Sonntag, 31. Januar 2010

Augenheilkunde - 8. Woche - "Schicksale und Komplikationen"

Nachtrag zum Freitag.
Heute hatte ich meinen letzten Tag im OP - da ich selbst keinen Kuchen backen kann, gab es dafür gekauften Kuchen zum Abschied für die lieben OP-Schwestern. So hat es wenigstens gut geschmeckt.
Auf dem OP Tisch gab es dann auch noch ein ganz schlimmes Schicksal. Ein 10 jähriger Junge, der nach einem Verkehrsunfall vor einem halben Jahr im Wachkoma lag - die Arme in spastisch gebeugter Stellung, die Atmung über einen Luftröhrenzugang...
Das Kind war auf der Autobahn nicht angeschnallt, ebenso wie die Mutter die am Unfallort gestorben ist. Die angeschnallten Geschwister überlebten mit nur leichten Verletzungen.
Direkt nach dem Unfall war der Junge noch ansprechbar und orientiert - erst im Verlauf von 1-2 Stunden kam es zu einer massiven Hirnblutung die zum bis heute anhaltenden Zustand geführt hat. Bei uns wurden dann die Netzhautschäden operiert - für den Fall, dass es mal zu einer Besserung kommen sollte.
Im anderen OP-Saal sah ich dann noch eine Komplikation die bei einer Katarakt-OP auftreten kann - das war zwar nichts gefährliches, jedoch verlängert es deutlich die OP dauer.
Die Linse sitzt in einer sehr dünnen Kapsel - aufgrund einer Vorschädigung an der Kapselhinterwand, ist die Linse beim Absaugeversuch durch den Kapselriss quasi in den Augapfell hineingefallen. Somit war es dann schwierig die Linse da wieder raus zu bekommen.
Es musste ein weiterer Zugang am Augapfel angelegt werden, über welchen eine Flüssigkeit ins Auge gespült werden damit die Linse darauf wieder nach oben schwimmt. Damit konnte die Linse dann geborgen, und eine Kunstlinse wieder eingesetzt werden.
Wochenende.

Donnerstag, 28. Januar 2010

Augenheilkunde - 8. Woche - "An der Sprechanlage"

Da heute akuter Personalmangel vorlag, sollte ich heute nicht zum OP gehen, sondern etwas in der Ambulanz aushelfen. Zunächst aber musste ich aber auf Station meine Arbeit mit Flexülen und Blutabnehmen erledigen.
Dann ging ich rüber zur Ambulanz, wo der Wartebereich rappelvoll mit Patienten war. 6 ambulante Sprechzimmer stehen zur Verfügung, wovon 3 belegt werden konnten. Ich hatte also 3 freie Untersuchungszimmer zur Auswahl, wo ich dann bei den Patienten eine gewisse Vorarbeit leisten konnte. Anders auf Station, wo die Anamnese mithilfe einer vorgefertigten Tabelle erfolgt, wird in der Ambulanzakte alles frei per Hand verfasst. Von wem überwiesen, aktuelle Beschwerden, Vorerkrankungen am Auge, bereits vorgenommene Eingriffe am Auge, allgemeine Erkrankungen, die aktuelle Medikation, Allergien, Familienanamnese usw. -
Mithilfe einer tollen Sprechanlage konnte ich per Knopfdruck dann immer Herrn oder Frau soundso in mein Zimmer aufrufen. Die Augeninnendruckmessung hat mir noch große Probleme bereitet - wenn die Vorderkammer aber nicht flach war, habe ich die Patienten auch schon mal weitgetropft damit nach 20 Minuten die Ärzte bei der Untersuchung bereits schon den Augenhintergrund beurteilen können. Zwischenzeitlich musste ich auch telefonischen Kontakt zu der Hausärztin einer Patientin aufnehmen um nachzufragen ob ein bestimmter Blutverdünner für unsere geplante OP abgesetzt werden kann - das Gespräch und die Aussage der Hausärztin musste ich dann natürlich auch in der Ambulanzakte vermerken.
Ausgeholfen habe ich dann auch bei der FAG (Fluoreszenzangiographie) - hierbei wird ein bestimmter Farbstoff in den Körper gespritzt, und dann mit einer Spezialkamera die Netzhaut beurteilt wie sich dort der Farbstoff verteilt. Hierzu wann dann natürlich immer eine Flexüle notwendig, die heute glücklicherweise alle geklappt haben.
Dann durfte ich auch noch beim Augen-Ultraschall zugucken (das ich später selbst machen soll) und konnte unter Anleitung eine OCT (optical coherence tomography) bei einer Patientin durchführen. Die genaue Funktion dieses Gerätes kann ich nicht erklären, aber im Prinzip wird hierbei die Netzhaut über mehrere tiefenschichten hinweg von einem Lichtstrahl erfasst, so dass man wie bei einem Querschnitt die einzelnen Schichten darstellen und vermessen kann.
Somit hatte ich heute einen besonders interessanten Tag.

Mittwoch, 27. Januar 2010

Augenheilkunde - 8. Woche - "Zahlenspiele"

Da ich heute besonders müde bin und nicht viel schreiben will, erwähne ich blos mal einige Zahlen.
Um 6 Uhr klingelt jeden Tag mein Wecker, bei ca. -10°C musste ich dann heute um 7:30 Uhr bei der täglichen Frühbesprechung sein. Auf Station konnte ich 3 Flexülen legen, wobei ich 4 Versuche hatte. Im OP konnte ich zum ersten Mal eine Pterygium-OP sehen, und ansonsten waren viele Katarakt-Operationen auf dem Tagesprogramm - diese sind übrigens mit ca. 600.000 Eingriffen jährlich die häufigsten Operationen die man in Deutschland überhaupt durchführt. 1 Stunde dauerte die Augenvorlesung, bei der wir PJler mit anwesend sind - und nur 1 einziges neues Hemd bekam ich von der Wäscherei weil die noch immer keine Sachen für mich haben. Bei 10 Augenspritzen habe ich dann beim ambulanten Augen-OP ausgeholfen, bei Patienten zwischen 32 und 80 Jahren; dabei wurden über 80 Tropfen Kokain zur Augenbetäubung verabreicht. Eine Lucentis-Spritze im Wert von 1200€ (die der Patient selbst bezahlt hatte) ist bei uns in der Ambulanz verloren gegangen, und so musste der Patient nach 3 Stunden warten erstmal wieder nach Hause geschickt werden. Dann kam noch die hausinterne Fortbildung zu einem äußerst trockenen Thema, bei dem ich mindestens 5x gegähnt habe.
Nach einem 10,5 Stunden Arbeitstag konnte ich die Klinik um 18 Uhr verlassen.

Dienstag, 26. Januar 2010

Augenheilkunde - 8. Woche - "Am OP Tisch mit dem Professor"

Nachdem ich mit den Flexülen auf der Station fertig war, bin ich runter zum OP gegangen und war erstaunt dort heute den Professor zu sehen. In den Akten von 2 Patienten sah ich dann, dass es sich jeweils um eine private Wahlleistung gehandelt hat - eine Frau die an beiden Oberlidern zur Straffung einen kosmetischen Eingriff bekam, und ein Mann der einen richtigen medizinschen Eingriff hatte: Entfernung eines Bindehautgranuloms. Bei beiden durfte ich steril mit am Tisch assistieren. Im anderen OP Saal habe ich dann noch eine schwierige Netzhautablösung gesehen, die knapp 2 Stunden Operationszeit in Anspruch nahm. Große Teile der Netzhaut waren gelöst, mehrere Löcher waren zu finden und ein Zug an der Retina war ebenfalls da. Zur Entlastung mussten größere Anteile der peripheren Netzhaut rausgeschnitten werden, um die wichtige zentrale Netzhaut wieder ohne Zug/Spannung richtig anliegen zu lassen.
Bin dann zeitig wieder aus dem OP rausgegangen um bei der Chefvisite vom Professor dabei sein zu können. Dort sieht man dann nochmal alle Patienten und erfährt ausführlich alles zur Diagnose, den Befunden und der Therapieplanung.
Zum Schluss habe ich mir dann selbst einen Patienten geschnappt, der an beiden Augen eine Stauungspapille hatte. Wenn die Papille an beiden Augen gestaut ist, spricht das für einen erhöhten Hirndruck - und im MRT ließen sich zumindest Anzeichen für eine Thrombose in einem bestimmten Hirnbereich nachweisen die für diesen Befund sprechen würden.
Da ich noch nie zuvor sowas gesehen habe, konnte ich bei weiten Pupillen diese Stauungspapille ansehen.

Montag, 25. Januar 2010

Augenheilkunde - 8. Woche - "Adipositas permagna"

Heute am Montag waren wieder einige Schiel-Operationen dabei, wo ich mit assistieren durfte. Bei diesen Eingriffen werden zur Korrektur des Schielwinkels die Augenmuseln bearbeitet; d.h. verkürzt oder an eine andere Position vernäht. Sowohl in Allgemeinnarkose als auch unter Lokalanästhesie kann man am Auge arbeiten - beides habe ich bereits gesehen.
Dann hatten wir eine etwas komplexere Patientin auf dem OP-Tisch, wobei das hauptsächlich für die Anästhesisten ein Problem darstellte. Es war eine 20 jährige, 130kg schwere Frau die zudem noch im 6. Monat schwanger war. Bei einer übergewichtigen Schwangeren ist eine Allgemeinnarkose kein kleiner Routinevorgang. Sie musste auch in einer nach unten/links gekippten Lagerung gehalten werden, damit die Frucht keine Gefäße abdrückt und zu Kreislaufkomplikationen führt. Operiert wurde sie bei uns wegen einer Netzhautablösung, was bei so jungen Leuten eigentlich auch eine Seltenheit ist. Statt der üblichen OP mit Laser und Ölimplantation wurde bei diesem Fall an der Oberfläche des Augapfels gearbeitet; ein strafer Ring um den Bulbus wurde vernäht - dieser übt von Außen druck aus damit sich dort die Nethaut wieder anhaften kann. Die OP verlief gut, blos das Aufwachen aus der Narkose war für die Patientin eine kleine Qual mit Übelkeit und Erbrechen. Tut zwar nichts zur Sache, aber wie kann man blos in diesem Alter so fett sein?? Bei einem BMI von über 40 ist das schon definitionsgemäß eine krankhafte Adipositas, oder eben "Adipositas permagna". Und wie kommen solche Leute zu einem Kind??

Freitag, 22. Januar 2010

Augenheilkunde - 7. Woche - "Zitterpartie"

Erst unter dem starken Mikroskop sieht man wie sehr man zittert wenn man mit den kleinen Instrumenten an winzigen Strukturen am Auge arbeitet. Als Assistenz hatte ich zwar blos banale Aufgaben, aber mit einer kleinen Pinzette ein 0,4 mm (also 0,04 cm) dünnes 4x4 mm großes Häutchen zu gestreckt zu halten ohne dass da was reißt, fand ich schon äußerst anspruchsvoll. Dieses minimale Zittern, welches unter dem Mikroskop deutlich intensiver aussah, bekam ich dabei kaum unter Kontrolle. Dann auch noch an den dünnen Fädchen zu fassen und zu ziehen während der Operateur die Naht gelegt hat, war ebenfalls höchste Anspannung.
Wenn man sowas zum ersten Mal macht, hat man garnicht so das Gefühl für die ganzen minimalen Bewegungen und Drücke die man am Auge ausübt. Ich kam mir da wie ein Uhrmacher vor, der an den ganzen Zahnrädchen arbeitet. Vor den Augenchirurgen habe ich wirklich höchsten Respekt wie sie so arbeiten können.
Der Eingriff, um den es heute ging, war eine Trabekulektomie. Hierbei soll bei Glaukom (Grüner Star) Patienten eine Art Sickerkissen eingebaut werden, damit die Augenflüssigkeit nach Außen sickern kann. Das soll zu einer Drucksenkung im Auge führen - und der Faktor "Druck" ist bislang die einzige therapeutische Drehschraube die man bislang beim Glaukom hat. Ob es nun Augentropfen oder Operationen sind, es geht immer blos um die Möglichkeit einer Druckreduktion. Zur besseren Anschauung hier nochmal 2 Abbildungen.
Wochenende.

Donnerstag, 21. Januar 2010

Augenheilkunde - 7. Woche - "Augen-Pathologie"

Auf Station habe ich zunächst wieder Flexülen gelegt und Prednisolon gespritzt - außerdem sollte bei einem Mann, bei dem es seit Jahren regelmäßig zu einer Uveitis (Entzündung der mittleren Augenhaut: Aderhaut, Regenbogenhaut, usw.) unklarer Ursache kommt, Blut abnehmen. Man versucht jetzt eine mögliche Ursache zu finden - am wahrscheinlichsten kommt eine autoimmune rheumatische Erkrankung in Betracht, aber auch einige hartnäckige Erreger. Wir testen da zunächst auf Borreliose und Tuberkulose. Tuberkulose am Auge wäre schon ziemlich exotisch.
Im OP wurden die üblichen Operationen gemacht (Glaskörperentfernung mit Ölimplantation und Laserbehandlung, Katarakt-OPs mit Implantation einer Kunstlinse, Schiel-OPs).
Nachmittags habe ich dann wieder im ambulanten OP bei der Vorbereitung für die Avastin/Lucentis Spritzen ausgeholfen, konnte da aber früher gehen, weil ich noch zur Fortbildung gehen wollte.
Diese war richtig interessant, denn es ging um die Opthalmopathologie (Augen-Pathologie).
Während meines Studiums hatte ich vielleicht 2-3 mal einen Augenschnitt unter dem Mikroskop; da ist kaum was hängengeblieben. Heute konnten wir dann alle gemeinsam die histologischen Schnitte von entfernten Augen mikroskopieren. Das war schon sehr anschaulich.

Mittwoch, 20. Januar 2010

Augenheilkunde - 7. Woche - "armes Kind"

Diese Woche haben 2 neue junge Ärztinnen in der Augenklinik angefangen, so dass von einem Ärztemangel, wie ich es in meinem Chirurgie-Tertial kannte, nicht die Rede sein kann.
Nachdem ich meine Stationsarbeit erlefigt habe, bin ich wieder im OP verschwunden.
Unter anderem gab es ein 4 Monate altes Kind, welches mit einer Leukokorie (weißer Pupille) aufgefallen ist. Normalerweise hat man bei Fotos mit Blitzlich immer rote Augen weil das die Netzhaut ist die dort so rot reflektiert - hat das Kind stattdessen eine weiße Reflexion, spricht man von einer Leukokorie. Beispielbild:
In so einem Fall muss zwingend eine bösartige Krebserkrankung ausgeschlossen werden: das sogenannte Retinoblastom, welches nur bei kleinen Kindern auftritt und unbehandelt zum Tode führt. Glücklicherweise hatte unser Patient kein Retinoblastom, sondern eine Fehlentwicklung der Linse. Diese war eine derbe, verwachsene, mit Gefäßen durchzogene weiße Masse, welche das Sehen auf dem betroffnen Auge unmöglich machen. Operativ wurde mit Mühe ein Loch reingemeißelt, so dass das Licht auf die intakte Netzhaut treffen kann. In der späteren Entwicklung des Kindes muss dann natürlich noch eine Kunstlinse implantiert werden, aber zunächst ist man nur froh, dass man dieses kleine Loch hat.
Das arme Kind wurde vor der OP auch noch etwa 10 mal gestochen eh ein venöser Zugang gelegt werden - mehrere Versuche an beiden Händen und Füßen scheiterten; kurz bevor man eine Flexüle am Kopf legen wollte, gelang es noch am Fuß ein Gefäß zu finden.
Das Kindchen, mit einem klischehaften Doppelnamen, musste diese Qual zum Glück nicht bewusst ertragen - nach dem zweiten vergeblichen Stechen leiteten die Anästhesisten schon eine Gasnarkose ein.
Heute gab es dann auch wieder eine weitere Augenvorlesung; hierbei quälten wir uns erstmal 20 Minuten lang mit dem Laptop ab eh die PowerPoint Präsentation zum Laufen gebracht werden konnte. Ein Student der sich gut mit Computern auskannte, sagte dabei ziemlich treffend "Herr Professor, sie haben einfach eine menge Müll auf ihrem Rechner".
Zum Schluss habe ich dann wieder ausgeholfen als einige Patienten ihre Avastin/Lucentis Spritzen ins Auge bekamen - dies wird immer im ambulanten OP durchgeführt.

Dienstag, 19. Januar 2010

Augenheilkunde - 7. Woche - "Cataracta Complicata"

Bei der heutigen Frühbesprechung wurde uns ein ziemlich dramatischer Fall vorgestellt: eine anfang 50 jährige Patientin, die beidseits gut sehen kam, stellte sich mit einer leichten bindegewebsartigen Wucherung an der Bindehaut mit Beteiligung der unteren Hornhaut beim Augenarzt vor. Es ähnelte einem Pterygium ("Flügellfell" - Bindehaut die über die Hornhaut wächst), doch nach der chirurgischen Entfernung stellte sich in der histologischen Untersuchung heraus, dass es ein bösartiger Krebs war welcher nicht komplett entfernt werden konnte. Es wird nun vermutlich darauf hinauslaufen, dass dieses funktionstüchtige Auge ganz entfernt werden muss. Da wird aber noch nach möglichen Alternativen gesucht.
Auf Station hatte ich dann eine ideale Trefferquote beim Flexülenlegen, und bin danach wieder in den OP gegangen (wo es zunächst einmal noch eine Flexüle zu legen gab).
Ptosis, PPV, Trabekulotomie und Katarakt-OPs gab es heute zu sehen.
Besonders erwähnenswert war eine "Cataracta Complicata", also ein komplizierter Grauer Star (Linsentrübung). Dort ging während der OP ein großer Teil der Linsenkapsel kaputt, so dass die üblichen Kunstlinsen wegen ihrer fehlenden Anhaftungsregion nicht implantiert werden konnten. Zum Glück war der Patient ziemlich schwerhörig, sonst wäre er sicher nervös geworden wenn er den Oberarzt hätte fluchen hören können.
Es musste so ein ganz anderer Linsentyp (welcher einen viel größeren Zugangsschnitt benötigte) implantiert werden - dieser haftet sich an der Rückfläche der Iris (Regenbogenhaut) an. Kaum zu glauben dass so ein großes Teil durch die zerbrechlich wirkende Iris hindurchgedrückt werden konnte.

Montag, 18. Januar 2010

Augenheilkunde - 7. Woche - "Laser"

Heute wurde im OP viel gelasert. Wie ich bereits mal erwähnt habe, setzt man den Laser bei Netzhautablösungen ein um die Netzhaut wieder an ihren Untergrund zu "schweißen".
Man konnte im Auge richtig sehen wie die Retina (Netzhaut) wie ein dünnes Häutchen im Wasser schwabbelt - in dem Bereich ist man dann blind. Der Patient hatte ein großes Loch in der Retina, wodurch Flüssigkeit unterhalb die Netzhaut gelangt ist und diese zum Ablösen brachte.
Nachdem das dünne Häutchen mittels schwerer Flüssigkeit wieder an ihre richtige Position rangedrückt wurde, musste man umbedingt was gegen dieses Loch tun. Hierbei setzt man dann den Laser ein (dabei trägt man so coole Laser-Schutz-Brillen; wie Ski-Brillen). Rund um das Loch herum wird dann gelasert, und das funktioniert ähnlich wie schweißen - das Gewebe vernarbt in diesem Bereich durch alle Schichten hindurch, und die Netzhaut bleibt damit fest anliegend.
Bereits lange bevor es zu einer Netzhautablösung kommt, kann der Augenarzt bei der Untersuchung Löcher in der Netzhaut erkennen - eine dann angesetzte Laserbehandlung ist dann eine prophylaktische Maßnahme die eine Blindheit verhindern kann.

Freitag, 15. Januar 2010

Augenheilkunde - 6. Woche - Studientag

Zeit, die Augen etwas aus dem Kopf zu lassen.

Donnerstag, 14. Januar 2010

Augenheilkunde - 6. Woche - "Transplantation"

Nachdem ich auf Station meine Flexülen gelegt habe, ging ich wieder in den OP. Die bereits bekannten Sachen wie die Katarakt-OP ("Grauer Star") möchte ich jetzt nicht genauer erwähnen, denn heute konnte ich bei einer Hornhauttransplantation dabei sein. Der etwa 60 jährige Patient hatte eine Erbkrankheit der Hornhaut, bei welcher diese zunehmend eintrübt so dass das Sehen unmöglich wird. Im Spätstadium ist die Hornhauttransplantation die einzige Therapie.
Die Hornhaut eignet sich ideal zur Transplantation, da dieses Gewebe nicht durchblutet ist und es nur selten zu Abstoßungsreaktionen kommt. Außerdem kann es bis zu 3 Tage nach dem Tod vom Spender abgetragen werden - bei anderen Transplantationen wäre sowas unmöglich.
Die Spenderhornhaut wird kreisförmig vom Verstorbenen entnommen, und nach Entfernung der Empfänger-Hornhaut beim Empfänger eingesetzt und eingenäht.
Diese Naht mit besonders dünnen Fäden sieht sehr beeindruckend aus weil sie so ein sternförmiges Muster hat. Die Fäden verbleiben bis zu 2 Jahre am Auge und werden erst dann wieder sicher entfernt.
Naja, und Nachmittags war ich dann erneut 2 Stunden lang im ambulanten OP wo im Akkord diese teuren Spritzen ins Auge verabreicht wurden.

Mittwoch, 13. Januar 2010

Augenheilkunde - 6. Woche - "Lucentis, Avastin"

Heute habe ich wieder so viele Sachen gesehen & gemacht dass ich garnicht mehr alles weiß.
Der Tag begann jedenfalls mit dem Legen von allerlei Flexülen (wobei ich bei einem Patient Schwierigkeiten hatte und erst beim 3. Versuch in der Ellenbeuge Erflg hatte).
Das OP-Programm war wieder voll mit allerlei Eingriffen: Katarkte, Vitrektomien (Glaskörperentfernung mit Implantation von Gas oder Silikonöl), Tarsorraphien (Verengung der Lidspalte), Iridektomie (Schnitt in die Regenbogenhaut zur Druckentlastung nach einem Glaukomanfall), Wundverschluss nach einer Tumorexzision...
Nachmittags war dann wieder die Augenvorlesung, wo wir PJ-Studenten assistieren und natürlich auch zuhören/zugucken konnten. Das ist dann immer sehr entspannend und eine gute Wiederholung.
Danach blieb ich noch im ambulanten OP um ein wenig bei intravitreal (in den Glaskörper hinein) Spritzen auszuhelfen. 10 Patienten standen auf dem Programm, und auch hier musste man wie im OP streng steril vorgehen. Bei den Spritzen (Lucentis, Avastin) handelt es sich um einen äußerst teuren Wirkstoff - eine Spritze mit knapp 1ml Inhalt kostet zwischen 500 und 1500€. Die Wirkstoffe hemmen die schädliche Gefäßneubildung an der Netzhaut, die bei bestimmten Erkrankungen zur Erblindung führt. Lucentis (1500€) wurde erst 2007 in der EU zugelassen, und wird nur bei einer bestimmten Erkrankung von der Krankenkasse übernommen. Bei einigen anderen Erkrankungen ist dieses neue Mittel mit hoher Wahrscheinlichkeit auch wirksam, und die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen dass auch dort eine Blindheit verhindert werden kann. Da die Krankenkassen aber nichts zahlen, steht der Patient vor der schwierigen Wahl, ob er regelmäßig diese hohen Kosten selber tragen kann, oder eine irreversible Erblindung riskiert.
Avastin ist ein fast identischer Wirksotff, deutlich billiger (500€), jedoch nicht für die Augenbehandlung zugelassen, da es keine Zulassungsstudien gibt. Grund dafür ist, dass die Patente von Avastin und Lucentis bei einem Konzern liegen - und dieser Konzern sieht keinen Nutzen darin, eine Zulassung für Avastin zu bekommen wenn mit Lucentis ein vielfaches mehr an Geld sich verdienen lässt.
Somit kommt Avastin als sogenanntes "off-label-use" Medikament zum Einsatz - die Patienten müssen dabei aufgeklärt werden und einwilligen, dass dieses Medikament für das Auge nicht zugelassen ist, es jedoch wahrscheinlich genauso gut (vielleicht sogar auch besser?) wirkt.
Bei der Anwendung von nicht zugelassenen Medikamenten zahlt die gesetzliche Krankenkasse natürlich nicht, aber die regelmäßigen Kosten von etwa 500€ pro Spritze sind für den Patienten schon deutlich günstiger als bei Lucentis.
Am heutigen Nachmittag gingen also etwa 10.000€ in Spritzen durch meine Hände.
Wenn man einen Liter davon hätte, wäre man sozusagen Millionär.

Dienstag, 12. Januar 2010

Augenheilkunde - 6. Woche - "Big Brother"

Nach der Frühbesprechung waren auf Station noch mehrere Flexülen zu legen, so dass ich zunächst dabei mitgeholfen habe eh ich runter in den OP gegangen bin.
Bei 3 Katarakt-Operationen war ich dabei - eine davon war etwas erschwert weil die Pupille nicht weit werden wollte, trotz mehrfachen Weittropfens. Bei dieser deutlich eingeschränkten Sicht musste der Operateur besonders vorsichtig arbeiten.
Der Chefarzt kann übrigens über eine eingebaute Kamera in der OP-Leuchte jede OP von seinem Büro aus verfolgen - so kommt es auch vor, dass sich "Big Brother" meldet und noch dies und jenes zur Operation zu sagen hat. Da war ich schon erstaunt als ich erfuhr, dass wir so einen Beobachter haben.
Bei 2 weiteren Eingriffen durfte ich wieder etwas assistieren - das eine war ein Wundverschluss nach einer Tumorexzision, und die zweite OP war eine operative Behebung einer Ptosis.
Bei einer Ptosis senkt sich das Oberlid zu weit über das Auge, so dass das Sehen beeinträchtigt wird. Nach Ausschluss von Neuromuskulären Erkrankungen kann die Oberlidmuskulatur operativ freigelegt, und mit Fäden gekürzt werden - wichtig ist jedoch, dass der Lidschluss postoperativ noch intakt bleibt, damit die Hornhaut nicht zerstört wird.

Montag, 11. Januar 2010

Augenheilkunde - 6. Woche - "Schieltag"

Auch wenn das heute mein 100. Beitrag ist, werde ich mich kurz fassen da der Tag lang war und ich bereits ziemlich müde bin.
Der Montag ist im OP immer der Schieltag. Angeborenes Schielen sollte bei Persistenz möglichst vor der Einschulung operiert werden; bereits in frühster Kindheit müssen solche Schieler jedoch behandelt werden, da ansonsten ein Auge schwachsichtig bis blind wird, und räumliches Sehen auch nicht möglich sein kann.
Da das Auge von 6 Muskeln bewegt wird, besteht die operative Therapie darin, durch Nähen und Schneiden die Muskulatur zu kürzen, falten oder verlegen um die gewünschte paralelle Position beider Augen zu ermöglichen. Diese Eingriffe wurden alle in Vollnarkose durchgeführt, und ich durfte den ganzen Tag lang beim Fäden-Schneiden und Halten assistieren. So konnte ich den ganzen Tag lang was tun und hatte zudem einen guten Einblick auf den Bulbus sowie viele Erläuterungen.

Sonntag, 10. Januar 2010

Augenheilkunde - 5. Woche - "PPV"

Nachtrag zum Freitag.
Heute verbrachte ich quasi den ganzen Tag in einem der beiden Augen-OP-Sääle - über Nacht kamen gleich 2 Patienten mit einer Netzhautablösung, und die behandelt man meistens mit einer "PPV". Folgendes Prinzip ist das: im Augeninneren befindet sich ein géléartiger Glaskörper, welcher rausgesaugt wird um dann das Auge mit Gas oder Silikonöl zu füllen - dieses Gas bzw. Öl soll die Netzhaut wieder an die richtige Stelle drücken. Damit das ganze dann auch noch ranwächst, wird um die Löcher herum mit einem Laser hineingeschossen, damit sich dort kleine Narben bilden können welche zu Verwachsungen führen - damit soll die Netzhaut wieder fest anliegen.
Hier einmal eine Abbildung einer PPV:
Das Gas wird irgendwann selbst absorbiert (absolutes Flugzeugverbot, da bei Druckschwankungen das Auge aufplatzen könnte), und das Öl muss nach einigen Monaten wieder abgesaugt werden. Bei so einer Silikonölexplantation bin ich dann auch dabei gewesen.
Danach folgte wieder eine Katarakt-OP, und zum Schluss eine wenig spektakuläre Wundvernähung nach einer kleinen Tumorentfernung am Unterlid. Hierfür durfte ich mich allerdings steril einwaschen/einkleiden um wenigstens mal beim Tupfern und Fädenschneiden zu assistieren.

Donnerstag, 7. Januar 2010

Augenheilkunde - 5. Woche - "Auf dem Kommandosessel"

Nach der Frühbesprechung ging ich dann gleich in den OP, wo es wieder so einiges zu sehen gab.
Leider finde ich heute dazu keine Bilder um das anschaulich zu beschreieben - jedenfalls wurde bei einer Trabekulotomie ringförmig im vorderen Augenabschnitt ein bestimmter Bereich aufgeschnitten, damit das Kammerwasser besser abfließen kann und der okuläre Druck gesenkt wird. Eine häufige operative Form der Glaukomtherapie.
Dann folgte noch die Aufnähung einer Amnionmembran zur Defektheilung bei einer kaputten Hornhaut, und anschließend noch eine Entfernung von nach innen wachsenden Wimpern die über die Hornhaut scheuern.
Da es danach nichts mehr zum operieren gab, konnte ich den ganzen OP Saal für mich nutzen ;) naja, hauptsächlich ging es um das Nähen- und Knotenüben. Dabei durfte ich mich auf den großen Chirurgen-Kommandosessel setzen (bei dem man über diverse Pedale und Knöpfe allerlei Sachen bedienen kann, und außerdem durfte ich das große schwenkbare Mikroskop nutzen um unter starker Vergrößerung zu arbeiten. Ein Stück Stoff wurde aufgerissen, und daran konnte ich dann das Nähen mit Instrumenten üben. Das wird sicher viele Tage in Anspruch nehmen - und mindestens doppelt so schwierig ist das ganze auch noch unter dem Mikroskop zu bewältigen - da fehlt irgendwie dieses räumliche Sehen. Das Händezittern eines Anfängers ist natürlich auch nicht zu beseitigen. So lerne ich jedenfalls was.

Dienstag, 5. Januar 2010

Augenheilkunde - 5. Woche - "im OP"

Wir haben jetzt eine kleine Rotation unter uns Studenten beschlossen, demnach bin ich jetzt bis ende Januar im OP. Am ersten Tag habe ich mich natürlich dezent zurückgehalten und nur dort geholfen wo ich helfen konnte - Blutdruck messen, Flexüle legen, Patienten umbetten.
Der Vorteil bei den meisten Operationen am Auge ist, dass man diese im Sitzen machen kann - der Operateur sitzt dabei auf so einem richtigen Kommandosessel wie Cpt. Kirk auf der Enterprise.
Zudem wird das meiste unter einem Mikroskop gemacht - dieses hat dann 2 Zugänge, so dass ich auch mitgucken konnte. Die ersten beiden Eingriffe waren Katarakt-OPs ("Grauer Star").
Diese Operation verläuft in der Regel in örtlicher Betäubung - das Betäubungsmittel wird mit einer Spritze unter bzw. hinter das Auge gespritzt - dies ist dann eigentlich der einzige unangenehme Moment für den Patienten. Für den eigentlichen Eingriff ist der Patient dann bei vollem Bewusstsein.
Bei dieser Operation wird mit einem Ultraschall-Schneid/Sauger die trübe Linse zertrümmert und abgesaugt, und dann eine Kunstlinse eingesetzt.
Bei Intakter Netzhaut kann man danach wieder klar sehen.
Der dritte Patient war dann einer den ich bereits vom Dezember hatte - einer mit einem Hornhautdefekt aufgrund eines gestörten Lidschlusses infolge einer Fazialisparese.
Ihm hat man Ober- und Unterlid weitesgehend zusammengenäht, damit darunter die Hornhaut halbwegs heilen kann - nach ungefähr 8 Wochen wird man das Auge wieder aufmachen können.
Beim 4. Patienten war es ähnlich, jedoch viel dramatischer: ein älterer Herr der seit Jahren im Wachkoma liegt hat auch einen Lidschlussdefekt, und dabei hat sich ein richtiges Hornhautgeschwür entwickelt.
Dies hat man zunächst mit einem Amnionhäutchen zugenäht und das Auge feucht abgedeckt - doch letztendlich wird dieses Häutchen auch nicht lange Halten wenn der Lidschluss nicht funktioniert. Im Normalfall wäre das ein Patient für eine Hornhauttransplantation, doch bei einem Wachkomapatienten der beatmet wird und allgemein kaum narkosefähig ist, wird dieser Eingriff kaum möglich sein.
Bei einem 5. Patienten wurde nach einer Augenentfernung von vor 2 Monaten die Bindehaut wieder richtig zusammengenäht, damit dadrauf später die Augenprothese richtig sitzen kann.
Soviel also zu heute, und morgen ist dann erstmal Feiertag.

Montag, 4. Januar 2010

Augenheilkunde - 5. Woche - "2010"

Wir schreiben das Jahr 2010.
Es ist äußerst schwer gefallen heute wieder so früh aufstehen zu müssen - dafür sieht es draußen richtig schön mit dem vielen Schnee aus.
Erwartet habe ich, dass so einige Silvester-Patienten bei uns liegen würden, aber es gab äußerst wenige Augenverletzungen zum Jahreswechsel. Nur noch einer bleibt weiter bei uns - ihm ist ein Böller so ziemlich direkt vor dem Auge explodiert; die Druckwelle hat so einige Schäden angerichtet, aber er wird wohl sein Auge behalten dürfen.
Ansonsten ist es noch ziemlich leer. Die halbe Ärzteschaft ist noch im Urlaub, eine Station ist weiterhin geschlossen, und auf der verbleibenden sind die Patienten auch überschaubar.
Habe mich dann 2 Neuaufnahmen (beide zur Katarakt-OP) gekümmert, und half dann etwas beim Schreibkram aus.
Anschließend konnte ich dann bei einer YAG-Iridotomie zugucken:
das ist ein Laserverfahren, bei dem in die Iris(Regenbogenhaut) ein Loch zur Druckentlastung eingebrannt wird - eine Methode in der Glaukomtherapie.
So sieht dann das Resultat aus:
Weil wir anschließend Hunger hatten und es nicht besonders viel zu tun gab, haben wir uns wieder einmal eine Pizza liefern lassen :-)
So lässig kann das neue Jahr gerne weiter gehen.