Mittwoch, 13. Januar 2010

Augenheilkunde - 6. Woche - "Lucentis, Avastin"

Heute habe ich wieder so viele Sachen gesehen & gemacht dass ich garnicht mehr alles weiß.
Der Tag begann jedenfalls mit dem Legen von allerlei Flexülen (wobei ich bei einem Patient Schwierigkeiten hatte und erst beim 3. Versuch in der Ellenbeuge Erflg hatte).
Das OP-Programm war wieder voll mit allerlei Eingriffen: Katarkte, Vitrektomien (Glaskörperentfernung mit Implantation von Gas oder Silikonöl), Tarsorraphien (Verengung der Lidspalte), Iridektomie (Schnitt in die Regenbogenhaut zur Druckentlastung nach einem Glaukomanfall), Wundverschluss nach einer Tumorexzision...
Nachmittags war dann wieder die Augenvorlesung, wo wir PJ-Studenten assistieren und natürlich auch zuhören/zugucken konnten. Das ist dann immer sehr entspannend und eine gute Wiederholung.
Danach blieb ich noch im ambulanten OP um ein wenig bei intravitreal (in den Glaskörper hinein) Spritzen auszuhelfen. 10 Patienten standen auf dem Programm, und auch hier musste man wie im OP streng steril vorgehen. Bei den Spritzen (Lucentis, Avastin) handelt es sich um einen äußerst teuren Wirkstoff - eine Spritze mit knapp 1ml Inhalt kostet zwischen 500 und 1500€. Die Wirkstoffe hemmen die schädliche Gefäßneubildung an der Netzhaut, die bei bestimmten Erkrankungen zur Erblindung führt. Lucentis (1500€) wurde erst 2007 in der EU zugelassen, und wird nur bei einer bestimmten Erkrankung von der Krankenkasse übernommen. Bei einigen anderen Erkrankungen ist dieses neue Mittel mit hoher Wahrscheinlichkeit auch wirksam, und die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen dass auch dort eine Blindheit verhindert werden kann. Da die Krankenkassen aber nichts zahlen, steht der Patient vor der schwierigen Wahl, ob er regelmäßig diese hohen Kosten selber tragen kann, oder eine irreversible Erblindung riskiert.
Avastin ist ein fast identischer Wirksotff, deutlich billiger (500€), jedoch nicht für die Augenbehandlung zugelassen, da es keine Zulassungsstudien gibt. Grund dafür ist, dass die Patente von Avastin und Lucentis bei einem Konzern liegen - und dieser Konzern sieht keinen Nutzen darin, eine Zulassung für Avastin zu bekommen wenn mit Lucentis ein vielfaches mehr an Geld sich verdienen lässt.
Somit kommt Avastin als sogenanntes "off-label-use" Medikament zum Einsatz - die Patienten müssen dabei aufgeklärt werden und einwilligen, dass dieses Medikament für das Auge nicht zugelassen ist, es jedoch wahrscheinlich genauso gut (vielleicht sogar auch besser?) wirkt.
Bei der Anwendung von nicht zugelassenen Medikamenten zahlt die gesetzliche Krankenkasse natürlich nicht, aber die regelmäßigen Kosten von etwa 500€ pro Spritze sind für den Patienten schon deutlich günstiger als bei Lucentis.
Am heutigen Nachmittag gingen also etwa 10.000€ in Spritzen durch meine Hände.
Wenn man einen Liter davon hätte, wäre man sozusagen Millionär.

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