Sonntag, 27. Juni 2010

Innere - 12. Woche - "this is it"

Nachtrag zum 18.6. - dem letzten Tag meines Praktischen Jahres.
Nun war es soweit, mein letzter Tag im Krankenhaus. Ein letztes Mal bei der Visite mitgelaufen, die ziemlich deprimierend war weil wir so viele schwerkranke Patienten mit schlechter Prognose hatten - bei den vielen Krebspatienten ging es nur noch darum die Lebensqualität möglichst lange zu erhalten, oder einen Platz im Hospiz zu finden. Eine Stunde nach der Visite ist ein Patient verstorben - schon die ganzen letzten Tage war er nicht mehr ansprechbar und in einem finalen Krebsstadium. An meinem letzten PJ Tag hatte ich somit noch erstmalig eine Leichenschau, wo sichere Todeszeichen wie die Leichenflecken festgestellt wurden.
Hätte ich nicht zwischenzeitlich einen Entlassungsbrief weggebracht, hätte ich auch meine erste Reanimation auf meiner Station miterlebt - ein Patient mit bradykarder Rhythmusstörung hatte einen Herzaussetzer und konnte erfolgreich reanimiert werden. Dieser wird nun wahrscheinlich einen Schrittmacher implantiert bekommen.
Auf Station konnte ich dann noch ein letztes Mal eine Bluttransfusion durchführen, und bei einem anderen Patienten eigenständig eine Portnadel legen. Am Nachmittag hatten wir 3 internistischen PJler noch unser Abschlussgespräch mit dem Chefarzt, wo wir in guter Atmosphäre über unser Tertial sprechen konnten.
Um 13:30 gab es dann unsere "Besprechung" (Deutschland - Serbien) - einfach nur klasse von unserem Chef, dass wir alle gemeinsam in unserem Besprechungsraum das WM-Speil gucken durften! In der Halbzeitpause eilten wir dann alle auf Station um noch dies und jenes zu erledigen - z.B. Flexülen legen bei Patienten die mit ihrer vollen Aufmerksamkeit eh bei der Halbzeitanalyse im TV waren. Wir blieben dann noch alle ein wenig länger um noch die zweite Halbzeit zu sehen, und konnten uns dann in aller Ruhe mit all unseren Kollegen verabschieden.
Es war ein sehr gutes Tertial, weil man gute Arbeitsbedingungen hatte, nette Kollegen, sehr viele internistische Krankheitsbilder, man durfte bei allerlei Sachen zugucken und selbst viele Sachen probieren (Ultraschall, Aszites- und Pleurapunktion, Portnadel legen, Magensonde und Blasenkatheter legen, Bluttransfsionen mit Bedside-Test durchführen usw.).
Nun wird diszipliniert für das Staatsexamen gelernt!

Donnerstag, 17. Juni 2010

Innere - 12. Woche - "letztes Frühstück"

Heute, am vorletzten Tag des Praktischen Jahres, organisierten wir 3 internistischen PJ-Studenten ein gemeinsames Abschieds-Frühstück. Dafür hatten wir reichlich Brötchen, diverse Wurst- und Käsesorten, Obst, Gemüse, Kuchen und Schokolade besorgt. Somit hatten wir eine schöne Frühstückspause mit unseren ärztlichen Kollegen.
Auf Station gab es dann auch noch meine letzte Chefvisite, und vermutlich meine 2 letzten stationären Aufnahmen. Ein ehemaliger Zahnarzt (dem ich gleich von meiner Zahnarzt-Phobie erzählte) der mit unklaren Oberbauchschmerzen kam (Nebendiagnosen: Leberzirrhose, Zustand nach Ulcus duodeni vor 2 Jahren, Hypertonie, Diabetes usw.), sowie ein ein mitte 40 jähriger Mann mit Durchfall und Erbrechen nach seinem Türkei Urlaub. Da dieser allerdings im letzten Jahr ungewollt fast 10 kg an Gewicht verloren hat, und sowohl die Mutter als auch der Bruder an Darmkrebs erkrankt sind, wird bei uns eine Darmspiegelung zum Ausschluss einer bösartigen Erkrankung erfolgen.
Nebenbei konnte ich heute auf der chirurgischen Station den Übersetzer spielen, da auf der Unfallchirurgie 2 polnische Patienten lagen die weder deutsch noch englisch sprachen.
Ein letztes Mal hatten wir heute noch einen Ultraschall-Kurs; diesmal direkt an Patienten. So konnten wir pathologische Befunde an Leber, Niere und Harnblase beurteilen.
Morgen ist dann der letzte Tag vom Praktischen Jahr.

Mittwoch, 16. Juni 2010

Innere - 12. Woche - "Onko- und Pathokonferenz"

Heute hatte ich 2 stationäre Aufnahmen.
Der erste Patient war ein mitte 70 jähriger Patient mit einer als Berufskrankheit anerkannten COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung - vierthäufigste Todesursache in den Industrienationen durch chronisches Versagen der Lungenfunktion; zu 80-90% aller COPD Patienten sind Raucher oder ehemalige Raucher - mein Patient hat allerdings nie geraucht).
Zu uns kam er wegen Obstipationen (Verstopfungen) mit sehr dunklem Stuhlgang seit etwa 4 Monaten - im Prinzip seit er Eisentabletten einnehmen muss (die häufig dunklen Stuhl machen) da er eine chronische Eisenmangelanämie hat. Bei uns soll nun eine Coloskopie (Darmspiegelung) erfolgen um gucken ob der Patient nicht irgendwo im Darmtrakt blutet, was sowohl die Anämie als auch den dunklen Stuhl erklären würde. An Nebendiagnosen hat er eine ewig lange Liste: Diabetes, Bluthochdruck, Glaukom, Zustand nach Schlaganfall, Zustand nach Lungen-OP aufgrund einer Tuberkulose in den 1950er Jahren.
Die zweite Patientin war eine mitte 60 jährige Patientin mit Schluckbeschwerden. In den letzten 4 Wochen konnte sie keine feste Nahrung mehr zu sich nehmen weil alles wieder hochkommt; in dieser Zeit hat sie auch 12 kg an Gewicht verloren. Radiologisch sah man beim Kontrastmittel-Schlocken eine deutliche Verengung am Übergang von Speiseröhre zu Magen. Nun wird bei uns eine Gastroskopie (Magenspiegelung) erfolgen um einen Tumor auszuschließen.
Heute war auch wieder die Tumorkonferenz, und weil ich das beim letzten Mal so gut vorbereitet habe, konnte ich heute erneut 2 Patienten in dieser interdisziplinären Runde vorstellen. Kurioserweise habe ich diese Patienten kein einziges Mal gesehen, aber die Akten und Befunde reichten mir dazu aus. Der eine Patient hat ein weit fortgeschrittenes Pankreaskarzinom (Bauchspeicherdrüsenkrebs), wo es jetzt nur noch darum geht operativ die Nahrungspassage zu ermöglichen, und die eine Patientin hat sehr wahrscheinlich ein Rektumkarzinom (Krebs des Enddarmes), die nun von unseren Chirurgen zur Operation übernommen wird.
Anschließend gab es dann auch wieder die klinisch pathologische Konferenz, wo einige seltene Fälle aus Gynäkologie (ein Mann mit Brustkrebs), Chirurgie/Gynäkologie (nach einer Hernienoperation zeigte die histologische Auswertung des Gewebes dass es sich um eine Metastase eines Eierstockkrebses gehandelt hat), Innere/Chirurgie (Patientin mit M. Crohn, und ein Patient bei dem sich im Darmpolypen ein Lymphom "Lymph-Krebs" gezeigt hatte).
Das ist eine sehr spannende Veranstaltung, allerdings hätte ich während der WM sehr viel lieber Fußball geguckt.

Dienstag, 15. Juni 2010

Innere - 12. Woche - "101"

Heute habe ich meine bisher älteste Patientin aufgenommen: 101 Jahre alt!
Sie ist zwar dement, bettlägrig und kommt zum PEG-Wechsel (Magensonde die direkt durch die Bauchdecke geht), aber trotzdem ist es schon erstaunlich wenn jemand ein dreistelliges Alter erreicht. Im Kaiserreich geboren, den ersten Weltkrieg als Kind überlebt, die Weimarer Republik erlebt, Hitler und den zweiten Weltkrieg, das geteilte Deutschland mit Mauerbau und -fall, das vereinte Deutschland.
Die Therapie beschränkt sich jetzt aber wirklich auf die Basismaßnahmen - die Patientin die noch wach und "vital" ist soll zumindest nicht verdursten oder verhungern müssen.
Bei der Visite gab es nichts besonderes. Frauen im gebärfähigen Alter und Beschwerden im Bauch wurden grundsätzlich danach gefragt ob eine Schwangerschaft sicher ausgeschlossen werden kann - wenn allerdings die Patientin sagt "ich bin nicht schwanger, ich nehme die Pille", dann ist das für uns kein Argument. Auch mit der "Pille" kann man schwanger werden, daher führen wir auch noch zusätzlich Schwangerschaftstest im Urin durch.
Eine andere Patientin klagte über verschwommenes Sehen, und da ich im vorherigen Tertial in der Augenklinik war, bat mich die Stationsärztin da mal nachzugucken. An den Augen wird sie mit großer Sicherheit nichts gehabt haben, aber nebenbei hörte ich auch das Herz ab und stellte fest, dass eine Arrhythmie vorlag - am Aufnahmetag hatte die Patientin im EKG noch einen regelrechten Sinusrhythmus. Im EKG bestätigte sich mein Befund, es lag eine Arrhythmie bei Vorhofflattern vor. Die Patientin wurde daraufhin auf eine andere Station verlegt wo sie an einen Monitor angeschlossen werden konnte. Dort wird sie nun weiter überwacht und diagnostiziert.

Montag, 14. Juni 2010

Innere - 12. Woche - Studientag

WM !
und mein letzter Studientag.

Freitag, 11. Juni 2010

Innere - 11. Woche - "Keine Angst vor Tiefe"

Die Hitze dauert an. Bereits um 6 Uhr früh war es draußen so warm, dass es nur im T-Shirt erträglich war. Die Patientenzimmer wurden wieder abgedunkelt damit unsere Kranken nicht noch stärker leiden müssen. Normalerweise gibt es am Freitag keine reguläre Neuaufnahme, aber heute hatte ich eine mitte 70 jährige Patientin mit seit 4 Wochen bestehenden Durchfällen, Bauchschmerzen und Sodbrennen. Zur Ursachenklärung werden wir Stuhlproben auf pathogene Keime (Noroviren, Rotaviren, Shigellen, Salmonellen, Yersinien, enteropathogene E.coli, Campylobacter, Clostridien) testen, den Bauchraum schallen, eine Kolo- und Gastroskopie durchfhren, sowie verschiedene Tests auf Unverträglichkeiten von Lactose und Lactulose. Auf Station habe ich noch einige Flexülen gelegt und dann beim Briefeschreiben und Diktieren ausgeholfen. In der Funktionsabteilung konnte ich heute erstmalig eine Pleurapunktion durchführen. Bei allerlei Erkrankungen sammelt sich Flüssigkeit im Lungenraum an, so dass die Patienten schnell luftnötig werden. Die Patientin mit dem ausgeprägten Pleuraerguss hatte eine schwere Herzinsuffizienz, d.h. Dass das Herz nicht mehr in der Lage war ausreichend Blut zu pumpen. Dadurch staut sich im Körper Flüssigkeit auf, unter anderem kommt es zu einer Lungenstauung. Im Ultraschall kann man das sehr gut nachweisen. An sich ist das sehr ähnlich wie eine Aszitespunktion am Bauch, aber so von hinten in Richtung Lunge zu punktieren ist schon deutlich aufregender. „Keine Angst vor Tiefe“ - so lautet der wichtigste Ratschlag des Oberarztes.
Eine richtig lange Nadel schiebt man um die 7cm tief hinein, eh man dann die gelbliche Flüssigkeit dadurch absaugen kann. Dir mich betreuende Ärztin musste allerdings nochmal punktieren, da bei mir nur 300-400ml heraus kamen und im Ultraschall noch immer viel Erguss zu sehen war.
Jedenfalls bin ich froh, dass ich in meiner vorletzten Woche noch eine Pleurapunktion gemacht habe. Im Anschluss an die Nachmittagsbesprechung ging es ab ins Wochenende.
Die WM 2010 beginnt!

Donnerstag, 10. Juni 2010

Innere - 11. Woche - ""McFlurry

Heute früh zogen erstmal heftige Gewitter über das Land. Im Laufe des Tages wurde es dann aber wieder heiß - sogar unerträglich heiß. Fast alle Patientenzimmer wurden komplett abgedunkelt, und trotzdem kam man ordentlich ins Schwitzen. Das Anziehen der Handschuhe war dann auch immer sehr mühsam. Ich diktierte heute den Entlassungsbrief für meine Patientin die ich gestern bei der Tumorkonferenz vorgestellt habe - das war die Frau mit den 2 vergrößerten Lymphknoten die sich nach Entnahme als ein Non-Hodgkin-Lymphom erwiesen ("Krebs" des lymphatischen Gewebes). Da sich in der Diagnostik kein weiterer Herd mehr finden ließ, wird die entsprechende Lymphknotenregion bestrahlt, und dann hat man eine gute Aussicht dass die Patientin damit vollständig geheilt ist.
Heute war dann auch noch die Chefarztvisite, aber da bin ich nur zur Hälfte mitgelaufen weil ich eine bettlägrige demente Patientin aufgenommen habe. Sie wurde von ihrem Hausarzt aus ihrem Pflegeheim in unser Krankenhaus wegen Inappetenz, Übelkeit, Erbrechen und Exsikose (Austrocknung) eingewiesen. Bei uns bekommt sie dann gegen den Flüssigkeitsverlust eine Infusionstherapie sowie eine Ultraschalluntersuchung und Magenspiegelung um die Ursache der Inappetenz zu ergründen.
Unsere Ärzte hatten am Nachmittag ihre jährliche Sicherheitsbelehrung (die wir Studenten zu Beginn unserer Tätigkeit auch einmal besuchen mussten) - dadurch waren wir PJler für eine Stunde ganz allein. Das war dann eine ideale Gelegenheit mal schnell zum nächsten McDonald's zu fahren um sich bei McDrive einen McFlurry zu holen :)
Somit fuhren wir 3 Weißkittel heimlich davon, genossen unser Eis, und kehrten nach einer halben Stunde wieder unbemerkt zurück ;) Das war eine richtig gute Erfrischung.
Auf Station hatte ich dann noch einige Flexülen zu legen sowie eine Bluttransfusion durchzuführen. Darunter eine Blutgruppe A Konserve für einen Blutgruppe AB Patienten - da musste ich erst einmal ganz schnell überlegen ob das so kompatibel ist.
Am späten Nachmittag hatten wir dann noch im schön klimatisierten Raum unseren Sonographie-Kurs.
Das war für uns die ideale Gelegenheit

Mittwoch, 9. Juni 2010

Innere - 11. Woche - "Sommer, Sonne, Eis und Sekt"

Die heutigen Temperaturen kratzen schon fast an der 30°C Marke - im Schatten blieb es knapp darunter, in der Sonne war es aber richtig heiß.
Neuaufahmen gab es heute wieder keine. Für mich blieb also Zeit für die Visite und für die Vorbereitung für die Tumorkonferenz. 2 Patienten habe ich vorbereitet, die ich dann in der großen Runde von Chirurgen, Hämatologen-Onkologen, Internisten und Gynäkologen vorstellen konnte. Beides Patienten die ich selbst aufgenommen hatte und am besten über die bescheid wusste. Diese Tätigkeit macht mir dann auch wirklich Spaß, weil ich mich nochmal so richtig gründlich mit dem Patienten auseinandersetze, nochmal alle Befunde sichte und dann gemeinsam mit den anderen Kollegen die weitere Therapie überlege.
Kurioserweise war in unserem Besprechungsraum noch die Heizung(!!!) an! Der Raum ist fensterlos, so dass es nach kurzer Zeit ziemlich unerträglich warm und stickig wurde.
Nachmittags folgten wir Studenten noch einmal der ITS-Visite.
Nach der Arbeit bin ich nochmal zu meiner Augenklinik gefahren, da wir uns auf ein gemeinsames Eisessen verabredet haben. 2 große Eiskartons vernaschten wir in kurzer Zeit; dazu gab es dann auch erfrischend kalten Sekt. Schon ein sehr kurioser Einblick wie wir im Arztzimmer am Ventilator saßen, unser Eis aßen, und 2 Sektflaschen auf dem Tisch standen.
Das restliche Eis kam dann ins Gefrierfach wo mit roten Buchstaben "nur für Arzneimittel!" draufstand ;)

Dienstag, 8. Juni 2010

Innere - 11. Woche - "Blase und Magen"

Wir sind weiterhin so voll, dass wir keine planbaren Patienten mehr aufnehmen können.
Einige unserer Patienten liegen auch noch auf anderen Stationen verteilt, und müssen von uns mitbetreut werden. So z.B. ein bettlägriger Patient auf der chirurgischen Station, bei dem wir im Röntgenbild einen gewaltig großen luftgefüllten Magen gesehen haben. Der weitere Darmverlauf sah unauffällig aus. Dieser Befund spricht am ehesten dafür, dass es zu einer Stenose (Verengung) am Magenausgang gekommen ist - die genaue Ursache werden wir morgen bei einer Magenspiegelung erfahren. Da der Patient weiter gegessen hat und die Magenpassage stark behindert ist, war das Legen einer Magensonde notwendig. Ich habe das versucht, jedoch musste mir meine Stationsärztin dabei helfen da der Patient dabei sehr unruhig wurde und der Schlauch zunächst nicht durch die Nase durchkam. Selbständig könnte ich jedoch einen Blasenkatheter bei ihm legen - dieser war zur Flüssigkeitsbilanzierung erforderlich (selbst war der Patient nicht in der Lage kontrolliert Urin abzugeben). Je nach morgigem Befund bleibt er dann auf der chirurgischen Station wenn irgendwas operiert werden muss.
Auf Station kümmerte ich mich noch um einige Entlassungsbriefe und übte mich beim Auswerten mehrerer EKGs.
Nachmittags gab es dann ein letztes Mal das Pharmakologie-Seminar an meiner Unikllinik - daraus ergab sich noch die Gelegenheit meiner alten Augenstation einen Besuch abzustatten :)

Montag, 7. Juni 2010

Innere - 11. Woche - "Volles Haus"

Irgendwie scheint es einen Zusammenhang zwischen gutem Wetter und stationärer Krankenhausaufnahmen zu geben. Über das Wochenende sind alle unsere Stationen voll geworden; einige internistische Patienten mussten sogar auf andere Stationen (z.B. bei den Chirurgen) ausgelagert werden.
Von der Wochenendübergabe gab es dann noch 2 kuriose Geschichten zu hören:
ein alkoholisierter und dementer Patient ist splitternackt in ein Eiscafé gegangen, und ein anderer Patient hat scheinbar eine akute Psychose entwickelt und ist verwirrt im Krankenhaus rumgerannt. Dabei lief er auch in fremde Patientenzimmer und zeigte ein agressives Verhalten gegenüber dem Personal. Die Polizei musste gerufen werden um ihn zu überwältigen. Der Patient wurde dann in die akute Psychiatrie zwangseingewiesen.
Wegen des vollen Hauses konnte heute kein "normaler" Neuzugänge aufgenommen werden.
Dafür mussten wir uns umso mehr um zügige Entlassungen kümmern. Für 3 Patienten konnte ich einen vorläufigen Entlassungsbrief vorbereiten.
Zu meiner besonderen stationären Erfahrung gehöte heute das Legen einer Flexüle in den Fuß. An den Händen und Armen war absolut nichts zu finden, aber am Fußrücken konnte man eine traufhafte Vene gut sehen und tasten. Jetzt läuft die Infusion über den Fuß.
Da es jetzt meine letzten 2 Wochen sind, habe ich heute Nachmittag meinen Fallbericht beim Chef abgegeben. Wenn nichts zu bemängeln ist, kann ich diesen demnächst im Studiendekanat abgeben,
Nach der Nachmittagsbesprechung bin ich noch mit zur Visite auf die Intensivstation gegangen.

Freitag, 4. Juni 2010

Innere - 10. Woche - "Herr und Frau Patient"

Ein weiterer sonniger Tag - erstmals habe ich mich in den frühen Morgenstunden ganz ohne Jacke aus dem Haus getraut.
Im Krankenhaus sind alle unsere Innere-Stationen ungewöhnlich voll. Scheinbar sind bei dem radikalen Wetterwechsel überdurchschnittlich viele Menschen krank geworden.
Ungewöhnlich ist auch eines unserer Patientenzimmer. Nachdem bereits die Frau seit 3 Tagen bei uns lag, wurde letzte Nacht ihr Ehemann ins Krankenhaus eingeliefert. Beide Eheleute teilen sich nun das gleiche Patientenzimmer; sowas sieht man auch nicht alle Tage.
Die Frau ist allerdings arm dran: im CT zeigte sich ein großer Tumor in der Blase, sowie viele große Metastasen in Lunge, Rippen, Beckenknochen, Wirbelsäule und Schulterblatt. Meine Stationsärztin hatte dann heute die traurige Aufgabe diese Nachricht an die Patientin, ihren Ehemann und ihre beiden Töchter zu übermitteln.
In der Funktionsabteilung sah ich heute eine Pleurapunktion (Ablassen von fast 1000ml aus dem Lungenraum), und auf Station führte ich erstmalig eine Thrombozyten-Transfusion durch. Thrombozyten sind die "Blutplättchen" welche für die Gerinnung verantwortlich sind. Da die patientin an einer chronischen Leukämie leidet, ist ihre normale Blutbildung gestört und die Anzahl der Thrombozyten ist extrem gefallen. Die Thrombo-Konserve ist nicht rot wie die Erythrozyten-Konserve (die normale Blutkonserve) sondern gelblich.
Nun ist aber Wochenende.

Donnerstag, 3. Juni 2010

Innere - 10. Woche - "Sommer"

Heute übrigens mein 200. Blog-Eintrag.
Nach der ewig langen Kälte- und Regenperiode zeigte sich der heutige Tag mal so richtig sonnig und warm. Der Himmel war vollständig blau, und die Sonne strahlte reichlich Wärme aus.
Zum zweiten Mal in meinem inneren Tertial konnte man an so einem Tag wieder draußen die Mittagspause verbringen.
Für mich gab es heute keine Neuaufnahme, aber dafür konnte ich alle meine aufgenommenen Patienten bei der Chefvisite vorstellen - die ältere Dame bei der es gestern das Theater mit der Bluttransfusion gab, den Herren mit dem großen HCC, die Frau mit unklar erhöhten Leberwerten und der Herr mit unklarem Gewichtsverlust bei dem sich eine verdächtige Raumforderung in der Niere zeigte. Die Visite war heute sehr lang, gründlich und lehrreich - das hat dann richtig Spaß gemacht.
Am späten Nachmittag gab es dann wieder den Ultraschall-Kurs, bei dem wir uns heute gegenseitig die Leber schallen konnten.

Mittwoch, 2. Juni 2010

Innere - 10. Woche - "Tumorkonferenz"

Zur Abklärung der erhöhten Leberwerte (meine Patientin die ich gestern aufgenommen habe) wurde heute ein Ultraschall der Leber durchgeführt. Die Hepatitisserologie war zuvor negativ, und anamnestisch bestand blos ein zeitlicher Zusammenhang zur Hepatitisimpfung. Im Ultraschall sah die Leber allerdings völlig normal aus. Wir werden morgen nochmal die Leberwerte kontrollieren, und wenn es zu keinem gewaltigen Anstieg gekommen ist, werden wir die Patientin nach Hause entlassen. Wir empfehlen dann eine Verlaufskontrolle beim Hausarzt. Am ehesten wird es tatsächlich eine Reaktion auf die Impfung sein; die Leberwerte sollten sich dann in einigen Wochen wieder normalisieren.
Neuaufnahmen gab es keine, dafür durfte ich einen meiner Patienten bei der Tumorkonferenz vorstellen. Ein 73jähriger Patient in gutem Allgemeinzustand kam zu uns mit unklarem Gewichtsverlust und diskret erhöhten Leberwerten. Im Ultraschall und im anschließenden CT sahen wir einen etwa 13x8cm großen Tumor in der Leber. Am ehesten handelt es sich dabei um ein HCC (Hepatozelluläres Karzinom - ein "Krebs der Leber", und keine Metastase). Ein HCC entsteht meistens bei einer chronischen Hepatitis B oder C sowie bei einer Leberzirrhose. Beides lag nicht vor, so dass das HCC quasi aus dem Nichts entstand. Eine Gewebspunktion wurde durchgeführt - das Ergebnis sollte in den nächsten Tagen eintreffen. In der Tumorkonferenz (Internisten, Chirurgen, Onkologen) wurde dann das weitere Prozedere besprochen. Die Chirurgen setzten sich (meiner Meinung nach zum Glück) gegen die Internisten mit der Idee durch, bei diesem Patienten eine Operation ggf. sogar eine Lebertransplantation durchzuführen.
Unbehandelt würde der Patient kaum ein Jahr überleben, und so steht er erstmal vor einer schwierigen Entscheidung. Da bei diesem gewaltigen Tumor mehr als 2/3 seiner Leber herausoperiert werden müsste, besteht das Risiko dass der Patient diese schwere Operation nicht überlebt. Auch eine Lebertransplantation ist ein gewaltiger Eingriff - und die danach notwendige Medikation ist ebenfalls sehr schwerwiegend und potentiell lebensbedrohlich.
Als Alternative zur Operation gibt es noch eine lebensverlängernde (aber nicht heilende) Chemotherapie. Der Patient selbst muss dann demnächst entscheiden: lebensverlängernde Therapie, oder eine lebensgefährliche Operation.
Zum Schluss des heutigen Tages ist mir noch ein blödes Missgeschick passiert.
Beim Vorbereiten einer Blutkonserve habe ich den Blutbeutel mit dem Infusionsschlauch angestochen, so dass ordentlich Blut aus dem Beutel kleckerte. Mit allerlei Klebeband half mir dann meine Stationsärztin den Blutbeutel möglichst abzudichten - aber ohne fest Zuhalten ging es trotz all der Mühe nicht. Somit durfte ich das Loch im Beutel während der ganzen Transfusion zudrücken. Somit verbrachte ich eine halbe Stunde neben dem Bett der Patientin mit hochgestrecktem Arm um oben den Beutel abzudichten bis die Infusion durch war. Das war äußerst unbequem und ärgerlich.

Dienstag, 1. Juni 2010

Innere - 10. Woche - "Verlegungsbrief und rätselhafte Leberwerte"

Nach einigen Blutentnahmen, der Röntgenbesprechung und der geliebten Kaffeepause habe ich einen sehr ausführlichen Verlegungsbrief diktiert - dabei habe ich mir besonders viel Mühe gegeben, da ich diesen Fall als meinen Fallbericht nutzen möchte. Ein Patient den ich von der Aufnahme bis zur Verlegung mitbetreut habe und die meisten seiner Untersuchungen mitgesehen habe. Am Wochenende will ich das dann fertig bringen da mein Praktisches Jahr in Kürze vorbei geht. Heute habe ich auch noch die letzten Formulare für die Anmeldung zum Staatsexamen ausgefüllt - morgen will ich das ganze dann per Einschreibebrief an die Prüfungsbehörde schicken. So langsam geht es dann los mit der Prüfungsvorbereitung.
An Aufnahmen hatte ich heute 2 Patienten. Die demente, multimorbide, bettlägrige, 90 jährige Patientin kam aus ihrem Heim wegen AZ (Allgemeinzustand) und bekannter Anämie. Sie bekommt eine Bluttransfsion, ein EKG und ein Röntgen-Thorax zum Ausschluss einer entzündlichen Komponente in der Lunge oder einer kardialen Dekompensation bei bekannter Herzinsuffizienz ("Herzschwäche"). Die 40 jährige zweite Patientin ist und ein Rätsel - nach ihrer Impfung gegen Hepatitis A & B bekam sie für 2 Tage leichte Oberbauchschmerzen; ihr Hausarzt stellte dabei deutlich erhöhte Leberwerte fest, so dass die Frau zur Abklärung bei uns aufgenommen wurde. Sie hat sonst keine Nebenerkrankungen und nimmt auch keine Medikamente ein. Zu intensiver Alkoholkonsum ist bei dieser Laborkonstelation auch äußerst unwahrscheinlich. Auch bei uns stellten wir erhöhte Leberwerte fest, allerdings war sie jetzt völlig beschwerdefrei. Wir testen die Frau jetzt auf eine mögliche Hepatitis-Infektion (trotz Impfung; denn schließlich kann ja schon davor eine chronische Hepatitis-B Infektion bestanden haben - und gegen Hepatitis-C gibt es keine Impfung). Eine Ultraschalluntersuchung der Leber wird auch geplant.
Vielleicht wissen wir morgen mehr.

Montag, 31. Mai 2010

Innere - 10. Woche - "Knochenmarkpunktion"

Seit meinem letzten Beitrag ist ja so viel passiert: Lena hat den European Songcontest grandios gewonnen, und Horst Köhler ist völlig überraschen vom Amt des Bundespräsidenten zurückgetreten.
Nun aber zum PJ-Alltag.
Heute fanden ja die 3 geplanten Knochenmarkspunktionen statt - bei einer konnte ich mit dabei sein. Dieser Eingriff sieht dann doch sehr brutal und brachial aus.
Der Patient wünschte sich zwar keine Beruhigungsspritze, aber das heißt nicht dass er diese Prozedur mit Vergnügen über sich hat ergehen lassen.
Er lag dabei in Seitenlage, während zunächst der Beckenknochen abgetastet wurde um dann mit einer spitzen Nadel in den Beckenkamm hineinzubohren. Wenn ich "Bohren" sage, dann meine ich das auch - wie ein Korkenzieher wurde das Teil unter enormen Kraftaufwand durch die robuste Knochenstruktur hineingebohrt. Dann wurde über diesen Zugang mit einer Spritze das Knochenmark abgesaugt - es sah aus wie dunkelroter dickflüssiger Sirup der da rauskam. Zusätzlich wurden auch Stanzenbiopsien gemacht; das erinnert an solche Eisbohrungen in Polargebieten wo so ein Stanzzylinder aus der Tiefe herausgeschnitten wird. Nun müssen wir einige Tage auf die Ergebnisse warten und hoffen, dass sich keine bösartigen Zellen finden lassen.
2 Neuaufnahmen hatte ich dann heute noch, beide mit ungewolltem Gewichtsverlust (mögliche Krebserkrankung). Der eine Patient hat diverse Bauchbeschwerden und tastbare Resistenzen im Abdomen, und die eine Patientin hat starkes Sodbrennen mit Schluckbeschwerden. Eine bereits durchgeführte ambulante Gastroskopie ergab den dringenden Verdacht auf ein Oesophaguskarzinom (Krebs der Speiseröhre).
Für uns Studenten gab es dann noch am Nachmittag einen Ultraschallkurs: heute konnten wir uns gegenseitig die Schilddrüse im Hals schallen.

Freitag, 28. Mai 2010

Innere - 9. Woche - "Updates"

Freitags gibt es meistens keine Augnahmen - so auch heute. Konnte also nach dem Legen einiger Flexülen in Ruhe and der kompletten Visite teilnehmen. Hier kann ich dann auch ein kleines Update zum Verlauf meiner Patienten geben:
Gute Nachrichten gab es für die Frau mit dem Non-Hodgkin-Lymphom (NHL - "Krebs" des lymphatischen Gewebes); im CT vom Thorax und Abdomen sah man keine weiteren auffälligen Strukturen! Wenn nun am Montag bei der Knochenmarkspunktion ebenfalls alles in Ordnung ist, dann ist die Patientin glücklicherweise im Frühstadium 1A. Eine komplette Heilung durch Bestrahlung ist dann möglich.
Schlechte Nachrichten dagegen für den Patienten mit dem Verdacht auf ein Hepatozelluläres Karzinom (HCC - "echter Leberkrebs") - zwar sind die ganzen Hepatitis-Tests alle negativ, jedoch ändert das nichts an der Tatsache dass da immer noch dieser gewaltig große verdächtige Knoten in der Leber ist. Dieser ist so groß, dass er wohl weit mehr als die Hälfte der Leber einnimmt - somit wird eine operative Heilung nicht möglich sein.
Obwohl man jeden Tag mit Krebspatienten zu tun hat, fällt es in einigen Situationen dann doch schwer sich mit dieser Situation abzufinden - besonders dann, wenn die Patienten selisch als auch körperlich noch ziemlich fit sind; dann kann man diese Diagnose manchmal selbst nicht glauben.

Donnerstag, 27. Mai 2010

Innere - 9. Woche - "Hepatozelluläres Karzinom"

Einer unserer Ärzte hatte Geburtstag, so dass es aus diesem Anlass ein schönes großes Frühstücksbuffet nach der Röntgenbesprechung gab. Es gab leckere frische Brötchen, diverse Käse- und Fleischsorten, Fisch, Obst, Gemüse und etwas dunkle Schokolade. Bei so einem Arbeitsbeginn war man dann hochmotiviert für den weiteren Tag :)
Heute war auch wieder die Chefvisite - da bin ich natürlich mitgelaufen, und habe auch die beiden Patienten vorgestellt die ich gestern (Frau mit NHL) und vorgestern (Mann mit unklarem Gewichtsverlust) aufgenommen habe. Nachdem ich mich gestern noch ordentlich über das NHL belesen habe, und dem Professor heute so einiges zu der Stadieneinteilung und Therapie erzählen konnte, wurden mir im weiteren Verlauf keine blöden Fragen gestellt - meine Unwissenheit konnte damit gut überblendet werden ;)
Bei meinem Patienten von Vorgestern ergab die Ultraschall-Untersuchung leider einen Ungünstigen Befund: in der Leber zeigte sich eine größere Raumforderung, die am ehesten ein Hepatozelluläres Karzinom (HCC) sein könnte. Das HCC ist ein Krebs welcher direkt in der Leber entsteht (also keine Metastase aus anderen Organen) - Hauptrisikofaktoren sind eine Leberzirrhose und/oder eine Hepatitis B oder C Infektion. Da die Leber nicht zirrhotisch aussah, wird der Patient nun zusätzlich auf Hepatitis B und C getestet. Ein beim HCC häufig vorkommener Tumormarker (Alpha-1-Fetoprotein) wird ebenfalls abgenommen. Die Prostata sah im Ultraschallbefund ebenfalls inhomogen und vergrößert aus (das konnte ich auch in der rektalen Untersuchung ertasten), so dass morgen auch zusätzlich ein Tumormarker (PSA) für Prostatakrebs abgenommen wird. Das Hauptproblem wird aber das HCC sein, welches in der Regel eine schlechte Prognose hat. Unter Umständen kann der befallene Leberlappen herausoperiert werden, aber nur wenn ausreichend gesundes Lebergewebe übrig bleibt.
Meine heutige Neuaufnahme war ein Patient, bei dem ein kleiner Polyp während einer Darmspiegelung abgetragen wurde. Die gewebliche Untersuchung ergab dann, dass es sich hierbei um ein MALT-Lymphom handelt - quasi ein NHL der Darmschleimhaut (also ein Krebs des lymphatischen Gewebes der Darmschleimhaut). Nun wird bei uns eine ausführliche Diagnostik gefahren: CT vom Thorax und Abdomen, Gastroskopie, Bronchoskopie, evtl. eine Kapselendoskopie (dabei wird eine kleine Kapsel mit eingebauter Kamera geschluckt, die durch den ganzen Verdauungstrakt wandert), eine Knochenmarkpunktion sowie ein HNO-Konsil - alles Maßnahmen um zu gucken ob noch weitere Schleimhäute betroffen sind.

Mittwoch, 26. Mai 2010

Innere - 9. Woche - "Non-Hodgkin-Lymphom"

Heute wurde eine anfang 50 jährige Patientin aufgenommen, bei der zufällig ein Non-Hodgkin-Lymphom (NHL) diagnostiziert wurde (ein NHL ist ein "Krebs" des Lymphgewebes).
2007 hatte die Patientin bereits ein Cervix-Ca. (Gebärmutterhalskrebs) und wurde mittels OP nach Wertheim (größter Eingriff in der Gynäkologie: Entfernung der Gebärmutter, Entfernung des Binde-, Fett- und Lymphgewebes in der betroffenen Region, Ausräumung des die Scheide umgebenden Gewebes) und Radiochemotherapie behandelt. Seitdem ist die Patientin in regelmäßiger gynäkologischer Nachsorge. Im Mai diesen Jahres bemerkte sie nun direkt neben der Brust einen Knoten - die Gynäkologen befürchteten, dass es sich evtl. um eine Metastase handeln könnte. Die gewebliche Untersuchung der entommenen Lymphknoten stellte allerdings ein NHL fest. Nun wurde die Frau bei uns zur weiteren Diagnostik und Therapie aufgenommen.
Als ich die Patientin aufnahm war sie völlig beschwerdefrei - sie hatte weder die für ein Lymphom typischen B-Symptome (Fieber, Gewichtsverlust, Nachtschweiß), noch sonstige Probleme. Weitere Nebenerkrankungen hatte sie auch nicht, und war somit auch bislang medikamentenfrei.
Die körperliche Untersuchung war ebenfalls völlig unauffällig - diesmal habe ich auch besonders gründlich nach Lymphknoten am Hals, in den Achselhöhlen und in den Leisten getastet, aber auch dort war nichts zu finden. Das Blutbild und das restliche Labor waren auch normal.
Nun wird sie bei uns das ganze Staging (Bestimmung des Tumorstadiums) durchgehen: Sonographie, CT vom Thorax und Abdomen. Wenn wir Glück haben, dann befindet sich die Patientin durch diesen zufälligen Befund noch im absoluten Frühstadium 1 nach der Ann-Arbor-Klassifikation. Bei Befall nur dieser einzelnen Lymphknotenregion kann es unter einer Bestrahlungstherapie evtl. zu einer vollständigen Heilung kommen. Wir hoffen das Beste.

Dienstag, 25. Mai 2010

Innere - 9. Woche - "ungewollter Gewichtsverlust"

Da eine PJlerin krank ist und der andere PJler seinen Studientag ist, war ich heute der einzige PJler in der Inneren. Einziger Nachteil war, dass ich keine Mitfahrgelegenheit hatte und auf die Regionalbahn angewiesen war und eine etwas längere Strecke Fußweg hatte. Zum Glück hat es aber nicht geregnet.
Als Neuaufnahme hatte ich dann heute einen 70jährigen Patienten mit ungewollten Gewichtsverlust - ansonsten war er aber völlig beschwerdefrei. Nebenbefundlich hat er einen Bluthochdruck und einen Diabetes. Herz und Lunge hörten sich unauffällig an, die Bauchdecke war etwas eingefallen aber sonst weich und ohne Druckschmerzen. Bei der rektalen Untersuchung schien die Prostata etwas vergrößert, was aber bei Männern in dem Alter nichts ungewöhnliches sein muss. Im Laborbefund zeigte sich dann auch noch eine leichte Anämie (Blutarmut), ein leicht erhöhtes CRP (Entzündungsparameter) sowie ein leicht erhöhtes Gamma-GT (kann auf eine diskrete Leberstörung hindeuten). Seine Blutzuckerwerte waren ordentlich entgleist, so dass eine Neueinstellung sicher auch erforderlich sein wird. Zur Diagnostik bekommt der Patient ein EKG, ein Röntgen-Thorax, eine Abdomensonographie, eine Colo- und eine Gastroskopie.
Zur Visite gab es nichts besonderes.
In der Funktionsabteilung sah ich die Bronchoskopie bei dem Patienten bei dem wir einen dringenden Tumorverdacht in der Lunge haben - allerdings konnte man da nichts auffälliges finden und demnach auch keine Probe entnehmen. Vermutlich wird man also aus einer der mutmaßlichen Lebermetastase eine Probepunktion nehmen müssen um eine sichere Diagnose stellen zu können.

Samstag, 22. Mai 2010

Innere - 8. Woche - "Erythema migrans vs. Erysipel"

Nachtrag zum Freitag.
Nach vielen Tagen kam heute endlich wieder die Sonne raus - es war sogar so angenehm warm, dass man die Mittagspause draußen verbringen konnte. :)
Neuaufnahmen gab es am Freitag auch keine, so dass ich morgens nur einige Flexülen und Blutentnahmen zu erledigen hatte, und anschließend bei der Visite mitlaufen konnte.
Ein Patient hat nach einem Zeckenbiss am Oberschenkel eine Rötung entwickelt - hier denkt man dann oft an dass sogenannte erythema migrans, die "Wanderröte", welche ein Hinweis auf eine von Zecken übertragene Borreliose Infektion sein kann.
So wie dieses Beispiel hier sah das allerdings nicht aus:

Außerdem entsteht sowas in der Regel erst einige Wochen nach dem Zeckenbiss. Der Test auf Borreliose-Antikörper war ebenfalls negativ, so dass wir nun davon ausgehen, dass der Zeckenbiss "blos" die Eintrittspforte für eine Infektion mit "gewöhnlichen" Streptokokken war, die überall auf der Haut angesiedelt sind. Diese Infektion nennt man dann ein "Erysipel" - die Hautregion ist dann sehr schmerzhaft, gerötet, überwärmt und man kann hohes Fieber entwickeln und fühlt sich richtig krank. Eine antibiotische Behandlung wurde eingeleitet.
Heute verbrachte ich auch einige Stunden bei mehreren Darmspiegelungen. Darunter war auch ein Patient mit chronischem Husten und unklarem Gewichtsverlust den ich vor wenigen Tagen aufgenommen habe. Obwohl der Patient bereits eine Bypass-Operation am Herzen hatte, war er sowohl körperlich als auch geistig sehr fit. Umso tragischer ist es dann, dass im CT viele Metastasen in Leber, Lunge und Wirbelsäule entdeckt wurden. Die Gastro- (Magen), Colo- (Darm), und Bronchoskopie (Lunge) soll nun der Ursprungskrebs gefunden werden.
Die Gastro- und Coloskopie war völlig unauffällig, und im CT stellt sich am ehesten der Verdacht auf ein Bronchialkarzinom (Lungenkrebs). Nächste Woche wird die Bronchoskopie wahrscheinlich Sicherheit bringen.

Donnerstag, 20. Mai 2010

Innere - 8. Woche - "punktieren und kathetern"

Da es bereits heute keine Neuzugänge gab (und morgen am Freitag erst recht keine) konnte ich heute ganze in Ruhe bei der Visite mitgehen. Wenn man einige Zimmer betritt dann ist der Gestank aber kaum noch erträglich - da darf man nicht allzu empfindlich sein.
Nachdem ich dann bei einigen kurz-Entlassungsbriefen geholfen habe, konnte ich in der Funktionsabteilung wieder eine Aszitespunktion durchführen (Flüssigkeit aus dem Bauchraum ablassen). Diesmal ging es schon deutlich besser und der Patient äußerte auch keine Schmerzen - die Flüssigkeit dagegen war bernsteinfarbend und ordentlich trüb. Gut 2 Liter wurden abgelassen. Die Ursache dieser Aszites ist diesmal keine alkoholbedingte Leberzirrhose, sondern ein metastasierter Nierenkrebs. Im Ultraschall sah man aber auch, dass es einen ausgeprägten Pleuraerguss gab (Flüssigkeit in der Brusthöhle); dies wird dann morgen abpunktiert werden.
Beim gleichen Patienten musste ich auf Station noch einen Blasenkatheter legen.
Während die meisten Flexülen heute gingen, war ich bei einer Patientin am verzweifeln. Vorgestern habe ich noch eine legen können, aber heute hat es selbst nach dem vierten Versuch nicht funktioniert. Das war zum verzweifeln, aber bei solchen geschwollenen Händen und Armen findet man so gut wie nichts. Das musste ich dann leider der diensthabenden Kollegin überlassen.

Mittwoch, 19. Mai 2010

Innere - 8.Woche - "Kaffe, Magensonde, Kuchen"

Über die Arbeitsbedingungen in meinem Krankenhaus kann man nicht klagen. Daher unterstütze ich die Ärztestreiks an allen kommunalen Krankenhäusern, damit sich auch dort die Arbeitssituation deutlich verbessert. Womöglich werde ich ja auch mal in so einem kommunalen Haus arbeiten - da würde ich mich freuen wenn die Bedingungen auch so ideal wären.
Nach Röntgenbesprechung und Kaffee legte ich einige Flexülen und nahm den einzigen geplanten Patienten auf. Er kam wegen zunehmender Dyspnoe (Luftnot) und einer ausgeprägten Anämie (Blutarmut) sowie einer bereits bekannten Panzytopenie (zu wenig rote- und weiße Blutzellen, und zu wenige Thrombozyten "Blutplättchen"). Nebenbefundlich hat der Patient eine äthyltoxische Leberzirrhose (im Klartext: durch Alkohol schwer beschädigte Leber). Heute bekam er zunächst eine Bluttransfusion; morgen wird auch noch der Bauch geschallt ob sich da wieder Aszites (Bauchflüssigkeit) ausgebildet hat.
Dann ging ich zur Gastroskopie um mir den Wechsel einer PEG-Sonde anzusehen (Magensonde, die durch die Bauchwand gelegt wird und so über lange Jahre verbleiben kann). Das war der Patient von gestern mit dem schweren Zustand nach einer Meningoenzephalitis (Hirnhaut- und Gehirnentzündung). Dummerweise ist die alte Magensäure in der Magenwand richtig fest verwachsen gewesen; dies ist die Folge eines Pflegefehlers in seinem Heim, da eine PEG-Sonde regelmäßig bewegt und gedreht werden muss damit da nichts festwächst (habe ich auch heute erst gelernt). Selbst der Versuch mit einem mini-Stromdraht welcher quasi als "Messer" funktioniert brachte keinen Erfolg. Morgen wird man einen neuen Versuch unternehmen müssen - dann aber mit einem richtigen mini-Skalpel welches über den Magenschlauch in den Magen gebracht wird. Wenn das nicht mehr geht, dann müssen die Chirurgen ran.
Nach der Tumorkonferenz und der Nachmittagsbesprechung saßen wir noch etwas beim Kuchen zusammen.

Dienstag, 18. Mai 2010

Innere - 8. Woche - "Ruhe"

Heute gib es eigentlich kaum was zu berichten. Auf Station gab es nichts aufregendes - eine Neuaufnahme kam zur Magenspiegelung bei Oberbauchbeschwerden (aber ansonten ein sehr fitter älterer Herr ohne gravierende Grunderkrankungen), und der andere Patient wurde zur Wechseln seiner PEG-Sonde (Magensonde) gebracht. Der zweite Patient ist mitte 40 mit Zustand nach einer Meningoenzephalitis (Entzündung des Gehirns- und der Hirnhäute) - seit dem ist ein körperliches und geistiges Wrack. Die körperliche Untersuchung beschränkte sich hier nur auf das wesentliche. Zum legen einer Flexüle (nur mit Hilfe eines Pflegers) kam es zweifach, da er sich die Nadel einmal rauszog. In der Funktionsabteilung sah ich bei der Coloskopie (Darmspiegelung) eine extrem maximal fette Frau (eigentlich nur ein großer Fettklumpen) - für mich nicht nachvollziehbar wie aus einem Menschen sowas fettes werden kann. Das hört sich vielleicht fies und gemein an, aber sowas ist einfach unglaublich. Frühzeitig konnten wir Studenten an diesem heutigen Tag nach Hause gehen.

Montag, 17. Mai 2010

Knochenmarkspender gesucht!

So wie ich jetzt jeden Tag diesen Blos aus der Sicht eines Medizinstudenten im Praktischen Jahr schreibe, möchte ich heute auch noch einen ganz anderen Blog vorstellen:
der Blog ist von einer jungen Frau anfang 20, welche vor 3 Wochen die niederschmetternde Diagnose "Leukämie" gestellt bekommen hat. Sie ist derzeit in einem Krankenhaus und schreibt fast täglich in ihrem Blog; wie es ihr geht, wie sie die Chemotherapie durchlebt, wie sie auf einen passenden Knochenmarkspender wartet, und die ganzen banalen Dinge die einem jungen Menschen durch den Kopf gehen. Es ist bewegend wie man dadurch an ihrer Erkankung teilnimmt, und genauso voller Hoffnung ist dass möglichst schnell ein passender Spender gefunden wird.
Je mehr Leute diesen Blog lesen und die Maike dadurch kennenlernen, desto mehr Leute werden sich finden die sich bei der Knochenmarkspenderdatei typisieren lassen.

Hier klicken zum Blog von Maike

Hier informieren und Knochenmarkspender werden

Innere - 8. Woche - "Bronchioskopie"

Nach dem schönen langen Wochenende war es wieder schwierig so früh aufzustehen. Die Stationen waren alle noch halb leer, so dass in den nächsten Tagen umso mehr Patienten stationär aufgenommen werden. Meine Station war davon scheinbar nicht so sehr betroffen, 2 Neuzugänge gab es für mich abzuarbeiten. Einer mit chronischem Husten, starken Rückenschmerzen und Gewichtsverlust (da denkt man schon an Lungenkrebs mit Knochenmetastasen), sowie ein anderer Patient mit Beschwerden beim Stuhlgang (dauert zu lang, und der Stuhl sei zu weich, Bauchschmerzen usw.), - der Patient macht jedoch einen leicht psychosomatischen Eindruck. Auf Station konnte ich dann noch eine Bluttransfusion durchführen, und eine Chemotherapie anbringen. In der Funktionsabteilung konnte ich mir heute eine Bronchoskopie ansehen - anders als bei der Gastroskopie (Magenspiegelung) wird bei der Bronchoskopie ein dünner Kameraschlauch durch den Mund in die Luftröhre hineingeschoben um die Bronchien der beiden Lungen zu begutachten. Grund für diese Untersuchung war die völlige Atelektase (kollabierter, nicht belüfteter Lungenabschnitt) der rechten Lunge - auf dem Röntgenbild sieht das in etwa so aus:

Man ist aber garnicht weit bekommen, denn bereits bei der Aufteilung der Luftröhre in linken und rechten Hauptbronchus sah man, dass der rechte Bronchus völlig dicht war. Anfangs sah es wie ein Fremdkörper aus, als man es aber absaugen wollte, sah man dass fest war und richtig gewebsartig aus der Tiefe der Lunge kam.
So in etwa sah das dann aus:

Es wurden kleine Proben entnommen; das Ergebniss steht noch aus, aber am wahrscheinlichsten wird es sich hierbei um ein Bronchialkarzinom (Lungenkrebs) handeln.

Donnerstag, 13. Mai 2010

Innere - 7. Woche - "Himmelfahrt"

Nachtrag zum Mittwoch.
Am Tag vor Himmelfahrt gab es keine elektiven (planbare) stationären Aufnahmen; dafür jede menge Entlassungen, so dass die Station im Laufe des Tages relativ leer wurde.
So konnte man sich bei der Frühbesprechung auch reichlich Zeit zum Kaffee trinken lassen.
Auf Station hatte ich danach nur 2 Flexülen zu legen. Eine Patientin sollte eine intravenöse Antibiose bekommen, und eine andere ein Zytostatikum als Kurzinfusion. Besondere Vorsicht musste man bei dieser zweiten Patientin haben, da sie als Nebendiagnose eine chronische Virushepatitis C hatte – der Venenstatus war aber katastrophal. Ganze 3 Versuche brauchte ich um einen venösen Zugang zu legen.
Danach gab es reichlich Zeit für die Stationsvisite, bei der nichts außergewöhnliches vorgefallen ist.
Interessant ist nur, dass wir einen Patienten aus dem Gefängnis haben. Mit Handschellen ist er an sein Bett gefesselt, und 2 Justizbeamte „wohnen“ Tag und Nacht mit in seinem Zimmer. Sowas erlebt man auch nicht alle Tagge.
Der Oberarzt rief mich anschließend an, dass ich zu einer ERCP kommen sollte. Über einen Magenschlauch gelangt man bis zum Duodenum (Zwölffingerdarm), wo der Gallengang mündet. Durch diese enge Mündung spritzt man dann unter Röntgensicht Kontrastmittel ein um die Gallenwege auf Veränderungen hin zu untersuchen (Steine, Tumore).
In der Funktionsabteilung habe ich mir dann anschließend eine Koloskopie mit 5 Polypenabtragungen angesehen. Darmpolypen sollten Abgetragen werden, da sich dahinter gelegentlich ein bösartiger Tumor im Frühstadium befinden kann – zu diesem Zeitpunkt ist die Therapieprognose sehr günstig.
Auf Station durfte ich bei einem Patienten noch einen neuen Blasenkatheter legen; es ist gut dass ich diese Technik erlerne und wiederholt übe, da dies später im weiteren Berufsleben auf jeder Station nützlich sein kann.
Nach der wöchentlichen Tumorkonferenz konnte ich dann in mein langes Himmelfahrts-Wochenende starten. :)

Dienstag, 11. Mai 2010

Innere - 7. Woche - "Patienten"

Heute früh war es mal sehr entspannend - nur eine einzige kleine Blutabnahme zu tätigen. Dafür dann, nach der ordentlichen Pause, gleich 3 Neuzugänge. Aber das ging relativ schnell. Ein mitte 40 jähriger Patient kam mit chronischen Durchfällen zur Magen- und Darmspiegelung, eine Patientin kam zur Abtragung von Polypen im Darm, und eine demente bettlägrige Patientin kam blos zu einer eintägigen Infusionstherapie bei einem metastasiertem Brustkrebs - dort habe ich mich eigentlich nur grob um Herz, Lunge, Bauch sowie um die Blutentnahme gekümmert. Eigentlich ging das alles recht zügig - bezüglich der Darmpolypen-Patientin musste ich jedoch noch einen Anruf bei der Hausärztin tätigen um die Medikation abzugleichen; und tatsächlich hatte die Patientin fälschlicherweise die doppelte Dosierung eines Schilddrüsenmedikamentes angegeben.
Erwähnen kann ich noch einmal meine beiden Patienten von gestern: der Herr zur Tumornachsorge scheint nach Darmspiegelung weiterhin tumorfrei zu sein; morgen folgt noch das CT. Der andere Herr mit dem Gewichtsverlusst und dem stark reduzierten Allgemeinzustand wird wahrscheinlich wirklich ein Krebsleiden haben. Die Darmspiegelung konnte zwar noch nicht durchgeführt werden (Blutgerinnung noch nicht eingestellt), aber im Ultraschall sah man in der Leber metastasenverdächtige Areale, leichten Aszites, verdächtige Nierenstrukturen und im Röntgen-Thorax auch einen verschatteten Bereich in der Lunge. Da wird sicherlich auch noch ein CT folgen.
CT Bilder haben wir uns heute auch noch reichlich in unserem zweiten und letzten Radiologie Kurs angesehe - auch dieses Treffen war wieder sehr gelungen und lehrreich.

Montag, 10. Mai 2010

Innere - 7. Woche - "71"

Als Neuaufnahmen hatte ich heute 2 gleichaltrige Patienten, beide 71, doch in vollkommenen unterschiedlichen Allgemeinzustand. Während der eine ein ziemlicher Pflegefall ist und nicht mehr laufen kann, ist der andere ziemlich fit und mobil - und das obwohl er einen Darmkrebs hatte.
Der erste ist wegen AZ (Allgemeinzustand) Verschlechterung und ungewollter Gewichtsabnahme zum Ausschluss einer Krebserkrankung eingewiesen worden - ihn erwartet eine Koloskopie, da auch der Stuhlgang nicht normal ist (5x tgl. weicher Stuhlgang). Der Grund dafür dass er nicht mehr laufen kann ist eine schwere pAVK (periphere arterielle Verschlusskrankheit). Hierbei handelt es sich um einen Verschluss der Beinarterien; quasi eine Arteriosklerose der Beingefäße. Hauptursache für eine pAVK ist das Rauchen, Diabetes, Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen. Das unversorgte Gewebe stirbt langsam ab und ist dann eine häufige Ursache für Amputationen.
Der zweite gleichaltrige Patient ist zur Tumornachsorge gekommen. Vor einem halben Jahr wurde ein Darmkrebs im relativen Frühstadium (pT3, pN0, M0, UICC Stadium II) entdeckt und rausoperiert. Nun erfolgt nach 6 Monaten eine Koloskopie, ein CT vom Thorax und Abdomen sowie die Bestimmung der Tumormarker CEA und CA19-9. Im direkten Vergleich vom Zustand dieser beiden gleichaltrigen Patienten liegen aber Welten; der zweitgenannten Patient ist mobil und selbständig. Den Zustand nach einer schweren Krebserkrankung, sowie dem Z.n. einem Herzinfarkt merkt man ihm garnicht an.

Freitag, 7. Mai 2010

Innere - 6. Woche - "schallen und pieksen"

Da es heute keine Zugänge gab verbrachte ich die meiste Zeit in der Funktionsabteilung. Während meines PJ will ich zumindest etwas Ultraschall-Kenntniss erwerben, aus dem Grund war ich heute bei fast allen Sonographien dabei. In der Zeit wo die untersuchende Ärztin noch nicht da war, oder nach der Untersuchung die Befunde einschreiben musste, habe ich mir am Patienten nochmal alles im Ultraschall angesehen. Nur durch wiederholtes Üben lernt man sowas. Ebenso habe ich heute meine 2. Aszitespunktion bei einer Patientin durchgeführt (bei der bereits vor wenigen Tagen 6 Liter Wasser aus dem Bauch abgelassen wurden) - diesmal klappte das etwas besser, aber so richtig sicher wirkt das noch nicht bei mir. Immerhin hatte sie keine Schmerzen und die Flüssigkeit wurde ordentlich in einen Eimer abgeleitet.
Eigentlich standen auch 2 Pleurapunktionen auf dem Programm (Flüssigkeit im Lungenraum), aber im Ultraschall zeigten sich nur minimale Pleuraergüsse, so dass wir davon abgesehen haben.
Übrigens liegt auf meiner Station eine neue Patientin die zunächst wie ich eine bakterielle Tonsillitis hatte, und jetzt daraus eine richtig schwere systemische Infektion entwickelt hat. Mit so einer "Kleinigkeit" wie einer bakteriellen Mandelentzündung ist also nicht zu spaßen - eine antibiotische Behandlung ist sehr sinnvoll.

Donnerstag, 6. Mai 2010

Innere - 6. Woche - "Röntgen"

Erstmalig nach 3 Wochen konnte ich wieder an der Chefarzt-Visite teilnehmen - einmal war ich krank, und beim anderen Mal hatte ich zu lange mit Neuaufnahmen zu kämpfen. Heute klappte es aber endlich, und ich konnte auch meine Patienten vorstellen die ich neulich aufgenommen habe. Allerdings war ich dann nicht ganz so clever beim Beantworten der Fragen, aber da muss man halt durch als doofer Student ;) - so habe ich bislang noch nie was von einem "CHADS 2 - Score" gehört.
Anhand dieses CHADS 2 Scores ermittelt man bei Patienten mit Vorhofflimmern (festgestellet bei einem Patienten den ich gestern aufgenommen habe) das Risiko für einen Schlaganfall um daraus dann zu entscheiden ob eine Therapie mit Gerinnungshemmern sinnvoll ist. Nun habe ich mir das bei Google rausgesucht, und kann das bei meinem Patienten anwenden - und ich sehe jetzt schon dass er mit ziemlicher Sicherheit einen Gerinnungshemmer benötigen wird.
2 Neuaufnahmen hatte ich dann heute auch noch - eine Patientin mit chronischen Obstipationen ("Verstopfungen") die nur alle 5 Tage Stuhlgang hat, und einen halbseitig gelähmten Krebspatienten mit Verdacht auf ein drohendes Nierenversagen.
Bei der Patientin ist wahrscheinlich die hohe Schmerzmedikation mit Opioiden für die Obstipationen verantwortlich, jedoch sollte trotzdem noch eine Koloskopie (Darmspiegelung) erfolgen, zumal bei der rektalen Untersuchung auch ein wenig Blut aufgefallen ist.
Der andere Patient mit einem Harnblasenkrebs ist mit sehr hohen Nierenwerten aufgefallen; Medikamente die über die Niere ausgeschieden werden haben wir abgesetzt bzw. in der Dosierung angepasst, einen Ultraschall der Nieren angemeldet und jetzt beobachten wir ob sich an den Nierenwerten (Kreatinin, Harnstoff, GFR) was ändert. Falls es zu einem akuten Nierenversagen kommt, wird eine Dialyse erforderlich sein.
Nachmittags hatten wir Studenten noch ein Radiologie-Seminar um etwas über Röntgen und CT Befunde zu lernen. Das ist so ein Fachgebiet welches man nur sehr schwer in der Theorie lernen kann; hier muss man ständig Röntgen/CT Bilder sehen um daran dann systematisch einen Befund auszuwerten. Ich fand dieses Seminar sehr gelungen.

Mittwoch, 5. Mai 2010

Innere - 6. Woche - "klinisch-pathologische Konferenz"

Heute früh war es beim Verlassen des Hauses richtig eisig - 0°C ! Das war richtig unangenehm, nachdem man sich bereits an warme Temperaturen gewöhnt hatte.
Im Krankenhaus gab es heute Betriebsratwahlen, und selbst als PJ Student bin ich wahlberechtigt. Da ich in der kurzen Zeit keinen einzigen der Bewerber kannte, jedoch gerne an Wahlen teilnehme, habe ich meine 10 Stimmen schön zufällig auf dem Stimmzettel verteilt.
Auf Station hatte ich heute 3 Neuaufnahmen (die alle ein sehr großes Redebedürfniss hatten), so dass ich an der Visite nicht teilnehmen konnte.
Der erste Patient war ein etwa 80 jähriger Mann der seit 4 Monaten an Durchfällen und seit wenigen Tagen an starkem Sodbrennen leidet. Er selbst bringt es mit einer Medikamentenumstellung in Zusammenhang, da dies im direkten zeitlichen Zusammenhang steht und zudem bei dem neuen Wirkstoff Durchfälle als Nebenwirkung bekannt sind. Da er mehr als 10 verschiedene Medikamente einnehmen muss, ist eine Nebenwirkung/Wechselwirkung möglich. Stuhluntersuchungen auf bakterielle Erreger waren alle negativ, und virale Infektionen wären nach 4 Monaten mit großer Sicherheit abgeklungen.
Eine Gastro- und Koloskopie wird in den nächsten Tagen durchgeführt. Die rektale Untersuchung war unauffällig.
Der nächste Patient kam mit entgleistem Zucker zur Diabetes Neueinstellung. In der klinischen Untersuchung ist mir zudem ein arrhythmischer Herzschlag sowie pathologisches Brummen in der rechten Lunge aufgefallen - ein EKG und ein Röntgen-Thorax wurden angemeldet.
Die dritte Patientin war eine mitte 60 jährige, sehr adipöse und im Laufen sehr eingeschränkte Frau die zur Koloskopie (Darmspiegelung) kam. Aufgrund ihrer eingeschränkten Mobilität wird das stationär durchgeführt. So richtige Darm-Beschwerden hatte sie eigentlich nicht, da aber früher einmal Darmpolypen abgetragen wurden, wird nun eine Kontrolle stattfinden. Trotz dieser starken Adipositas ist bislang kein Diabetes und keine arterielle Hypertonie (Bluthochdruck) bekannt. Klinisch auffällig waren jedoch die Unterschenkel/Füße, die bräunlich/livide verfärbt waren - wie bei einer Durchblutungsstörung. Als wichtige Nebendiagnose hat die Patientin noch Hepatitis C, so dass auch die Leberwerte überwacht werden sollten.
Heute wollte ich auch noch bei einer Pleurapunktion zusehen, jedoch ergab die Ultraschall-Untersuchung des Thorax dass der Pleuraerguss nur minimal war; man sah von einer Punktion ab.
Nach der Tumorkonferenz und der Nachmittagsbesprechung gab es für mich erstmalig die klinisch-pathologische Konferenz. 90 Minuten lang wurden 4 Fälle von Klinikern (Internisten, Chirurgen, Radiologen) mit dem Pathologen besprochen. Das fand ich ziemlich interessant, wie zunächst die Anamnese und der Untersuchungsverlauf gezeigt wurde, und der Pathologe dazu dann die passenden histologischen Befunde mit vielen mikroskopischen Bildern präsentierte und erläuterte. Das war dann so eine richtig schöne interdisziplinäre Lehrstunde.

Dienstag, 4. Mai 2010

Innere - 6. Woche - "praktische Fähigkeiten"

Heute kam ich 15 Minuten zu spät zur Frühbesprechung weil ich mich so lange mit einer Flexüle rumquälen musste, nur um später zu erfahren dass diese eh nicht mehr benötigt wird weil die Antibiose auf oral umgestellt wurde.
Dafür konnte ich dann wieder meine praktischen Fähigkeiten trainieren - beim Legen eines Blasenkatheters. Dies habe ich bislang nur 1x in meinem Chirurgie-Tertial gemacht, und da war das ein querschnittsgelähmter Patient der in dieser Region sowieso keine Schmerzen hatte.
Unter Aufsicht konnte ich das nun erneut bei einem Patienten üben. Sterile Handschuhe, gründliche Desinfektion der Glans penis, Eingabe eines Betäubungsgels in die Harnröhre, und dann vorsichtiges Vorschieben des Katheters bis Urin kommt. Dabei habe ich heute neu gelernt, dass der Katheter geblockt werden soll wenn mehr als 300-600ml Harn rauskommt; größere Mengen des Urins sollen im stündlichen Abstand abgegeben werden. Grund dafür ist, dass wenn zu viel Urin auf einmal die Harnblase verlässt, diese durch den plötzlichen schnellen Druckverlust bluten kann - das will man vermeiden.
Ansonsten hatte ich eine Aufnahme mit unklaren Oberbauchschmerzen mit bekannten Magenpolypen. Bei der körperlichen Untersuchung konnte man dann auch richtige Resistenzen tasten. Die Patientin bekommt im weiteren Verlauf eine Abdomensonographie (Ultraschall vom Bauch) sowie eine Gastroskopie (Magenspiegelung).
Eine Bluttransfusion habe ich dann heute auch komplett selbständig durchgeführt; natürlich mit dem obligatorischen bedside-test um die AB0-Blutgruppe nochmal zu verifizieren.
Nachmittags gab es dann das pharmakologische Seminar, und im Anschluss konnte ich dann wieder meine ehemalige Augenstation besuchen.

Montag, 3. Mai 2010

Innere - 6. Woche - "Reichst du den kleinen Finger, so nimmt man dir die ganze Hand"

Ich glaube ich habe dieses Thema schon einmal angesprochen: normalerweise ist die Blutabnahme in der Frühe die Aufgabe der Schwestern. Da ich nun früh morgens auch da bin, und knapp 30 Minuten Zeit zur Röntgenbesprechung habe, mache ich in der Zwischenzeit auch einige Blutentnahmen. Wenn man aber einmal damit anfängt, ist es manchmal so wie heute, dass dann nach der Frühbesprechung zur Visite immer noch nichts weiter abgenommen wurde. Dann wird man quasi dafür bestraft, dass man ein wenig aushelfen wollte. Normalerweise funktioniert das alles ganz gut, nur bei einigen bestimmten Schwestern wird dann alles stehen und liegen gelassen.
Als armer kleiner Student traut man sich dann aber nicht diesen Konflikt anzusprechen - nicht bei der ganzen großen Schwesternschaft.
Naja, mal gucken wie sich das noch weiter entwickelt; jedenfalls bin ich hauptsächlich zum Lernen da, und nicht um eine Aushilfskraft zu sein.
Da es heute keine geplanten Neuaufnahmen gab, habe ich mich nach der Visite um einige Kurzbriefe gekümmert. Das gibt mir dann immer noch einmal die Chance mich mit dem Fall zu befassen, und die ganzen Befunde und Therapieentscheidungen im Zusammenhang zu sehen, eine logische Formulierung zu finden und über eine weitere Therapieempfehlung nachzudenken.
Nachmittags hatten wir dann wieder unseren EKG-Kurs, bei dem es dann heute um tachykarde Herzrhythmusstörungen ging.

Innere - 5. Woche - "Probieren geht über Studieren"

Nachtrag zum Freitag.
Heute war so ein Tag wo ich mal einiges üben und ausprobieren konnte. Eine ganze Zeit lang verbrachte ich in der Funktionsabteilung am Ultraschallgerät - und während die ärztliche Kollegin noch mit anderen Sachen beschäftigt war, habe ich mir schon mal den Patienten genommen um mal kreuz und quer durch alle Organe im Bauch zu schallen. Für eine genaue Diagnostik braucht man schon viel Erfahrung, aber ich bin schon mal froh wenn ich die Organe ausfindig machen kann, und grobe Sachen erkenne. Einmal schön durch die Leber schallen, die Gallenblase aufsuchen, dann die rechte Niere, die linke Niere, dadrüber die Milz, dann entlang der Aorta nach unten schallen, zur Harnblase und evtl. eine Prostata beim Mann bzw. ein Uterus bei der Frau. Nur die Bauchspeicheldrüse macht mir noch große Schwierigkeiten, und auch so wichtige Strukturen wie der Ductus choledochus oder die Pfortader - die finde ich noch nicht so genau.
Aufgefallen ist mir allerdings eine gewaltig große Prostata unterhalb der Harnblase.
Mein zweites großes Abenteuer an diesem Tag war dann die Aszitespunktion ("Bauchwasser"). Der Patient war früher einmal ein starker Alkoholiker, seine Leber ist schon ziemlich zerstört - dadurch kommen Mechanismen in Gange die zur Ausbildung von Aszites führen. Der Bauch ist dann literweise mit Flüssigkeit gefüllt. Nun konnte ich zum ersten Mal versuchen den Aszites zu punktieren. Ich muss gestehen, dass ich dem Patienten mehr Schmerzen zugefügt habe als wenn es ein Profi gemacht hätte - aber nur so lernt man das. Bei mir war das Problem, dass ich die Nadel jeweils zu langsam vorgeschoben habe, während der Profi mit sicherem Druck gleich rein geht - die zweite Methode ist für den Patienten weniger schmerzhaft; aber man will ja vorsichtig sein um keine inneren Organe zu verletzen. Zunächst guckt man einmal via Ultraschall wie groß der Abstand zu den inneren Organen ist (war in diesem Fall 5cm Aszites). Anschließend spritzt man subkutan ein Lokalanästhetikum, ehe man anschließend diese große Nadel durch das Bauchfell in den Bauchraum vorschiebt bis dann die gelbliche Flüssigkeit kommt. Naja, letztendlich haben wir knapp 3 Liter Aszites abgelassen.

Donnerstag, 29. April 2010

Innere - 5. Woche - "im Darm"

Heute war eigentlich die Chefvisite, doch diese habe ich zum großen Teil verpasst weil ich mit einer Aufnahme beschäftigt war. Es kam ein Patient mit stark ausgeprägter Eisenmangelanämie, Leistungsknick mit Belastungsdyspnoe sowie Gewichtsverlust von ca. 8 kg seit 4 Monaten. Diese Hinweise sind für medizinisches Personal immer ein Alarmzeichen für eine mögliche Krebserkrankung. Natürlich kann es auch andere Ursachen geben, aber bei uns bekommt er sowohl eine Gastro- als auch Koloskopie (Magen- und Darmspiegelung) sowie Blutkonserven gegen seine Anämie. Bei einem Hb von nur 4 mmol/l (der Niormwert ist in der Regel mehr als das doppelte) musste ich ihm zur Diagnostik und geplanten Therapie ganze 7 Röhrchen Blut abzapfen (3 für die Routine, 1 zur Blutgruppenbestimmug, 1 als Kreuzblut zum Vorbereiten der Blutkonserve, 1 zur Bestimmung von Eisen, Folsäure, Vitamin B12 - den wichtigsten Faktoren zur Bildung des roten Blutfarbstoffes - 1 zur Retikulozyten-Bestimmung, ein Maß zur Bestimmung der Aktivität der körpereigenen Blutbildung).
Durch meine Erfahrungen aus der Augenheilkunde konnte ich nebenbei erkennen, dass der Patient ein behandeltes Glaukom (Zustand nach einer Iridektomie an beiden Augen) hat; das nur nebenbei.
Nach dem Essen habe ich dann eine ganze Weile in der Funktionsabteilung verbracht, und mir dabei 4 Koloskopien mit angesehen; unter anderem bekam auch meine Aufnahme von gestern (die Patientin mit der chronischen Verstopfung) eine Darmspiegelung. Außer dass sie ein Colon elongatum hatte (ein deutlich verlängerter Darm), ließ sich nichts auffälliges finden - dies kann aber unter Umständen die Ursache für gehäufte Verstopfungen sein.
Bei einer anderen Patientin konnte ich sehe wie ein kleiner Polyp abgetragen worden ist, und die nächste hatte eine ausgeprägte Divertikulose (Darmaustülpungen die im Alter gehäuft vorkommen, und unter Umständen eine sehr schmerzhafte Entzündung hervorrufen können). Bei der letzten Patientin musste die Koloskopie aufgrund von starker Schmerzen abgebrochen werden - und das trotz "Dormicum"/Midazolam (Mittel zur Beruhigung). Ich finde es erstaunlich wie sehr sich solche Untersuchungen in der Schmerzintensität unterscheiden - einige haben keinerlei Schmerzen, und bei anderen scheint das besonders dramatisch zu sein. Der Vorteil vom "Dormicum" ist aber noch folgender: dieses Medikament begünstigt eine anterograde Amnesie, d.h. dass der Patient sich nach Verabreichung des Wirkstoffes nicht vollständig an die folgenden Ereignisse erinnern - somit bleibt auch ein eventuelles Schmerzerlebniss nicht im Gedächtnis.
Ansonsten hatten wir PJ Studenten wieder unseren EKG Kurs, den wir aber aufgrund des tollen Wetters (26°C) auch zeitig beendet haben.
Ein weiterer Grund zur Freude ist, dass ich endlich mein Gehalt bekommen habe ;)

Mittwoch, 28. April 2010

Innere - 5. Woche - "Spaß und Frust"

Da eine Ärztin heute Geburtstag hatte, gab es heute früh ein schönes Frühstücksbuffet :) und trotzdem blieben noch so viele Brötchen übrig, dass wir gegen 13 Uhr nochmal zusammenkommen konnten um Brötchen mit diversen Beilagen zu essen. Außerdem gab es noch die wöchentliche Tumorkonferenz und die Nachmittagsbesprechung, so dass wir heute ziemlich oft entspannt gemeinsam rumsitzen konnten. Gearbeitet wurde natürlich auch - bei 2 Patienten musste ich mich um die Bluttransfusionen kümmern, und vor jeder Transfusion muss man den sogenannten Bedside-Test machen - dabei nimmt man ein wenig Patientenblut und testet es auf bestimmtem Testfeldern um sich definitiv zu versichern, dass dieser die dokumentierte Blutgruppe hat.
Kein großes Ding, aber bei der einen Patientin hat es mich so viel Zeit gekostet, dass ich schon langsam genervt war. Es war eine multimorbide Frau die ziemlich schlechte Gefäße hat - und die so immobil ist, dass man garnicht in eine effektive Position zum Abzapfen kommt; alles andere als Idealbedingungen. Weil sich die Frau die Entnahmestelle anschließend nicht selbständig mit einem Tuppfer abdrücken konnte, und weil das Blut nur so langsam gekommen ist, konnte ich nicht mehr rechtzeitig den Bedside-Test durchführen; das Blut ist bereits geronnen. Das war so frustrierend das ganze nochmal machen zu müssen. Es hat geklappt; zum Glück, denn ein drittes Mal hätte ich das ganz bestimmt nicht machen wollen.
Beim Flexülen legen gab es heute auch noch eine Patientin mit schwierigen Venen - auch da bin ich gescheitert und musste die Stationsärztin um Hilfe bitten. Sie musste auch eine ganze Weile suchen, und hat ungewollt auch eine Arterie getroffen - somit bin ich als PJler nicht der einzige der mal ein kleines Blutbad anrichtet.
Bei den anderen Patienten ging es aber heute; auch die einzige Neuaufnahme, die wegen ständiger Obstipationen (Verstopfungen) zur Koloskopie (Darmspiegelung) kam, war nicht so problematisch.
Eine Zeit lang war ich auch in der Funktionsabteilung um eine Pleura- und Aszitespunktion zu sehen (Ablassen von Flüssigkeit aus der Lungenhöhle bzw. dem Bauchraum).
Somit war das ein Tag mit gemischten Gefühlen: schön war das gesellige Essen, interessant waren die Punktionen, und äußerst frustrierend waren die Sachen bei denen man garnicht vorran gekommen ist - das war jetzt auch der erste Tag überhaupt wo ich sozusagen Überstunden gemacht habe.

Dienstag, 27. April 2010

Innere - 5. Woche - "die gute Botschaft"

Bis gestern war ich wegen meiner bakteriellen Tonsillitis noch krankgeschrieben, heute war wieder mein erster Arbeitstag. Viele der Patienten die ich noch letzte Woche kannte waren in dieser Woche noch genauso da - die Verweildauer ist in einer Inneren-Klinik meistens länger als es z.B. in der Augenklinik der Fall war. Einige Blutentnahmen habe ich gemacht, dann gab es die Röntgenbesprechung, und schließlich unserer übliche Frühbesprechung beim Kaffee - so entspannt kann der Arbeitstag beginnen. Bei der Visite durfte ich bei einem Patienten (den ich vor einer Weile aufgenommen habe) der Überbringer von guten Nachrichten sein: der stark Krebsverdächtige gigantische Polyp im Magen stellte sich nach histologischer Auswertung als völlig gutartig dar, so dass der Patient nun ohne befürchteter Krebsdiagnose nach Hause gehen kann.
Nach der Visite kümmerte ich mich um die beiden Neuaufnahmen. Eine Patientin kam wegen leichtem rektalen Blutabgang zur Koloskopie (Darmspiegelung). Es kann viele Ursachen haben, zumal bei ihr Hämorrhoiden und Dickdarmdivertikel bekannt sind, die auch mal bluten können. Da aber in ihrem Alter (mitte 60) auch der häufige Darmkrebs immer wieder eine Rolle spielen kann, solle man schon den Darm untersuchen. In der Anamnese sprach sie auch von "dünnem Stuhl", wobei sie nicht etwa Durchfall meinte, sondern die räumliche Dicke - und solch ein "bleistiftdünner" Stuhlgang ist immer ein Alarmzeichen für einen Tumor. Bei der rektalen Untersuchung konnte ich jedenfalls nichts auffälliges tasten, ebenso sah ich kein Blut am Handschuh. Die zweite betreute und bettlägrige 90 jährige Patientin kam bei Nahrungsverweigerung zur Einlage einer PEG-Sonde (eine durch die Bauchwand gelegte Magensonde zur künstlichen Ernährung). Nach dem Mittagessen versuchte ich mich an einem Kurzbrief, musste jedoch die Hälfte wieder rausstreichen weil ich scheinbar zu viele Nebensächlichkeiten im Verlauf aufschreibe. Ich finde, dass man das auf meine Art alles besser nachvollziehen kann, aber wenn das nicht gewünscht ist, dann muss ich mich möglichst präzise und kurz fassen.

Freitag, 23. April 2010

"Wunderwaffe Penicillin"

Es ist immer wieder erstaunlich und bemerkenswert, wie wirksam und schnell die richtige Antibiotikabehandlung ist. Bereits einen Tag nach Beginn meiner Penicillin Einnahme bin ich fieberfrei, konnte wunderbar schlafen, habe keine Schmerzen mehr und richtig guten Appetit. Penicillin gehört wirklich zu den bedeutendsten Entdeckungen des 20. Jahrhunderts, weil damit überhaupt die Ära der antibiotischen Behandlung begann.
Leider brechen viele Patienten die antibiotische Behandlung nach nur wenigen Tagen ab, weil sie sich völlig gesund fühlen und der Meinung sind, dass sie keine Medikamente mehr brauchen. Es ist aber äußerst wichtig die Behandlung konsequent zu Ende zu führen - bei meinem Penicillin bedeutet das 10 Tage lang im regelmäßigen Abstand von 8 Stunden eine Tablette zu nehmen.
Penicillin greift nur sich vermehrende Bakterien an, indem die Synthese einer neuen schützenden Zellwand verhindert wird. Somit tötet das Penicillin nicht direkt, sondern macht "nur" sich vermehrende Bakterien komplett wehrlos. Um diese wehrlosen Bakterien kümmert sich dann die körpereigene Abwehr. Bricht man die Behandlung zu früh ab, können sich die verbleibenden Bakterien ungehemmt teilen - zudem besteht immer die Gefahr, dass sich dadurch Resistenzen bilden, so dass die erneute Einnahme des Antibiotikums wirkungslos wäre.
Bei einigen Krankheiten, z.B. bei der Tuberkulose, ist es sogar erforderlich mehrere Antibiotika konsequent über mehrere Monate einzunehmen - dagegen sind die 10 Tage bei meiner Tonsillitis eine wirklich kleine Belastung.

Donnerstag, 22. April 2010

"J.03.0 - bakterielle Tonsillitis"

Nachdem ich seit gestern abend zunehmende Halsschmerzen habe, nachts kaum schlafen konnte, habe ich heute um halb 6 bereits 38°C Fieber sublingual (Gemessen unterhalb der Zunge) gehabt.
Bei genauerer Inspektionen meines Rachenraumes mit meiner Diagnoselampe, sah ich deutlich rote vergrößerte Tonsillen (Mandeln) mit weißlichen Belägen. Der weißliche Belag ist immer ein starker Hinweis auf eine bakterielle Infektion. Anders als bei der viralen Tonsillitis (70% aller Fälle), wo man im Rahmen einer Erkältung oder eines grippalen Infektes nur symptomatisch behandelt, muss die bakterielle Tonsillitis dringend mit einem Antibiotikum behandelt werden.
Das sah die Allgemeinärztin genauso, und muss ich 10 Tage lang 3x täglich das klassische Penicillin einnehmen. Bis einschließlich Montag bin ich erstmal Krankgeschrieben; am Montag soll dann eine erneute ärztliche Kontrolle erfolgen - inklusive Urintest und Herz abhorchen. Denn häufige Komplikationen bei einer ungenügender Behandlung sind entzündliche Herzerkrankungen, sowie eine Glomerulonephritis (Entzündung der Nierenkörperchen, die unbehandelt zum Ausfall der Nierenfunktion führen können). Jetzt brauche ich erstmal Bettruhe.

Mittwoch, 21. April 2010

Innere - 4. Woche - "2 junge Patienten"

Heute gab es bei der regulären Aufnahme 2 ungewöhnlich junge Patienten: eine mitte 30 jährige Frau mit unklarem Gewichtsverlust und bekannter psychogener Epilepsie (wobei man in diesem Fall nicht wirklich von einer Epilepsie, sondern von einem psychogenem Anfall sprechen muss).
Die Symptomatik schein bei ihr auch psychisch überlagert zu sein, weil sie so diffuse Beschwerdeangaben an allen Organsystemen angibt - außerdem war sie auch in ihrer Vorgeschichte psychisch auffällig. Trotdem darf man erstmal nichts ausschließen, da sie mit ihren gut 30 Jahren schon allerlei "richtige" Erkrankungen hatte. In ihrer Vorgeschichte findet sich bereits eine Meningitis (Hirnhautentzündung), eine Peritonitis (Bauchfellentzündung), eine ausgeheilte Hepatitis A & B, sowie mehrere Operationen. Zunächst einmal lassen wir ein EKG und eine Labordiagnose laufen.
Die zweite Patientin ist 18 und bekommt bei uns eine Kontroll-Koloskopie (Darmspiegelung) bei Verdacht auf einen Morbus Crohn. Bei der ersten Koloskopie vor 2 Jahren sah man eine entzündliche und histologisch bestätigte Entzündung am terminalen Ileum (Übergang vom Dünndarm zum Dickdarm); dies ist ein sehr häufiger Befund bei einem Morbus Crohn.
Der Morbus Crohn ist eine chronisch entzündliche Darmerkrankung unbekannter Ursache.
Wikipedia hat einen sehr ausführlichen Beitrag zu dieser Erkrankung.
Die junge Frau klagt auch aktuell über Gewichtsverlust und anhaltenden Durchfall (etwa 5x am Tag) seit 6 Wochen. Der sonstige körperliche Status ist altersentsprechend unauffällig.

Dienstag, 20. April 2010

Innere - 4. Woche - "Der Beißer"

In den letzten Tagen habe ich mehrfach von meinen Erfahrungen mit den Bluttransfusionen berichtet - gestern Abend gab es auf einer anderen Station einen Todesfall im zeitlichen Zusammenhang mit einer Transfusion. Allerdings war das eine Plasma-Transfusion und keine Erythrozyten (rote Blutkörperchen) Übertragung wie sonst üblich. Mit sehr großer Wahrscheinlichkeit gibt es keinen Zusammenhang zwischen Transfusion und Tod, da die Patientin aber gestern noch relativ fit wirkte und nun mal dieser zeitliche Zusammenhang besteht, wird den Angehörigen nun eine Obduktion empfohlen um die genaue Todesursache zu ermitteln.
Ansonsten habe ich noch von dem "Beißer" zu berichten; es handelt sich nicht um den "Beißer" aus den James Bond Filmen, aber wir haben einen fixierten agressiven Patienten der gleich versucht zu beißen wenn man mit der Hand zu nah heran kommt. Für dieses Verhalten kann er jedoch nichts, da das ganze organisch bedingt ist: im CT sieht man eine deutliche Hirnatrophie (Gehirnschrumpfung). Jedenfalls ist er so nicht bei uns behandelbar, so dass er aufgrund einer akuten Eigen- und Fremdgefährdung in eine geschlossene Psychiatrie verlegt wird.
Ansonsten hatte ich noch 2 Aufnahmen: eine Verlegung von der Unfallchirurgie (eine 83jährige Frau die wegen einer Unterzuckerung gestürzt ist; und die so schwerhörig ist, dass das Gespräch ewig dauerte) und eine adipöse Diabetikerin mit entgleistem Zucker (die ich im Turbomodus aufnehmen musste). Sonst war zeitig schluss denn wir hatten noch ein Seminar an der Uni - bei der Gelegenheit konnte ich noch meine Augenkollegen besuchen.

Montag, 19. April 2010

Innere - 4. Woche - "Norovirus"

In letzter Zeit häufen sich bei uns Patienten mit einer heftigen Gastroenteritis ("Magen-Darm-Grippe"), die sich durch Durchfall und Erbrechen äußert. Nun wurden bei mehreren dieser Patienten Noroviren festgestellt - mehrere Isolationszimmer wurden auf der Station eingerichtet.
Das Norovirus schafft es immer wieder in die Medien, weil es oft die Ursache von kleinen Epidemien sein kann (zuletzt immer wieder auf Kreuzfahrtschiffen). Besonders gefährdet sind kleine Kinder und ältere Menschen, weil es durch Durchfälle und Erbrechen zu einem massiven Wasserverlust kommen kann. Die Viren sind sehr widerstandsfähig, und breiten sich sehr rasch über kontaminierte Gegenstände aus. Eine Luftübertragung ist selten, so dass in der Regel eine Isolation und eine gründliche Händedesinfektion ausreichen. Eine ursächliche Therapie gibt es nicht, man kann nur symptomatisch die Übelkeit bekämpfen, und für genügend Flüssigkeitszufuhr sorgen. Ansonsten muss man diese kurze aber heftige Erkrankung durchstehen.

Sonntag, 18. April 2010

Augenheilkunde - 3. Woche - "Basaliom"

Ein Basaliom kenne ich besonders gut aus der Augenheilkunde - es ist ein Hautkrebs, welcher "halb-bösartig" ist, und in 70% der Fälle in der Nähe des Unterlides auftritt. Bösartig desswegen, weil der Krebs immer weiter invasiv wächst, und somit auch tödlich sein kann. Halb-bösartig desswegen, weil dieser Krebs so gut wie nie Metastasen macht, und somit durch das Rausschneiden eine 100%ige Heilung erreicht werden kann. Aus diesem Grund ist das eine sehr harmlose Krebsart, die einfach mal schnell rausgeschnitten wird.
Umso erstaunlicher fand ich nun am Freitag, dass ein fast 90jähriger Patient mit einem seit 10 Jahren wachsendem Basaliom aufgenommen worden ist. Er hat es sich einfach nie rausoperieren lassen, so dass der Krebs inzwischen so eine Größe erreicht hat, und sich so tief reingefressen hat, dass man da nichts mehr rausoperieren kann. Bei einem 90jährigen wird man nun so oder so nicht erwarten, dass man noch viele Jahre weiter leben wird, aber ich kann es einfach nicht nachvollziehen, warum das zum Beginn nicht einfach rausgeschnitten wurde - man muss doch nicht zwingend mit einem entstellten Gesicht rumlaufen, wenn sich so ein Krebs in die Augenhöhle und in den Nasenrachenraum hineinwächst.
Zu uns ist er jedenfalls aufgrund einer Anämie ("Blutarmut") aufgenommen wurden - Blutkonserven wurden wieder angebracht. Am wahrscheinlichsten wird das irgend ein Krebs sein (aber mit ziemlicher Sicherheit nicht das Basaliom) - aber aus der Anamnese des Patienten wurde man auch nicht viel schlauer, obwohl er geistig noch relativ fit war. Aber wenn man blos solche Auskünfte bekommt wie: "letztes Jahr wurde mir irgendwas am Bauch operiert, keine Ahnung was. Und dann hatte ich eine Notoperation, keine Ahnung wesswegen" - dann kommt man mit solchen Informationen auch nicht weiter.
Naja, am Montag sehe ich dann vielleicht, was die Diagnostik und die angeforderten Arztbriefe der zuvor operierenden Krankenhäuser so bringt.

Donnerstag, 15. April 2010

Innere - 3. Woche - "Gerontopsychiatrie"

Wie nicht anders zu erwarten, musste ich heute bei den gleichen Patienten wie schon gestern erneut eine Flexüle legen - die ziehen sich die einfach raus.
Meine Stationsärztin spricht schon von der "Gerontopsychiatrie" - das ist ein Teilbereich der Psychiatrie, welcher sich mit geistigen Ausfällen von besonders älteren Menschen befasst.
Das ist meistens ein Zusammenspiel aus nachlassender mentaler Leistungsfähigkeit mit einer großen Menge an Allgemeinerkrankungen, die sich dann gegenseitig begünstigen.
Jedenfalls war dann heute noch eine lange ausführliche Chefvisite, wo der Prof. bei fast allen so einige Medikamente abgesetzt hat. Ein großes Problem ist, dass viele Patienten nach und nach immer mehr Medikamente ansammeln, und dann irgendwann bei uns mit einer Liste von über 15 unterschiedlichen Wirkstoffen landen. Bei bereits 3-4 Medikamenten braucht man Computerprogramme um eventuelle Wechselwirkungen zu erkennen, aber bei so vielen Wirkstoffen weiß dann niemand mehr was es für Interaktionen gibt, und welche Krankheitssymptome eigentlich nur auf die Medikamente zurückzuführen sind.
Schätzungsweise 15-20% aller Patienten landen nur wegen ihrer Medikation im Krankenhaus.
Oft sind es dann psychiatrische Symptome, oder Fehldosierungen beim Diabetes.
Nach der Chefvisite und dem heute wirklich ekligem Essen habe ich ein wenig beim Verfassen der vorläufigen Entlassungsbriefe geholfen.
Nachmittags hatten wir PJ Studenten dann wieder unseren EKG-Kurs, so dass wir nun inzwischen halbwegs den Lagetyp des Herzens, und Zeichen einer Links- oder Rechtsherzvergrößerung im EKG erkennen können.

Mittwoch, 14. April 2010

Innere - 3. Woche - "Weißkitteleffekt"

Heute früh konnte bereits einige Blutentnahmen machen, und nach der Röntgen- und Frühbesprechung war noch Zeit für 2 Flexülen. Zwischenzeitlich ist dann eine alte verwirrte Patientin nackt durch den Flur gelaufen - zuvor hat sie sich im Zimmer ihren Blasenkatheter und die Flexüle gezogen. Sie wurde dann anschließend in ihrem Bett fixiert - bis zu 24 Stunden geht dies ohne richterliche Genehmigung wenn es dringend ist und offensichtlich, dass die Patientin in einer schlechten geistigen Verfassung ist.
Bei der Visite gab es nichts außergewöhnliches, - einige Patienten sind jedoch so dement und nicht mehr kommunikationsfähig, dass mehr über die Patienten als mit ihnen gesprochen wurde. Letztendlich weiß man aber nie so genau wieviel sie noch eigentlich mitbekommen.
Ich konnte nicht bei der ganzen Visite mitmachen weil ich heute auch noch einen Termin bei der Betriebsärztin hatte - wie schon öfter bei Arztbesuchen, hatte ich auch hier einen erhöhten Blutdruck RR: 140/100 mmHg - "Weißkitteleffekt". Obwohl ich nun selbst in diesem Bereich arbeite, führen unbewusste Prozesse trotzdem zu einem gesteigerten Druck und Puls bei mir.
Diesen Weißkitteleffekt sieht man sehr häufig bei Patienten - einige haben beim Arzt sehr hohe Blutdruckwerte, während sie im Alltag normale Werte haben können. In solchen Fällen kann eine 24Stunden Messung mehr Auskunft geben.
Bei der einzigen stationären Aufnahme heute habe ich es leider mit dem venösen Zugang nicht hinbekommen. Erneut hatte ich auch den Eindruck, dass ich mich viel zu lange vom Patienten aufhalten lasse. Aber er hatte auch eine ganze Reihe an relevanten Nebendiagnosen (Z.n. Herzinfarkt, Schrittmacher, Diabetes, Bluthochdruck, Herzinsuffizienz, usw.) - gekommen ist der Patient aber zur Koloskopie (Darmspiegelung) aufgrund einer seit 3-4 Wochen anhaltenden Durchfallsymptomatik. Stuhlproben (möglicher Infekt?) wurden auch abgenommen.
Vor dem Essen ging ich noch kurz in die Funktionsabteilung, wo ein suprapubischer Katheter gewechselt werden musste - dies ist kein gewöhnlicher Blasenkatheter, sondern einer, der durch die Bauchdecke in die Blase gestochen und gelegt wird.
Nach dem Essen folgte dann die Tumorkonferenz und die Nachmittagsbesprechung.

Nachmittags habe ich dann noch meine Uni-Augenklinik vom vorherigen Tertial besucht - dort habe ich dann die jungen Stationsärzte geärgert indem ich sie mit meinen geregelten Arbeitszeiten mit ordentlichen Pausen & Essen neidisch gemacht habe.

Dienstag, 13. April 2010

Innere - 3. Woche - Studientag

Studientag zwecks Internetanschluss

Nachtrag Montag, 12..4.10

Ein Patient unserer Station lag isoliert in seinem Zimmer, weil der Verdacht auf einen erneuten Ausbruch einer Tuberkulose bestand. 2007 habe dieser Patient eine offene TBC gehabt und musste desswegen monatelang behandelt werden. Am Wochenende kam er dann wegen Gewichtsabnahme und Verschlechterung des Allgemeinzustands in unsere Klinik. Zum Legen einer Flexüle musste ich also mit Mundschutz in den Raum – doch da der Patient keinen Husten und auch keine Atembeschwerden hatte, kann man hoffen dass keine TBC vorlag. Wenige Minuten nachdem ich die Flexüle gelegt habe und eine Infusion drangehängt habe, klingelte der Patient – im Verlauf der Gefäße bildeten sich rote Quaddeln aus (das sah aus, als wenn der Patient mit Brennesseln in Kontakt gekommen wäre). So etwas habe ich bislang noch nie gesehen, aber aller Wahrscheinlichkeit nach war das eine allergische Reaktion auf Bestandteile der Infusion. Diese musste natürlich sofort gestoppt werden. Meine Stationsärztin kam auch dazu und entschied, dass der Patient 250mg Prednisolon und ein Antihistaminikum intravenöse bekommen sollte, um eine potentiell gefährliche systemische Reaktion zu verhindern.
Im Vorbereitungsraum, wo ich die Prednisolon-Spritze aufziehen wollte, habe ich mir dann eine Verletzung zugezogen. Prednisolon hat man zunächst als ein Pulver, welches in eine Lösung zugeführt werden muss. Diese Lösung gab es in einer Glasampulle – diese Ampullen haben keinen Deckel, sondern müssen immer aufgebrochen werden, und bei dieser Aktion habe ich mich (trotz Handschuhe und Tupfer zwischen Finger und Ampulle) ordentlich in den Finger geschnitten. So musste ich meinen blutenden Finger erstmal selbst versorgen, während die Ärztin die Spritzen aufzog.
Von der heutigen Visite (und von einem bemerkten Todesfall während des Rundganges) habe ich heute nichts mitbekommen, da ich 3 Patienten aufzunehmen hatte. Irgendwie bin ich noch sehr langsam dabei, weil die Patienten einfach viel zu viel erzählen und ich mir noch nicht die nötige Autorität zutraue, ihren Redefluss zu unterbrechen um nur das wesentliche zu erfahren. Die meisten Patienten sind sehr schlecht über ihren eigenen Gesundheitszustand informiert; sie wissen weder was für Operationen sie hatten, noch ob sie Grundleiden wie Bluthochdruck oder die Zuckerkrankheit haben. Oftmals haben sie keine Ahnung welche bzw. aus welchem Grund sie bestimmte Medikamente nehmen, oder wissen nicht warum sie eigentlich ins Krankenhaus eingewiesen wurden. So ziehen sich diese Aufnahmegespräche oftmals ewig in die Länge, und oft geben die Patienten völlig andere Sachen an, als das was wir in den Unterlagen haben. Dabei sind das jetzt keine dementen Patienten, sondern solche mit denen man sich noch ganz normal unterhalten kann. Durch diese Verzögerungen bin ich heute nicht mehr zum Essen gekommen – ich bin blos noch zur Nachmittagsbesprechung fertig geworden.

Nachtrag Freitag, 9.4.10

Der Patient der am Donnerstag mit seinem Aortenaneurysma in eine Uniklinik verlegt worden ist, verstarb nach der Not-Operation.
Gleich nach der Frühbesprechung bin ich heute mit in die Funktionsabteilung mitgegangen, um bei einer Gastroskopie (Magenspiegelung) zuzusehen. Eine für uns ungewöhnlich junge Patientin (30 Jahre alt) lag da, weil sie Oberbauchschmerzen und wiederholtes Erbrechen nach Nahrungsaufnahme hatte. Bei der Gastroskopie zeigte sich dann, dass der Pylorus (der Magenausgang) entzündlich geschwollen und verengt war – so konnte die aufgenommene Nahrung vom Magen nicht in den Darm übergehen. Mithilfe einer Sonder wurde via Magenschlauch ein Ballon durch den Pylorus geschoben und aufgeblasen, damit man durch diese Enge hindurch kommen konnte. Dabei ist dann auch gleich die Ursache für die entzündliche Verengung aufgefallen: ein tiefes Ulcus (Geschwür) innerhalb des Pylorus. Daraufhin wurde die Patientin sofort den Chirurgen vorgestellt, und von diesen stationär aufgenommen, da dass Geschwür jederzeit die Magenwand durchbrechen konnte – oder noch viel schlimmer: ein großes Gefäß eröffnen, infolgedessen die Patientin innerlich verbluten könnte.
Es ist relativ ungewöhnlich, dass so junge Patienten so ein Ulcus bekommen – Hauptrisikofaktoren sind Helicobacter pylori Infektionen, NSAR Einnahme (Aspirin, Ibuprofen, Diclofenac), Rauchen.

Nachtrag Donnerstag, 8.4.10

Der gestrige Patient mit Verdacht auf eine Enzephalitis wurde heute früh in die Neurologie meiner Uniklinik verlegt – nun unter dem Verdacht auf einen Schlaganfall, da die Ultraschalldiagnostik eines Gefäßes eine frische Thrombose zeigte. So ganz klar bleibt diese Diagnose jedoch nicht, denn die Liquorpunktion vom Vortag war auch nicht ganz noral.
Vor der heutigen Chefvisite hatte ich noch einen Patienten aufzunehmen, der wegen einer wiederholten transfusionsbedürftigen Anämie kam. Natürlich hatte er wieder eine ewig lange Liste an Nebendiagnosen: alkoholbedingte Leberzirrhose, Z.n. 5x Bypass-OP, Bluthochdruck, Diabetes, Gicht und vieles mehr. Auffällig war auch eine Anisokorie (ungleich große Pupillen), sowie ein Systolikum (pathologisches Herzgeräusch, welches auf einen Klappenfehler hinweist). 2 Blutkonserven wurden angefordert und für morgen eine Gastro- und Koloskopie (Magen- und Darmspiegelung) geplant, da der Patient bereits früher Blutungen gehabt hatte.
Unter Aufsicht konnte ich die Bluttransfusionen durchführen – natürlich muss alles streng dokumentiert werden: das entsprechende Klebchen vom Blutbeutel wird in die Akte geklebt, überprüft ob alle Daten stimmen, und natürlich der sogenannte „Bedside-Test“ durchgeführt.
Dabei wird kurz vor Transfusionsbeginn etwas Blut vom Patienten entnommen, und auf Testfeldern überprüft ob die Blutgruppe des Patienten stimmt und mit der Blutkonserve kompatibel ist.
Dann hatten wir noch einen Patienten, bei dem wir ein gedecktes perforiertes Aortenaneurysma diagnostiziert haben – also eine schwere Aussackung der Hauptschlagader, die aufgerissen ist, jedoch vom umliegenden Gewebe noch so gedeckt wird, dass das Blut relativ langsam ins Gewebe sickert. Ungedeckt wäre das Platzen der Hauptschlagader innerhalb von Sekunden/Minuten tödlich. Aber auch so war das auf jeden Fall lebensbedrohlich, und der Patient musste dringend in ein entsprechendes Zentrum mit guter Gefäßchirurgie verlegt werden. Da unsere nächstgelegende Uniklinik keine Kapazitäten mehr hatte, musste der Patient mit ärztlicher Begleitung in ein viel weiter gelegenes Uniklinikum gefahren werden – ob dieser die Fahrt überlebt hat, ist mir bislang nicht bekannt.
Am späten Nachmittag gab es für uns Studenten dann einen EKG-Kurs, so dass wir in den nächsten par Wochen die Grundlagen der EKG Auswertung lernen werden.

Nachtrag Mittwoch, 7.4.10

Durch mehrere Krankschreibungen hat unsere Klinik einen gewissen Personalmangel – besonders problematisch ist das bei den nächtlichen Diensten, so dass die Kollegen besonders häufig 24h arbeiten müssen. Zum Glück sind wir PJler davon ausgenommen.
Auf Station konnte ich bei einem Patienten wieder 2x eine Flexüle legen (die eine hat er sich nach wenigen Stunden rausgezogen), ansonsten hatte ich 2 Aufnahmen: eine ältere Frau mit einer Herzinsuffizienz (Pumpschwäche des Herzens), so dass sie belastungsabhängige Atemnot hat. Bei gleichzeitigen belastungsabhängigen Brustschmerzen die in Ruhe wieder besser werden, muss man auch an eine KHK (koronare Herzkrankheit) denken, bei der es durch „Verkalkungen“ von herzversorgenden Gefäßen zur Minderversorgung des Herzens kommt. Den zweiten Patienten konnte man nicht richtig aufnehmen, da er sowohl körperlich als auch geistig nicht dazu in der Lage war. Auf dem Überweisungsschein war nur eine ewig lange Liste mit Diagnosen (geistige Retardierung, Schizophrenie, Z.n. Schlaganfall, Zuckerkrankheit, Bluthochdruck, Epilepsie, usw. usw.) und der Wunsch nach der Anlage einer PEG-Sonde („Magenschlauch“ der durch die Haut in den Magen gelegt wird) zur Ernährung aufgrund von Schluckstörungen.
Dann hatte ich noch die Zeit bei einer Koloskopie (Darmspiegelung) zuzusehen – eine multimorbide demente Frau die rektalen Blutabgang hatte. Die Koloskopie sollte die Blutungsquelle und den Blutungsgrund feststellen. Im tiefsten Darm fand sich dann ein langer Abschnitt von stark veränderter Darmschleimhaut, welche alles andere als normal war.
Es kann sich sowohl um einen bösartigen Tumor, als auch um eine chronisch entzündliche Darmerkrankung (Morbus Crohn) handeln – Gewebeproben wurden entnommen. Bei einem bösartigen Tumor wäre das ggf. eine Sache für die Chirurgen, während die Entzündung evtl. medikamentös behandelt werden kann.
Nachmittags gab es dann heute die interdisziplinäre Tumorkonferenz, wo unter anderem auch 2 besonders dramatische Fälle von schweren Krebserkrankungen (Gebärmutter und Darm) bei ziemlich jungen Patienten (mitte und ende 30) vorgestellt wurden.
Anschließend bin ich noch zur Visite auf die Intensivstation gegangen, wo ein mitte 40 jähriger Mann mit Verdacht auf eine Enzephalitis (Hirnentzündung) gelandet ist. Noch ist absolut unklar was die Ursache ist, jedoch konnte eine Meningitis (Hirnhautentzündung) oder ein bakterieller Infekt ausgeschlossen werden. Der Oberarzt führte am Rücken eine Liquorpunktion durch, damit das „Hirnwasser“ untersucht werden kann. Es könnte sowohl ein viraler Infekt, als auch ein toxischer Schaden durch schweren Alkoholkonsum sein – oder ganz was anderes.

Nachtrag Dienstag, 6.4.10

Über Ostern sind mehrere Patienten verstorben; darunter eine ältere Dame von meiner Station die unter einer CLL (chronisch lymphatischen Leukämie) litt, und bei uns zur Anämie („Blutarmut“) Diagnostik lag. Sie sah immer sehr blass aus, wirkte aber ansonsten relativ fit.
Zum wiederholten Mal musste ich heute bei der einen Patientin eine Flexüle legen – inzwischen sind ihre beiden Arme schon ziemlich Blau und man erahnt blos einige hauchdünne Gefäße am Handrücken. Zum Glück hat es dann geklappt – genauso wie bei einem weiteren Patienten.
Bei der Visite gab es heute nichts außergewöhnliches, und in der Funktionsabteilung konnte ich mir die Ultraschallunterschung der Beingefäße angucken – zum Ausschluss einer tiefen Beinvenenthrombose, welche unter Umständen lebensbedrohend sein kann. Nach dem Mittagessen und der Nachmittagsbesprechung konnten wir Studenten vorzeitig nach Hause gehen.

Montag, 5. April 2010

Kein Internet

Da ich meinen Provider wechsel, werde ich für gut eine Woche keinen Zugang zum Internet haben.

Donnerstag, 1. April 2010

Innere - 1. Woche - "Chefvisite"

Das mit den Flexülen und den Blutentnahmen hat heute glücklicherweise ganz gut geklappt - jedoch ist es ziemlich nervig es immer wieder bei den gleichen Patienten tun zu müssen, weil sie es immer wieder schaffen die rauszuziehen.
Heute war dann auf unserer Station die große Chefvisite. Ganz anders als in der Chirurgie, wo die Visite innerhalb von einigen Minuten vorbei ging, lassen sich die Internisten richtig viel Zeit. Fast 3 Stunden dauerte diese ausführliche Visite - für mich auch sehr interessant, schließlich wurde nochmal ganz genau darauf eingegangen warum der Patient aufgenommen wurde, was für Untersuchungen bereits gelaufen sind und welche Befunde dabei herausgekommen sind, welche Medikamente angesetzt wird und ob was umgestellt werden muss, Diagnosen und ob weitere Diagnostik nötig ist usw. - auf solche Visiten werde ich mich künftig sehr freuen.
Dann war es auch gleich schon wieder Mittagszeit, wo wir in großer Runde in der Kantine essen konnten. Danach ging ich noch etwas in die Funktionsabteilung, wo bei einer Patientin von meiner Station ein Abdomen-Ultraschall durchgeführt wurden. Sie ist eine 95jährige demente Frau mit ungeklärten hohen Entzündungswerten im Laborbefund - allerdings ist sie feberfrei und scheint keine Schmerzen zu haben. Einen Entzündungsherd konnte man im Ultraschall nicht ausmachen, jedoch sah man nebenbefundlich eine Leber die voller Metastasen ist (ein Krebsleiden was bislang nicht bekannt). Therapeutisch bleibt das allerdings ohne Konsequenzen, da bei ihrem Zustand in einem solchen hohen Alter eine schwere Operation oder Chemotherapie die Lebensqualität ganz bestimmt nicht verbessern wird.
Nach der Abschlussbesprechung konnte dann die freie Osterzeit beginnen :)

Mittwoch, 31. März 2010

Innere - 1. Woche - "ERCP"

Während ich in der Augenklinik problemlos an jedes Blut kam und bei fast jedem eine Flexüle legen konnte, macht mir diese Aufgabe auf meiner neuen Station gehäuft Probleme. Zusätzlich zu den katastrophalen Gefäßverhältnissen muss man hier noch oft bedenken, dass die Patienten schwer dement sind und garnicht mitmachen können. Die Arme werden nicht ruhig gehalten, und beim Versuch die Nadel in eine Handrückenvene zu schieben zuckte die Patienten ruckartig zurück, so dass alles daneben ging und sie anschließend kräftig blutete. Bei solchen Fällen muss ich mir nun eine Assistenz zur Hilfe rufen, damit solch ein Patient kräftig festgehalten wird.
Die eine komatöse Patientin von der ich bereits berichtet habe ist in der gestrigen Nacht an den Folgen eines Schlaganfalles verstorben - Todesfälle werden auf der Inneren gehäuft vorkommen.
Die Patientin mit dem Verschlussikterus bei Pankreaskarzinom (Bauchspeicheldrüsenkrebs), die ich gestern aufgenommen habe, bekam heute ihre ERCP (endoskopische retrograde Cholangiopankreatikographie) - wie bei einer Magenspiegelung muss die Patientin dabei einen Magenschlauch schlucken, bis das Endoskop im Duodenun (Zwölffingerdarm) die Öffnung zum Pankreas- und Gallengang findet. Dort wurde dann der verschlossene Stent rausgezogen, und ein neuer zum Offenhalten des Ganges reingelegt.

Bei dieser Prozedur konnte ich dabei sein.
Auf Station war dann wieder Visite, und eine stationäre Aufnahme die ich aufnehmen konnte.
Es handelte sich hierbei um eine 92 jährige Patientin mit Dyspnoe (Luftnot) bei einer Herzinsuffizienz (Herzschwäche) aufgrund von Herzklappenfehlern. Begleitend dazu hat sie noch eine Niereninsuffizienz (Nierenschwäche) und Vorhofflimmern. Da das Herz nicht mehr effektiv Pumpen kann, sammelt sich Flüssigkeit in den Beinen und in der Lunge an - dies führt dann zur Luftnot.
Sie bekommt nun zunächst ein EKG, ein Lungen-Röntgen und ein Routine-Labor zur Diagnostik. Zur Wasserausschwemmung bekommt sie nun zunächst eine "Wassertablette" (Furosemid).
Nach dem Essen (ich bin ja immer noch begeistert, dass man hier regelmäßig zum Essen kommt) folgte die interdisziplinäre Tumorkonferenz, wo Krebspatienten gemeinsam von Chirurgen, Internisten und speziellen Onkologen besprochen wurden.
Pünktlich Feierabend :)

Dienstag, 30. März 2010

Innere - 1. Woche - "Gommers"

Wegen der gestrigen Komplikationen mit der Bahn war ich heute so prä-Pünktlich da, dass ich bereits vor Dienstbeginn (7 Uhr) mitten beim Blutabnehmen und Flexülen legen war.
Das ganze Equipment ist jedoch nicht ganz so komfortabel wie in meinen Tertialen davor. Alles liegt in jeweils einem winzigen kleinen Plastikbecher, und mehrere von diesen Bechern stehen auf einem großen Tablett inklusive eines Behälters für spitze/gefährliche Abfälle. Mit diesem unhandlichen Zeug muss man dann von Zimmer zu Zimmer; und weil mein eigentlich nichts richtiges zum Ablegen hat, werfe ich die benutzte Flexülennadel erst einmal hastig auf die Bettdecke um in Ruhe mit einem Stöpsel das herausströmende Blut zu stoppen. Ich finde es viel zu riskant da noch gleichzeitig die Nadel in der Hand zu halten. Dafür also schon einmal ein dickes Minus.
Wie schon gestern angedeutet, haben wir richtig viele "Gomers" auf Station (bekannt nach dem Roman "House of God", indem alte, multimorbide, demente Patienten als "Gomer" = "get out of my emergency room!" bezeichnet wurde). Einige sind so desorientiert, dass sie ans Bett fixiert werden müssen - und trotzdem schaffen die es irgendwie sich die Flexüle rauszuziehen, so dass wir bei der Oberarzt-Visite von einer großen Blutpfütze überrascht wurden. Das Bett war bereits mit Blut versaut - und der Patient blutete einfach so vor sich hin. Verblutet ist er allerdings nicht - stattdessen nach Kreislaufkontrolle noch fester ans Bett fixiert.
Zwischendurch war ich auch eine Weile in der Notaufnahme, wo ich unter Aufsicht eine Patientin aufgenommen habe die ein bekanntes Pankreaskarzinom (Bauchspeicheldrüsenkrebs) hat, und die nun bereits ihren dritten Verschlussikterus hatte. Unter einem Ikterus versteht man die Gelbfärbung der Haut und der Augenskleren. Zusammen mit dem hellen Stuhlgang und der dunklen Urin, sowie erhöhten cholestase-Parametern im Blut spricht das für einen Verschluss der Gallenwege (tumorbedingt). Therapeutisch wird man dort nur wiederholt einen Stent (ein kleines Röhrchen zum Aufhalten des Ganges) implantieren können; den Krebs wird man nicht heilen können.
Anschließend habe ich noch bei einer Aszites-Punktion zugeguckt (Aszites = "Wasser" in der Bauchhöhle; kann bei schweren Lebererkrankungen, Herzerkrankungen oder bösartigen Tumoren vorkommen - aber auch bei schweren Hungerszuständen, so dass man bei hungernden Kindern in Afrika oft so einen "dicken Bauch" sieht), Ultraschall der Halsgefäße zur Diagnostik einer Arteriosklerose, und eine Koloskopie (Darmspiegelung).
Nach der Darmspiegelung konnte ich dann lecker in der Kantine essen gehen.

Montag, 29. März 2010

Innere - 1. Woche - "Ein neuer Tag"

4:15 Uhr wäre es nach der Winterzeit gewesen als mein Wecker um kurz nach 5 geklingelt hatte. So früh musste ich schon lange nicht mehr aufstehen, und draußen war noch alles dunkel. So werden wohl allerdings meine künftigen Aufstehzeiten aussehen wenn ich nun zu meinem neuen Tertial in ein kleines Kreiskrankenhaus pendeln werde. Für die Bahnfahrt habe ich mir auch reichlich Reserve eingeplant, die heute auch absolut notwendig war. Kaum war ich im Zug hörte ich die Ansage, dass aufgrund von Weichenstörungen sich die Bahnfahrt "auf unbestimmte Zeit" verzögern würde. 30 Minuten lang ging es nicht vorwärts. Am Zielort musste ich mir dann ein Taxi nehmen um das Krankenhaus noch pünktlich zu erreichen.
Auch wenn es ein kleines Kreiskrankenhaus ist, so ist jeder neue Ort erst einmal unbekannt und wie ein Labyrinth - aber die Personalabteilung ließ sich finden. Dort gab es für die neuen PJler einen langen Laufzettel den wir nun innerhalb einer Woche durchgehen müssen: zur Wäscherei, zum Schlüssel abkommen, eine Unterschrift von der Rezeption, der Kasse, der Apotheke, dem Labor, der Pflegeleitung, der Lohnbuchhaltung, dem Betriebsarzt, dem Chefarzt, dem ärztlichen Leiter, EDV, Sicherheit usw.
Dafür gab es dann für jeden auch gleich ein tolles Namensschild mit Foto drauf.
Unterwegs habe ich mich natürlich immer wieder verlaufen, aber das wird zu Beginn bestimmt öfters noch vorkommen. Einige bekannte Gesichter habe ich auch noch getroffen.
Dann konnte ich mich auf meiner neuen Station vorstellen, und war gerade rechtzeitig da als die Visite losging. Nun war es wieder der Normalfall, dass wir von Zimmer zu Zimmer gingen (und nicht wie in der Augenklinik, dass alle Patienten nach und nach zu uns kamen). Nach den ersten Zimmern hatte ich den Eindruck, dass ich in einem Alten- und Pflegeheim gelandet bin; die meisten Patienten sind mehr oder weniger starke Pflegefälle aufgrund von kardialen, pulmonalen oder gastrointestinalen Störungen - bzw. multimorbide Fälle die einfach alles gleichzeitig haben, inklusive eines schweren Diabetes mit Folgekomplikationen. Auch eine nicht mehr ansprechbare Patientin (nach einem Schlaganfall) lag dort, wo ich zugucken konnte wie die Ärztin eine Magensonde mit großer Mühe gelegt hat. Einfacher ging es bei einem Patienten bei normalem Bewusstsein (dafür quälender für ihn). Bei ihm besteht ein dringender Verdacht auf ein Magenkarzinom (Magenkrebs), welcher den Magen so sehr einengt, dass der Speisebrei nicht durch kann. Dies führt zu regelmäßigem Erbrechen. Zur Entlastung bekam er desshalb nun die Magensonde.
Positiv überraschend war, dass die Internisten sich eine reguläre Mittagspause gönnen. Während meine lieben Augenärztinnen nie zum Essen kamen, waren wir heute alle vom Studenten bis hin zum Chefarzt an einem Tisch in der Kantine. Zwar kostet das ganze eine Kleinigkeit, aber bei meiner neuen Vergütung kann ich mir das jetzt auch regelmäßig gönnen.
Zufriedenen und satte Mitarbeiter sind dann auch besser motiviert.
Nachmittags gab es dann die Spätbesprechung aller Internisten, wo Neuaufnahmen, Problemfälle und interessante Befunde des Tages besprochen wurden. Anschließend machte der Chefarzt noch die ITS (Intensivstation) Visite, wo 3 internistische Patienten lagen.
Einer mit einem septischen Multiorganversagen, bei dem man jederzeit mit dem Tod rechnet, dann ein Patient der künstlich beatmet werden musste, und schließlich einer der sich in suizidaler Absicht 50 Schlaftabletten eingenommen hat - doch daran wird er nicht sterben. Stattdessen landet er sicher demnächst in der geschlossenen Psychiatrie.
Bereits um 15 Uhr war dann Feierabend.