Mittwoch, 20. Januar 2010

Augenheilkunde - 7. Woche - "armes Kind"

Diese Woche haben 2 neue junge Ärztinnen in der Augenklinik angefangen, so dass von einem Ärztemangel, wie ich es in meinem Chirurgie-Tertial kannte, nicht die Rede sein kann.
Nachdem ich meine Stationsarbeit erlefigt habe, bin ich wieder im OP verschwunden.
Unter anderem gab es ein 4 Monate altes Kind, welches mit einer Leukokorie (weißer Pupille) aufgefallen ist. Normalerweise hat man bei Fotos mit Blitzlich immer rote Augen weil das die Netzhaut ist die dort so rot reflektiert - hat das Kind stattdessen eine weiße Reflexion, spricht man von einer Leukokorie. Beispielbild:
In so einem Fall muss zwingend eine bösartige Krebserkrankung ausgeschlossen werden: das sogenannte Retinoblastom, welches nur bei kleinen Kindern auftritt und unbehandelt zum Tode führt. Glücklicherweise hatte unser Patient kein Retinoblastom, sondern eine Fehlentwicklung der Linse. Diese war eine derbe, verwachsene, mit Gefäßen durchzogene weiße Masse, welche das Sehen auf dem betroffnen Auge unmöglich machen. Operativ wurde mit Mühe ein Loch reingemeißelt, so dass das Licht auf die intakte Netzhaut treffen kann. In der späteren Entwicklung des Kindes muss dann natürlich noch eine Kunstlinse implantiert werden, aber zunächst ist man nur froh, dass man dieses kleine Loch hat.
Das arme Kind wurde vor der OP auch noch etwa 10 mal gestochen eh ein venöser Zugang gelegt werden - mehrere Versuche an beiden Händen und Füßen scheiterten; kurz bevor man eine Flexüle am Kopf legen wollte, gelang es noch am Fuß ein Gefäß zu finden.
Das Kindchen, mit einem klischehaften Doppelnamen, musste diese Qual zum Glück nicht bewusst ertragen - nach dem zweiten vergeblichen Stechen leiteten die Anästhesisten schon eine Gasnarkose ein.
Heute gab es dann auch wieder eine weitere Augenvorlesung; hierbei quälten wir uns erstmal 20 Minuten lang mit dem Laptop ab eh die PowerPoint Präsentation zum Laufen gebracht werden konnte. Ein Student der sich gut mit Computern auskannte, sagte dabei ziemlich treffend "Herr Professor, sie haben einfach eine menge Müll auf ihrem Rechner".
Zum Schluss habe ich dann wieder ausgeholfen als einige Patienten ihre Avastin/Lucentis Spritzen ins Auge bekamen - dies wird immer im ambulanten OP durchgeführt.

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