustand nach Ulcus duodeni vor 2 Jahren, Hypertonie, Diabetes usw.), sowie ein ein mitte 40 jähriger Mann mit Durchfall und Erbrechen nach seinem Türkei Urlaub. Da dieser allerdings im letzten Jahr ungewollt fast 10 kg an Gewicht verloren hat, und sowohl die Mutter als auch der Bruder an Darmkrebs erkrankt sind, wird bei uns eine Darmspiegelung zum Ausschluss einer bösartigen Erkrankung erfolgen.
Nebenbei konnte ich heute auf der chirurgischen Station den Übersetzer spielen, da auf der Unfallchirurgie 2 polnische Patienten lagen die weder deutsch noch englisch sprachen.
Ein letztes Mal hatten wir heute noch einen Ultraschall-Kurs; diesmal direkt an Patienten. So konnten wir pathologische Befunde an Leber, Niere und Harnblase beurteilen.
Morgen ist dann der letzte Tag vom Praktischen Jahr.

Mittwoch, 16. Juni 2010

Innere - 12. Woche - "Onko- und Pathokonferenz"

Heute hatte ich 2 stationäre Aufnahmen.
Der erste Patient war ein mitte 70 jähriger Patient mit einer als Berufskrankheit anerkannten COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung - vierthäufigste Todesursache in den Industrienationen durch chronisches Versagen der Lungenfunktion; zu 80-90% aller COPD Patienten sind Raucher oder ehemalige Raucher - mein Patient hat allerdings nie geraucht).
Zu uns kam er wegen Obstipationen (Verstopfungen) mit sehr dunklem Stuhlgang seit etwa 4 Monaten - im Prinzip seit er Eisentabletten einnehmen muss (die häufig dunklen Stuhl machen) da er eine chronische Eisenmangelanämie hat. Bei uns soll nun eine Coloskopie (Darmspiegelung) erfolgen um gucken ob der Patient nicht irgendwo im Darmtrakt blutet, was sowohl die Anämie als auch den dunklen Stuhl erklären würde. An Nebendiagnosen hat er eine ewig lange Liste: Diabetes, Bluthochdruck, Glaukom, Zustand nach Schlaganfall, Zustand nach Lungen-OP aufgrund einer Tuberkulose in den 1950er Jahren.
Die zweite Patientin war eine mitte 60 jährige Patientin mit Schluckbeschwerden. In den letzten 4 Wochen konnte sie keine feste Nahrung mehr zu sich nehmen weil alles wieder hochkommt; in dieser Zeit hat sie auch 12 kg an Gewicht verloren. Radiologisch sah man beim Kontrastmittel-Schlocken eine deutliche Verengung am Übergang von Speiseröhre zu Magen. Nun wird bei uns eine Gastroskopie (Magenspiegelung) erfolgen um einen Tumor auszuschließen.
Heute war auch wieder die Tumorkonferenz, und weil ich das beim letzten Mal so gut vorbereitet habe, konnte ich heute erneut 2 Patienten in dieser interdisziplinären Runde vorstellen. Kurioserweise habe ich diese Patienten kein einziges Mal gesehen, aber die Akten und Befunde reichten mir dazu aus. Der eine Patient hat ein weit fortgeschrittenes Pankreaskarzinom (Bauchspeicherdrüsenkrebs), wo es jetzt nur noch darum geht operativ die Nahrungspassage zu ermöglichen, und die eine Patientin hat sehr wahrscheinlich ein Rektumkarzinom (Krebs des Enddarmes), die nun von unseren Chirurgen zur Operation übernommen wird.
Anschließend gab es dann auch wieder die klinisch pathologische Konferenz, wo einige seltene Fälle aus Gynäkologie (ein Mann mit Brustkrebs), Chirurgie/Gynäkologie (nach einer Hernienoperation zeigte die histologische Auswertung des Gewebes dass es sich um eine Metastase eines Eierstockkrebses gehandelt hat), Innere/Chirurgie (Patientin mit M. Crohn, und ein Patient bei dem sich im Darmpolypen ein Lymphom "Lymph-Krebs" gezeigt hatte).
Das ist eine sehr spannende Veranstaltung, allerdings hätte ich während der WM sehr viel lieber Fußball geguckt.

Dienstag, 15. Juni 2010

Innere - 12. Woche - "101"

Heute habe ich meine bisher älteste Patientin aufgenommen: 101 Jahre alt!
Sie ist zwar dement, bettlägrig und kommt zum PEG-Wechsel (Magensonde die direkt durch die Bauchdecke geht), aber trotzdem ist es schon erstaunlich wenn jemand ein dreistelliges Alter erreicht. Im Kaiserreich geboren, den ersten Weltkrieg als Kind überlebt, die Weimarer Republik erlebt, Hitler und den zweiten Weltkrieg, das geteilte Deutschland mit Mauerbau und -fall, das vereinte Deutschland.
Die Therapie beschränkt sich jetzt aber wirklich auf die Basismaßnahmen - die Patientin die noch wach und "vital" ist soll zumindest nicht verdursten oder verhungern müssen.
Bei der Visite gab es nichts besonderes. Frauen im gebärfähigen Alter und Beschwerden im Bauch wurden grundsätzlich danach gefragt ob eine Schwangerschaft sicher ausgeschlossen werden kann - wenn allerdings die Patientin sagt "ich bin nicht schwanger, ich nehme die Pille", dann ist das für uns kein Argument. Auch mit der "Pille" kann man schwanger werden, daher führen wir auch noch zusätzlich Schwangerschaftstest im Urin durch.
Eine andere Patientin klagte über verschwommenes Sehen, und da ich im vorherigen Tertial in der Augenklinik war, bat mich die Stationsärztin da mal nachzugucken. An den Augen wird sie mit großer Sicherheit nichts gehabt haben, aber nebenbei hörte ich auch das Herz ab und stellte fest, dass eine Arrhythmie vorlag - am Aufnahmetag hatte die Patientin im EKG noch einen regelrechten Sinusrhythmus. Im EKG bestätigte sich mein Befund, es lag eine Arrhythmie bei Vorhofflattern vor. Die Patientin wurde daraufhin auf eine andere Station verlegt wo sie an einen Monitor angeschlossen werden konnte. Dort wird sie nun weiter überwacht und diagnostiziert.

Montag, 14. Juni 2010

Innere - 12. Woche - Studientag

WM !
und mein letzter Studientag.

Freitag, 11. Juni 2010

Innere - 11. Woche - "Keine Angst vor Tiefe"

Die Hitze dauert an. Bereits um 6 Uhr früh war es draußen so warm, dass es nur im T-Shirt erträglich war. Die Patientenzimmer wurden wieder abgedunkelt damit unsere Kranken nicht noch stärker leiden müssen. Normalerweise gibt es am Freitag keine reguläre Neuaufnahme, aber heute hatte ich eine mitte 70 jährige Patientin mit seit 4 Wochen bestehenden Durchfällen, Bauchschmerzen und Sodbrennen. Zur Ursachenklärung werden wir Stuhlproben auf pathogene Keime (Noroviren, Rotaviren, Shigellen, Salmonellen, Yersinien, enteropathogene E.coli, Campylobacter, Clostridien) testen, den Bauchraum schallen, eine Kolo- und Gastroskopie durchfhren, sowie verschiedene Tests auf Unverträglichkeiten von Lactose und Lactulose. Auf Station habe ich noch einige Flexülen gelegt und dann beim Briefeschreiben und Diktieren ausgeholfen. In der Funktionsabteilung konnte ich heute erstmalig eine Pleurapunktion durchführen. Bei allerlei Erkrankungen sammelt sich Flüssigkeit im Lungenraum an, so dass die Patienten schnell luftnötig werden. Die Patientin mit dem ausgeprägten Pleuraerguss hatte eine schwere Herzinsuffizienz, d.h. Dass das Herz nicht mehr in der Lage war ausreichend Blut zu pumpen. Dadurch staut sich im Körper Flüssigkeit auf, unter anderem kommt es zu einer Lungenstauung. Im Ultraschall kann man das sehr gut nachweisen. An sich ist das sehr ähnlich wie eine Aszitespunktion am Bauch, aber so von hinten in Richtung Lunge zu punktieren ist schon deutlich aufregender. „Keine Angst vor Tiefe“ - so lautet der wichtigste Ratschlag des Oberarztes.
Eine richtig lange Nadel schiebt man um die 7cm tief hinein, eh man dann die gelbliche Flüssigkeit dadurch absaugen kann. Dir mich betreuende Ärztin musste allerdings nochmal punktieren, da bei mir nur 300-400ml heraus kamen und im Ultraschall noch immer viel Erguss zu sehen war.
Jedenfalls bin ich froh, dass ich in meiner vorletzten Woche noch eine Pleurapunktion gemacht habe. Im Anschluss an die Nachmittagsbesprechung ging es ab ins Wochenende.
Die WM 2010 beginnt!

Donnerstag, 10. Juni 2010

Innere - 11. Woche - ""McFlurry

Heute früh zogen erstmal heftige Gewitter über das Land. Im Laufe des Tages wurde es dann aber wieder heiß - sogar unerträglich heiß. Fast alle Patientenzimmer wurden komplett abgedunkelt, und trotzdem kam man ordentlich ins Schwitzen. Das Anziehen der Handschuhe war dann auch immer sehr mühsam. Ich diktierte heute den Entlassungsbrief für meine Patientin die ich gestern bei der Tumorkonferenz vorgestellt habe - das war die Frau mit den 2 vergrößerten Lymphknoten die sich nach Entnahme als ein Non-Hodgkin-Lymphom erwiesen ("Krebs" des lymphatischen Gewebes). Da sich in der Diagnostik kein weiterer Herd mehr finden ließ, wird die entsprechende Lymphknotenregion bestrahlt, und dann hat man eine gute Aussicht dass die Patientin damit vollständig geheilt ist.
Heute war dann auch noch die Chefarztvisite, aber da bin ich nur zur Hälfte mitgelaufen weil ich eine bettlägrige demente Patientin aufgenommen habe. Sie wurde von ihrem Hausarzt aus ihrem Pflegeheim in unser Krankenhaus wegen Inappetenz, Übelkeit, Erbrechen und Exsikose (Austrocknung) eingewiesen. Bei uns bekommt sie dann gegen den Flüssigkeitsverlust eine Infusionstherapie sowie eine Ultraschalluntersuchung und Magenspiegelung um die Ursache der Inappetenz zu ergründen.
Unsere Ärzte hatten am Nachmittag ihre jährliche Sicherheitsbelehrung (die wir Studenten zu Beginn unserer Tätigkeit auch einmal besuchen mussten) - dadurch waren wir PJler für eine Stunde ganz allein. Das war dann eine ideale Gelegenheit mal schnell zum nächsten McDonald's zu fahren um sich bei McDrive einen McFlurry zu holen :)
Somit fuhren wir 3 Weißkittel heimlich davon, genossen unser Eis, und kehrten nach einer halben Stunde wieder unbemerkt zurück ;) Das war eine richtig gute Erfrischung.
Auf Station hatte ich dann noch einige Flexülen zu legen sowie eine Bluttransfusion durchzuführen. Darunter eine Blutgruppe A Konserve für einen Blutgruppe AB Patienten - da musste ich erst einmal ganz schnell überlegen ob das so kompatibel ist.
Am späten Nachmittag hatten wir dann noch im schön klimatisierten Raum unseren Sonographie-Kurs.
Das war für uns die ideale Gelegenheit

Mittwoch, 9. Juni 2010

Innere - 11. Woche - "Sommer, Sonne, Eis und Sekt"

Die heutigen Temperaturen kratzen schon fast an der 30°C Marke - im Schatten blieb es knapp darunter, in der Sonne war es aber richtig heiß.
Neuaufahmen gab es heute wieder keine. Für mich blieb also Zeit für die Visite und für die Vorbereitung für die Tumorkonferenz. 2 Patienten habe ich vorbereitet, die ich dann in der großen Runde von Chirurgen, Hämatologen-Onkologen, Internisten und Gynäkologen vorstellen konnte. Beides Patienten die ich selbst aufgenommen hatte und am besten über die bescheid wusste. Diese Tätigkeit macht mir dann auch wirklich Spaß, weil ich mich nochmal so richtig gründlich mit dem Patienten auseinandersetze, nochmal alle Befunde sichte und dann gemeinsam mit den anderen Kollegen die weitere Therapie überlege.
Kurioserweise war in unserem Besprechungsraum noch die Heizung(!!!) an! Der Raum ist fensterlos, so dass es nach kurzer Zeit ziemlich unerträglich warm und stickig wurde.
Nachmittags folgten wir Studenten noch einmal der ITS-Visite.
Nach der Arbeit bin ich nochmal zu meiner Augenklinik gefahren, da wir uns auf ein gemeinsames Eisessen verabredet haben. 2 große Eiskartons vernaschten wir in kurzer Zeit; dazu gab es dann auch erfrischend kalten Sekt. Schon ein sehr kurioser Einblick wie wir im Arztzimmer am Ventilator saßen, unser Eis aßen, und 2 Sektflaschen auf dem Tisch standen.
Das restliche Eis kam dann ins Gefrierfach wo mit roten Buchstaben "nur für Arzneimittel!" draufstand ;)

Dienstag, 8. Juni 2010

Innere - 11. Woche - "Blase und Magen"

Wir sind weiterhin so voll, dass wir keine planbaren Patienten mehr aufnehmen können.
Einige unserer Patienten liegen auch noch auf anderen Stationen verteilt, und müssen von uns mitbetreut werden. So z.B. ein bettlägriger Patient auf der chirurgischen Station, bei dem wir im Röntgenbild einen gewaltig großen luftgefüllten Magen gesehen haben. Der weitere Darmverlauf sah unauffällig aus. Dieser Befund spricht am ehesten dafür, dass es zu einer Stenose (Verengung) am Magenausgang gekommen ist - die genaue Ursache werden wir morgen bei einer Magenspiegelung erfahren. Da der Patient weiter gegessen hat und die Magenpassage stark behindert ist, war das Legen einer Magensonde notwendig. Ich habe das versucht, jedoch musste mir meine Stationsärztin dabei helfen da der Patient dabei sehr unruhig wurde und der Schlauch zunächst nicht durch die Nase durchkam. Selbständig könnte ich jedoch einen Blasenkatheter bei ihm legen - dieser war zur Flüssigkeitsbilanzierung erforderlich (selbst war der Patient nicht in der Lage kontrolliert Urin abzugeben). Je nach morgigem Befund bleibt er dann auf der chirurgischen Station wenn irgendwas operiert werden muss.
Auf Station kümmerte ich mich noch um einige Entlassungsbriefe und übte mich beim Auswerten mehrerer EKGs.
Nachmittags gab es dann ein letztes Mal das Pharmakologie-Seminar an meiner Unikllinik - daraus ergab sich noch die Gelegenheit meiner alten Augenstation einen Besuch abzustatten :)

Montag, 7. Juni 2010

Innere - 11. Woche - "Volles Haus"

Irgendwie scheint es einen Zusammenhang zwischen gutem Wetter und stationärer Krankenhausaufnahmen zu geben. Über das Wochenende sind alle unsere Stationen voll geworden; einige internistische Patienten mussten sogar auf andere Stationen (z.B. bei den Chirurgen) ausgelagert werden.
Von der Wochenendübergabe gab es dann noch 2 kuriose Geschichten zu hören:
ein alkoholisierter und dementer Patient ist splitternackt in ein Eiscafé gegangen, und ein anderer Patient hat scheinbar eine akute Psychose entwickelt und ist verwirrt im Krankenhaus rumgerannt. Dabei lief er auch in fremde Patientenzimmer und zeigte ein agressives Verhalten gegenüber dem Personal. Die Polizei musste gerufen werden um ihn zu überwältigen. Der Patient wurde dann in die akute Psychiatrie zwangseingewiesen.
Wegen des vollen Hauses konnte heute kein "normaler" Neuzugänge aufgenommen werden.
Dafür mussten wir uns umso mehr um zügige Entlassungen kümmern. Für 3 Patienten konnte ich einen vorläufigen Entlassungsbrief vorbereiten.
Zu meiner besonderen stationären Erfahrung gehöte heute das Legen einer Flexüle in den Fuß. An den Händen und Armen war absolut nichts zu finden, aber am Fußrücken konnte man eine traufhafte Vene gut sehen und tasten. Jetzt läuft die Infusion über den Fuß.
Da es jetzt meine letzten 2 Wochen sind, habe ich heute Nachmittag meinen Fallbericht beim Chef abgegeben. Wenn nichts zu bemängeln ist, kann ich diesen demnächst im Studiendekanat abgeben,
Nach der Nachmittagsbesprechung bin ich noch mit zur Visite auf die Intensivstation gegangen.

Freitag, 4. Juni 2010

Innere - 10. Woche - "Herr und Frau Patient"

Ein weiterer sonniger Tag - erstmals habe ich mich in den frühen Morgenstunden ganz ohne Jacke aus dem Haus getraut.
Im Krankenhaus sind alle unsere Innere-Stationen ungewöhnlich voll. Scheinbar sind bei dem radikalen Wetterwechsel überdurchschnittlich viele Menschen krank geworden.
Ungewöhnlich ist auch eines unserer Patientenzimmer. Nachdem bereits die Frau seit 3 Tagen bei uns lag, wurde letzte Nacht ihr Ehemann ins Krankenhaus eingeliefert. Beide Eheleute teilen sich nun das gleiche Patientenzimmer; sowas sieht man auch nicht alle Tage.
Die Frau ist allerdings arm dran: im CT zeigte sich ein großer Tumor in der Blase, sowie viele große Metastasen in Lunge, Rippen, Beckenknochen, Wirbelsäule und Schulterblatt. Meine Stationsärztin hatte dann heute die traurige Aufgabe diese Nachricht an die Patientin, ihren Ehemann und ihre beiden Töchter zu übermitteln.
In der Funktionsabteilung sah ich heute eine Pleurapunktion (Ablassen von fast 1000ml aus dem Lungenraum), und auf Station führte ich erstmalig eine Thrombozyten-Transfusion durch. Thrombozyten sind die "Blutplättchen" welche für die Gerinnung verantwortlich sind. Da die patientin an einer chronischen Leukämie leidet, ist ihre normale Blutbildung gestört und die Anzahl der Thrombozyten ist extrem gefallen. Die Thrombo-Konserve ist nicht rot wie die Erythrozyten-Konserve (die normale Blutkonserve) sondern gelblich.
Nun ist aber Wochenende.

Donnerstag, 3. Juni 2010

Innere - 10. Woche - "Sommer"

Heute übrigens mein 200. Blog-Eintrag.
Nach der ewig langen Kälte- und Regenperiode zeigte sich der heutige Tag mal so richtig sonnig und warm. Der Himmel war vollständig blau, und die Sonne strahlte reichlich Wärme aus.
Zum zweiten Mal in meinem inneren Tertial konnte man an so einem Tag wieder draußen die Mittagspause verbringen.
Für mich gab es heute keine Neuaufnahme, aber dafür konnte ich alle meine aufgenommenen Patienten bei der Chefvisite vorstellen - die ältere Dame bei der es gestern das Theater mit der Bluttransfusion gab, den Herren mit dem großen HCC, die Frau mit unklar erhöhten Leberwerten und der Herr mit unklarem Gewichtsverlust bei dem sich eine verdächtige Raumforderung in der Niere zeigte. Die Visite war heute sehr lang, gründlich und lehrreich - das hat dann richtig Spaß gemacht.
Am späten Nachmittag gab es dann wieder den Ultraschall-Kurs, bei dem wir uns heute gegenseitig die Leber schallen konnten.

Mittwoch, 2. Juni 2010

Innere - 10. Woche - "Tumorkonferenz"

Zur Abklärung der erhöhten Leberwerte (meine Patientin die ich gestern aufgenommen habe) wurde heute ein Ultraschall der Leber durchgeführt. Die Hepatitisserologie war zuvor negativ, und anamnestisch bestand blos ein zeitlicher Zusammenhang zur Hepatitisimpfung. Im Ultraschall sah die Leber allerdings völlig normal aus. Wir werden morgen nochmal die Leberwerte kontrollieren, und wenn es zu keinem gewaltigen Anstieg gekommen ist, werden wir die Patientin nach Hause entlassen. Wir empfehlen dann eine Verlaufskontrolle beim Hausarzt. Am ehesten wird es tatsächlich eine Reaktion auf die Impfung sein; die Leberwerte sollten sich dann in einigen Wochen wieder normalisieren.
Neuaufnahmen gab es keine, dafür durfte ich einen meiner Patienten bei der Tumorkonferenz vorstellen. Ein 73jähriger Patient in gutem Allgemeinzustand kam zu uns mit unklarem Gewichtsverlust und diskret erhöhten Leberwerten. Im Ultraschall und im anschließenden CT sahen wir einen etwa 13x8cm großen Tumor in der Leber. Am ehesten handelt es sich dabei um ein HCC (Hepatozelluläres Karzinom - ein "Krebs der Leber", und keine Metastase). Ein HCC entsteht meistens bei einer chronischen Hepatitis B oder C sowie bei einer Leberzirrhose. Beides lag nicht vor, so dass das HCC quasi aus dem Nichts entstand. Eine Gewebspunktion wurde durchgeführt - das Ergebnis sollte in den nächsten Tagen eintreffen. In der Tumorkonferenz (Internisten, Chirurgen, Onkologen) wurde dann das weitere Prozedere besprochen. Die Chirurgen setzten sich (meiner Meinung nach zum Glück) gegen die Internisten mit der Idee durch, bei diesem Patienten eine Operation ggf. sogar eine Lebertransplantation durchzuführen.
Unbehandelt würde der Patient kaum ein Jahr überleben, und so steht er erstmal vor einer schwierigen Entscheidung. Da bei diesem gewaltigen Tumor mehr als 2/3 seiner Leber herausoperiert werden müsste, besteht das Risiko dass der Patient diese schwere Operation nicht überlebt. Auch eine Lebertransplantation ist ein gewaltiger Eingriff - und die danach notwendige Medikation ist ebenfalls sehr schwerwiegend und potentiell lebensbedrohlich.
Als Alternative zur Operation gibt es noch eine lebensverlängernde (aber nicht heilende) Chemotherapie. Der Patient selbst muss dann demnächst entscheiden: lebensverlängernde Therapie, oder eine lebensgefährliche Operation.
Zum Schluss des heutigen Tages ist mir noch ein blödes Missgeschick passiert.
Beim Vorbereiten einer Blutkonserve habe ich den Blutbeutel mit dem Infusionsschlauch angestochen, so dass ordentlich Blut aus dem Beutel kleckerte. Mit allerlei Klebeband half mir dann meine Stationsärztin den Blutbeutel möglichst abzudichten - aber ohne fest Zuhalten ging es trotz all der Mühe nicht. Somit durfte ich das Loch im Beutel während der ganzen Transfusion zudrücken. Somit verbrachte ich eine halbe Stunde neben dem Bett der Patientin mit hochgestrecktem Arm um oben den Beutel abzudichten bis die Infusion durch war. Das war äußerst unbequem und ärgerlich.

Dienstag, 1. Juni 2010

Innere - 10. Woche - "Verlegungsbrief und rätselhafte Leberwerte"

Nach einigen Blutentnahmen, der Röntgenbesprechung und der geliebten Kaffeepause habe ich einen sehr ausführlichen Verlegungsbrief diktiert - dabei habe ich mir besonders viel Mühe gegeben, da ich diesen Fall als meinen Fallbericht nutzen möchte. Ein Patient den ich von der Aufnahme bis zur Verlegung mitbetreut habe und die meisten seiner Untersuchungen mitgesehen habe. Am Wochenende will ich das dann fertig bringen da mein Praktisches Jahr in Kürze vorbei geht. Heute habe ich auch noch die letzten Formulare für die Anmeldung zum Staatsexamen ausgefüllt - morgen will ich das ganze dann per Einschreibebrief an die Prüfungsbehörde schicken. So langsam geht es dann los mit der Prüfungsvorbereitung.
An Aufnahmen hatte ich heute 2 Patienten. Die demente, multimorbide, bettlägrige, 90 jährige Patientin kam aus ihrem Heim wegen AZ (Allgemeinzustand) und bekannter Anämie. Sie bekommt eine Bluttransfsion, ein EKG und ein Röntgen-Thorax zum Ausschluss einer entzündlichen Komponente in der Lunge oder einer kardialen Dekompensation bei bekannter Herzinsuffizienz ("Herzschwäche"). Die 40 jährige zweite Patientin ist und ein Rätsel - nach ihrer Impfung gegen Hepatitis A & B bekam sie für 2 Tage leichte Oberbauchschmerzen; ihr Hausarzt stellte dabei deutlich erhöhte Leberwerte fest, so dass die Frau zur Abklärung bei uns aufgenommen wurde. Sie hat sonst keine Nebenerkrankungen und nimmt auch keine Medikamente ein. Zu intensiver Alkoholkonsum ist bei dieser Laborkonstelation auch äußerst unwahrscheinlich. Auch bei uns stellten wir erhöhte Leberwerte fest, allerdings war sie jetzt völlig beschwerdefrei. Wir testen die Frau jetzt auf eine mögliche Hepatitis-Infektion (trotz Impfung; denn schließlich kann ja schon davor eine chronische Hepatitis-B Infektion bestanden haben - und gegen Hepatitis-C gibt es keine Impfung). Eine Ultraschalluntersuchung der Leber wird auch geplant.
Vielleicht wissen wir morgen mehr.