Mittwoch, 2. Juni 2010

Innere - 10. Woche - "Tumorkonferenz"

Zur Abklärung der erhöhten Leberwerte (meine Patientin die ich gestern aufgenommen habe) wurde heute ein Ultraschall der Leber durchgeführt. Die Hepatitisserologie war zuvor negativ, und anamnestisch bestand blos ein zeitlicher Zusammenhang zur Hepatitisimpfung. Im Ultraschall sah die Leber allerdings völlig normal aus. Wir werden morgen nochmal die Leberwerte kontrollieren, und wenn es zu keinem gewaltigen Anstieg gekommen ist, werden wir die Patientin nach Hause entlassen. Wir empfehlen dann eine Verlaufskontrolle beim Hausarzt. Am ehesten wird es tatsächlich eine Reaktion auf die Impfung sein; die Leberwerte sollten sich dann in einigen Wochen wieder normalisieren.
Neuaufnahmen gab es keine, dafür durfte ich einen meiner Patienten bei der Tumorkonferenz vorstellen. Ein 73jähriger Patient in gutem Allgemeinzustand kam zu uns mit unklarem Gewichtsverlust und diskret erhöhten Leberwerten. Im Ultraschall und im anschließenden CT sahen wir einen etwa 13x8cm großen Tumor in der Leber. Am ehesten handelt es sich dabei um ein HCC (Hepatozelluläres Karzinom - ein "Krebs der Leber", und keine Metastase). Ein HCC entsteht meistens bei einer chronischen Hepatitis B oder C sowie bei einer Leberzirrhose. Beides lag nicht vor, so dass das HCC quasi aus dem Nichts entstand. Eine Gewebspunktion wurde durchgeführt - das Ergebnis sollte in den nächsten Tagen eintreffen. In der Tumorkonferenz (Internisten, Chirurgen, Onkologen) wurde dann das weitere Prozedere besprochen. Die Chirurgen setzten sich (meiner Meinung nach zum Glück) gegen die Internisten mit der Idee durch, bei diesem Patienten eine Operation ggf. sogar eine Lebertransplantation durchzuführen.
Unbehandelt würde der Patient kaum ein Jahr überleben, und so steht er erstmal vor einer schwierigen Entscheidung. Da bei diesem gewaltigen Tumor mehr als 2/3 seiner Leber herausoperiert werden müsste, besteht das Risiko dass der Patient diese schwere Operation nicht überlebt. Auch eine Lebertransplantation ist ein gewaltiger Eingriff - und die danach notwendige Medikation ist ebenfalls sehr schwerwiegend und potentiell lebensbedrohlich.
Als Alternative zur Operation gibt es noch eine lebensverlängernde (aber nicht heilende) Chemotherapie. Der Patient selbst muss dann demnächst entscheiden: lebensverlängernde Therapie, oder eine lebensgefährliche Operation.
Zum Schluss des heutigen Tages ist mir noch ein blödes Missgeschick passiert.
Beim Vorbereiten einer Blutkonserve habe ich den Blutbeutel mit dem Infusionsschlauch angestochen, so dass ordentlich Blut aus dem Beutel kleckerte. Mit allerlei Klebeband half mir dann meine Stationsärztin den Blutbeutel möglichst abzudichten - aber ohne fest Zuhalten ging es trotz all der Mühe nicht. Somit durfte ich das Loch im Beutel während der ganzen Transfusion zudrücken. Somit verbrachte ich eine halbe Stunde neben dem Bett der Patientin mit hochgestrecktem Arm um oben den Beutel abzudichten bis die Infusion durch war. Das war äußerst unbequem und ärgerlich.

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