Sonntag, 27. Juni 2010

Innere - 12. Woche - "this is it"

Nachtrag zum 18.6. - dem letzten Tag meines Praktischen Jahres.
Nun war es soweit, mein letzter Tag im Krankenhaus. Ein letztes Mal bei der Visite mitgelaufen, die ziemlich deprimierend war weil wir so viele schwerkranke Patienten mit schlechter Prognose hatten - bei den vielen Krebspatienten ging es nur noch darum die Lebensqualität möglichst lange zu erhalten, oder einen Platz im Hospiz zu finden. Eine Stunde nach der Visite ist ein Patient verstorben - schon die ganzen letzten Tage war er nicht mehr ansprechbar und in einem finalen Krebsstadium. An meinem letzten PJ Tag hatte ich somit noch erstmalig eine Leichenschau, wo sichere Todeszeichen wie die Leichenflecken festgestellt wurden.
Hätte ich nicht zwischenzeitlich einen Entlassungsbrief weggebracht, hätte ich auch meine erste Reanimation auf meiner Station miterlebt - ein Patient mit bradykarder Rhythmusstörung hatte einen Herzaussetzer und konnte erfolgreich reanimiert werden. Dieser wird nun wahrscheinlich einen Schrittmacher implantiert bekommen.
Auf Station konnte ich dann noch ein letztes Mal eine Bluttransfusion durchführen, und bei einem anderen Patienten eigenständig eine Portnadel legen. Am Nachmittag hatten wir 3 internistischen PJler noch unser Abschlussgespräch mit dem Chefarzt, wo wir in guter Atmosphäre über unser Tertial sprechen konnten.
Um 13:30 gab es dann unsere "Besprechung" (Deutschland - Serbien) - einfach nur klasse von unserem Chef, dass wir alle gemeinsam in unserem Besprechungsraum das WM-Speil gucken durften! In der Halbzeitpause eilten wir dann alle auf Station um noch dies und jenes zu erledigen - z.B. Flexülen legen bei Patienten die mit ihrer vollen Aufmerksamkeit eh bei der Halbzeitanalyse im TV waren. Wir blieben dann noch alle ein wenig länger um noch die zweite Halbzeit zu sehen, und konnten uns dann in aller Ruhe mit all unseren Kollegen verabschieden.
Es war ein sehr gutes Tertial, weil man gute Arbeitsbedingungen hatte, nette Kollegen, sehr viele internistische Krankheitsbilder, man durfte bei allerlei Sachen zugucken und selbst viele Sachen probieren (Ultraschall, Aszites- und Pleurapunktion, Portnadel legen, Magensonde und Blasenkatheter legen, Bluttransfsionen mit Bedside-Test durchführen usw.).
Nun wird diszipliniert für das Staatsexamen gelernt!

Donnerstag, 17. Juni 2010

Innere - 12. Woche - "letztes Frühstück"

Heute, am vorletzten Tag des Praktischen Jahres, organisierten wir 3 internistischen PJ-Studenten ein gemeinsames Abschieds-Frühstück. Dafür hatten wir reichlich Brötchen, diverse Wurst- und Käsesorten, Obst, Gemüse, Kuchen und Schokolade besorgt. Somit hatten wir eine schöne Frühstückspause mit unseren ärztlichen Kollegen.
Auf Station gab es dann auch noch meine letzte Chefvisite, und vermutlich meine 2 letzten stationären Aufnahmen. Ein ehemaliger Zahnarzt (dem ich gleich von meiner Zahnarzt-Phobie erzählte) der mit unklaren Oberbauchschmerzen kam (Nebendiagnosen: Leberzirrhose, Zustand nach Ulcus duodeni vor 2 Jahren, Hypertonie, Diabetes usw.), sowie ein ein mitte 40 jähriger Mann mit Durchfall und Erbrechen nach seinem Türkei Urlaub. Da dieser allerdings im letzten Jahr ungewollt fast 10 kg an Gewicht verloren hat, und sowohl die Mutter als auch der Bruder an Darmkrebs erkrankt sind, wird bei uns eine Darmspiegelung zum Ausschluss einer bösartigen Erkrankung erfolgen.
Nebenbei konnte ich heute auf der chirurgischen Station den Übersetzer spielen, da auf der Unfallchirurgie 2 polnische Patienten lagen die weder deutsch noch englisch sprachen.
Ein letztes Mal hatten wir heute noch einen Ultraschall-Kurs; diesmal direkt an Patienten. So konnten wir pathologische Befunde an Leber, Niere und Harnblase beurteilen.
Morgen ist dann der letzte Tag vom Praktischen Jahr.

Mittwoch, 16. Juni 2010

Innere - 12. Woche - "Onko- und Pathokonferenz"

Heute hatte ich 2 stationäre Aufnahmen.
Der erste Patient war ein mitte 70 jähriger Patient mit einer als Berufskrankheit anerkannten COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung - vierthäufigste Todesursache in den Industrienationen durch chronisches Versagen der Lungenfunktion; zu 80-90% aller COPD Patienten sind Raucher oder ehemalige Raucher - mein Patient hat allerdings nie geraucht).
Zu uns kam er wegen Obstipationen (Verstopfungen) mit sehr dunklem Stuhlgang seit etwa 4 Monaten - im Prinzip seit er Eisentabletten einnehmen muss (die häufig dunklen Stuhl machen) da er eine chronische Eisenmangelanämie hat. Bei uns soll nun eine Coloskopie (Darmspiegelung) erfolgen um gucken ob der Patient nicht irgendwo im Darmtrakt blutet, was sowohl die Anämie als auch den dunklen Stuhl erklären würde. An Nebendiagnosen hat er eine ewig lange Liste: Diabetes, Bluthochdruck, Glaukom, Zustand nach Schlaganfall, Zustand nach Lungen-OP aufgrund einer Tuberkulose in den 1950er Jahren.
Die zweite Patientin war eine mitte 60 jährige Patientin mit Schluckbeschwerden. In den letzten 4 Wochen konnte sie keine feste Nahrung mehr zu sich nehmen weil alles wieder hochkommt; in dieser Zeit hat sie auch 12 kg an Gewicht verloren. Radiologisch sah man beim Kontrastmittel-Schlocken eine deutliche Verengung am Übergang von Speiseröhre zu Magen. Nun wird bei uns eine Gastroskopie (Magenspiegelung) erfolgen um einen Tumor auszuschließen.
Heute war auch wieder die Tumorkonferenz, und weil ich das beim letzten Mal so gut vorbereitet habe, konnte ich heute erneut 2 Patienten in dieser interdisziplinären Runde vorstellen. Kurioserweise habe ich diese Patienten kein einziges Mal gesehen, aber die Akten und Befunde reichten mir dazu aus. Der eine Patient hat ein weit fortgeschrittenes Pankreaskarzinom (Bauchspeicherdrüsenkrebs), wo es jetzt nur noch darum geht operativ die Nahrungspassage zu ermöglichen, und die eine Patientin hat sehr wahrscheinlich ein Rektumkarzinom (Krebs des Enddarmes), die nun von unseren Chirurgen zur Operation übernommen wird.
Anschließend gab es dann auch wieder die klinisch pathologische Konferenz, wo einige seltene Fälle aus Gynäkologie (ein Mann mit Brustkrebs), Chirurgie/Gynäkologie (nach einer Hernienoperation zeigte die histologische Auswertung des Gewebes dass es sich um eine Metastase eines Eierstockkrebses gehandelt hat), Innere/Chirurgie (Patientin mit M. Crohn, und ein Patient bei dem sich im Darmpolypen ein Lymphom "Lymph-Krebs" gezeigt hatte).
Das ist eine sehr spannende Veranstaltung, allerdings hätte ich während der WM sehr viel lieber Fußball geguckt.

Dienstag, 15. Juni 2010

Innere - 12. Woche - "101"

Heute habe ich meine bisher älteste Patientin aufgenommen: 101 Jahre alt!
Sie ist zwar dement, bettlägrig und kommt zum PEG-Wechsel (Magensonde die direkt durch die Bauchdecke geht), aber trotzdem ist es schon erstaunlich wenn jemand ein dreistelliges Alter erreicht. Im Kaiserreich geboren, den ersten Weltkrieg als Kind überlebt, die Weimarer Republik erlebt, Hitler und den zweiten Weltkrieg, das geteilte Deutschland mit Mauerbau und -fall, das vereinte Deutschland.
Die Therapie beschränkt sich jetzt aber wirklich auf die Basismaßnahmen - die Patientin die noch wach und "vital" ist soll zumindest nicht verdursten oder verhungern müssen.
Bei der Visite gab es nichts besonderes. Frauen im gebärfähigen Alter und Beschwerden im Bauch wurden grundsätzlich danach gefragt ob eine Schwangerschaft sicher ausgeschlossen werden kann - wenn allerdings die Patientin sagt "ich bin nicht schwanger, ich nehme die Pille", dann ist das für uns kein Argument. Auch mit der "Pille" kann man schwanger werden, daher führen wir auch noch zusätzlich Schwangerschaftstest im Urin durch.
Eine andere Patientin klagte über verschwommenes Sehen, und da ich im vorherigen Tertial in der Augenklinik war, bat mich die Stationsärztin da mal nachzugucken. An den Augen wird sie mit großer Sicherheit nichts gehabt haben, aber nebenbei hörte ich auch das Herz ab und stellte fest, dass eine Arrhythmie vorlag - am Aufnahmetag hatte die Patientin im EKG noch einen regelrechten Sinusrhythmus. Im EKG bestätigte sich mein Befund, es lag eine Arrhythmie bei Vorhofflattern vor. Die Patientin wurde daraufhin auf eine andere Station verlegt wo sie an einen Monitor angeschlossen werden konnte. Dort wird sie nun weiter überwacht und diagnostiziert.

Montag, 14. Juni 2010

Innere - 12. Woche - Studientag

WM !
und mein letzter Studientag.

Freitag, 11. Juni 2010

Innere - 11. Woche - "Keine Angst vor Tiefe"

Die Hitze dauert an. Bereits um 6 Uhr früh war es draußen so warm, dass es nur im T-Shirt erträglich war. Die Patientenzimmer wurden wieder abgedunkelt damit unsere Kranken nicht noch stärker leiden müssen. Normalerweise gibt es am Freitag keine reguläre Neuaufnahme, aber heute hatte ich eine mitte 70 jährige Patientin mit seit 4 Wochen bestehenden Durchfällen, Bauchschmerzen und Sodbrennen. Zur Ursachenklärung werden wir Stuhlproben auf pathogene Keime (Noroviren, Rotaviren, Shigellen, Salmonellen, Yersinien, enteropathogene E.coli, Campylobacter, Clostridien) testen, den Bauchraum schallen, eine Kolo- und Gastroskopie durchfhren, sowie verschiedene Tests auf Unverträglichkeiten von Lactose und Lactulose. Auf Station habe ich noch einige Flexülen gelegt und dann beim Briefeschreiben und Diktieren ausgeholfen. In der Funktionsabteilung konnte ich heute erstmalig eine Pleurapunktion durchführen. Bei allerlei Erkrankungen sammelt sich Flüssigkeit im Lungenraum an, so dass die Patienten schnell luftnötig werden. Die Patientin mit dem ausgeprägten Pleuraerguss hatte eine schwere Herzinsuffizienz, d.h. Dass das Herz nicht mehr in der Lage war ausreichend Blut zu pumpen. Dadurch staut sich im Körper Flüssigkeit auf, unter anderem kommt es zu einer Lungenstauung. Im Ultraschall kann man das sehr gut nachweisen. An sich ist das sehr ähnlich wie eine Aszitespunktion am Bauch, aber so von hinten in Richtung Lunge zu punktieren ist schon deutlich aufregender. „Keine Angst vor Tiefe“ - so lautet der wichtigste Ratschlag des Oberarztes.
Eine richtig lange Nadel schiebt man um die 7cm tief hinein, eh man dann die gelbliche Flüssigkeit dadurch absaugen kann. Dir mich betreuende Ärztin musste allerdings nochmal punktieren, da bei mir nur 300-400ml heraus kamen und im Ultraschall noch immer viel Erguss zu sehen war.
Jedenfalls bin ich froh, dass ich in meiner vorletzten Woche noch eine Pleurapunktion gemacht habe. Im Anschluss an die Nachmittagsbesprechung ging es ab ins Wochenende.
Die WM 2010 beginnt!

Donnerstag, 10. Juni 2010

Innere - 11. Woche - ""McFlurry

Heute früh zogen erstmal heftige Gewitter über das Land. Im Laufe des Tages wurde es dann aber wieder heiß - sogar unerträglich heiß. Fast alle Patientenzimmer wurden komplett abgedunkelt, und trotzdem kam man ordentlich ins Schwitzen. Das Anziehen der Handschuhe war dann auch immer sehr mühsam. Ich diktierte heute den Entlassungsbrief für meine Patientin die ich gestern bei der Tumorkonferenz vorgestellt habe - das war die Frau mit den 2 vergrößerten Lymphknoten die sich nach Entnahme als ein Non-Hodgkin-Lymphom erwiesen ("Krebs" des lymphatischen Gewebes). Da sich in der Diagnostik kein weiterer Herd mehr finden ließ, wird die entsprechende Lymphknotenregion bestrahlt, und dann hat man eine gute Aussicht dass die Patientin damit vollständig geheilt ist.
Heute war dann auch noch die Chefarztvisite, aber da bin ich nur zur Hälfte mitgelaufen weil ich eine bettlägrige demente Patientin aufgenommen habe. Sie wurde von ihrem Hausarzt aus ihrem Pflegeheim in unser Krankenhaus wegen Inappetenz, Übelkeit, Erbrechen und Exsikose (Austrocknung) eingewiesen. Bei uns bekommt sie dann gegen den Flüssigkeitsverlust eine Infusionstherapie sowie eine Ultraschalluntersuchung und Magenspiegelung um die Ursache der Inappetenz zu ergründen.
Unsere Ärzte hatten am Nachmittag ihre jährliche Sicherheitsbelehrung (die wir Studenten zu Beginn unserer Tätigkeit auch einmal besuchen mussten) - dadurch waren wir PJler für eine Stunde ganz allein. Das war dann eine ideale Gelegenheit mal schnell zum nächsten McDonald's zu fahren um sich bei McDrive einen McFlurry zu holen :)
Somit fuhren wir 3 Weißkittel heimlich davon, genossen unser Eis, und kehrten nach einer halben Stunde wieder unbemerkt zurück ;) Das war eine richtig gute Erfrischung.
Auf Station hatte ich dann noch einige Flexülen zu legen sowie eine Bluttransfusion durchzuführen. Darunter eine Blutgruppe A Konserve für einen Blutgruppe AB Patienten - da musste ich erst einmal ganz schnell überlegen ob das so kompatibel ist.
Am späten Nachmittag hatten wir dann noch im schön klimatisierten Raum unseren Sonographie-Kurs.
Das war für uns die ideale Gelegenheit