Dienstag, 30. März 2010

Innere - 1. Woche - "Gommers"

Wegen der gestrigen Komplikationen mit der Bahn war ich heute so prä-Pünktlich da, dass ich bereits vor Dienstbeginn (7 Uhr) mitten beim Blutabnehmen und Flexülen legen war.
Das ganze Equipment ist jedoch nicht ganz so komfortabel wie in meinen Tertialen davor. Alles liegt in jeweils einem winzigen kleinen Plastikbecher, und mehrere von diesen Bechern stehen auf einem großen Tablett inklusive eines Behälters für spitze/gefährliche Abfälle. Mit diesem unhandlichen Zeug muss man dann von Zimmer zu Zimmer; und weil mein eigentlich nichts richtiges zum Ablegen hat, werfe ich die benutzte Flexülennadel erst einmal hastig auf die Bettdecke um in Ruhe mit einem Stöpsel das herausströmende Blut zu stoppen. Ich finde es viel zu riskant da noch gleichzeitig die Nadel in der Hand zu halten. Dafür also schon einmal ein dickes Minus.
Wie schon gestern angedeutet, haben wir richtig viele "Gomers" auf Station (bekannt nach dem Roman "House of God", indem alte, multimorbide, demente Patienten als "Gomer" = "get out of my emergency room!" bezeichnet wurde). Einige sind so desorientiert, dass sie ans Bett fixiert werden müssen - und trotzdem schaffen die es irgendwie sich die Flexüle rauszuziehen, so dass wir bei der Oberarzt-Visite von einer großen Blutpfütze überrascht wurden. Das Bett war bereits mit Blut versaut - und der Patient blutete einfach so vor sich hin. Verblutet ist er allerdings nicht - stattdessen nach Kreislaufkontrolle noch fester ans Bett fixiert.
Zwischendurch war ich auch eine Weile in der Notaufnahme, wo ich unter Aufsicht eine Patientin aufgenommen habe die ein bekanntes Pankreaskarzinom (Bauchspeicheldrüsenkrebs) hat, und die nun bereits ihren dritten Verschlussikterus hatte. Unter einem Ikterus versteht man die Gelbfärbung der Haut und der Augenskleren. Zusammen mit dem hellen Stuhlgang und der dunklen Urin, sowie erhöhten cholestase-Parametern im Blut spricht das für einen Verschluss der Gallenwege (tumorbedingt). Therapeutisch wird man dort nur wiederholt einen Stent (ein kleines Röhrchen zum Aufhalten des Ganges) implantieren können; den Krebs wird man nicht heilen können.
Anschließend habe ich noch bei einer Aszites-Punktion zugeguckt (Aszites = "Wasser" in der Bauchhöhle; kann bei schweren Lebererkrankungen, Herzerkrankungen oder bösartigen Tumoren vorkommen - aber auch bei schweren Hungerszuständen, so dass man bei hungernden Kindern in Afrika oft so einen "dicken Bauch" sieht), Ultraschall der Halsgefäße zur Diagnostik einer Arteriosklerose, und eine Koloskopie (Darmspiegelung).
Nach der Darmspiegelung konnte ich dann lecker in der Kantine essen gehen.

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