Seit heute bin ich also zurück an meiner Uni - 16 Wochen in der Universitäts-Augenklinik.
Um 7:30 beginnt hier der Arbeitstag mit der Frühbesprechung; im Gegensatz zur Chirurgie gibt es in der Augenklinik reichlich Personal: mehrere Oberärzte, viele Assistenzärzte und aktuell 4 PJ Studenten (Rotationsprinzip: 1 Monat im OP, 1 Monat in der Ambulanz, und jeweils 1 Student auf einer der beiden Stationen). Klar ist auch, dass ich an meinem ersten Tag noch ziemlich in der Beobachterrolle stand - der Stationsbetrieb unterscheidet sich ja so ziemlich von der Allgemeinchirurgie.
Der erste Unterschied betrifft die Visite. Normalerweise geht man ja als Arzt von Zimmer zu Zimmer und guckt wie es den Patienten geht; in der Augenklinik ist es andersrum: nach und nach kommt jeder Patient ins opthalmologische Untersuchungszimmer wo er dann an der Spaltlampe untersucht wird. Nach dieser andersartigen Visite bin ich dann erst einmal Wäscheabteilung gegangen um mir passende Dienstkleidung zu besorgen.
Dann konnte ich bei den Neuaufnahmen zugucken: die Anamnese richtet natürlich eine besondere Aufmerksamkeit auf das Auge. Herz, Lunge, Abdomen werden garnicht untersucht, dafür ist die klinische Untersuchung des Auges äußerst ausführlich und zeitintensiver als ein üblicher chirurgischer Status.
Als erstes wird zunächst der Fernvisus (Sehschärfe) bestimmt, für jedes Auge getrennt und jeweils ohne Brille (s.c. = sine correctione) als auch mit Gläsern (c.c. = cum correctione). Ebenso wird nochmal der Nahvisus bestimmt.
Falls beim Patienten ein Katarakt (grauer Star = Linsentrübung) bekannt ist, erfolgt noch zusätzlich eine Laser-Retinometrie. Damit sollen durch die Trübung verfälsche Visus Werte etwas mehr objektiviert werden. Das ist wichtig sowas vor einer Operation zu wissen, denn falls die Retina (Netzhaut) eh keine bessere Sehschärfe erreicht, ist eine Operation der Linse auch nicht nötig. Bei dieser Laser-Retinometrie sieht der Patient einen roten Punkt mit unterschiedlich ausgerichteten Strichen - und an dem Gerät wird dann die Auflösung immer intensiver gemacht bis der Patient die Striche nicht mehr wahrnehmen kann.
Als nächste routinemäßige Untersuchung erfolgt die Messung des Augeninnendruckes. Aufs betäubte Auge wird ein kleiner Zylinder auf die Hornhaut gedrückt, so dass man damit den Innendruck ermitteln kann. Ein hoher Druck kann ein Hinweis auf ein Glaukom (grüner Star) sein.
Danach erfolgt die Spaltlampenuntersuchung beider Augen - dabei wird unter Vergrößerung systematisch die Lidkanten, die Bindehaut, die Hornhaut, die Iris, die Vorderkammer und die Linse beurteilt.
Anschließend werden die Augen weitgetropft, so dass man nach ca. 20 Minuten mit starken Vergrößerungsgläsern den Fundus (Augenhintergrund) beurteilen kann.
Naja, die einzelnen Krankheitsbilder werde ich dann im Laufe meines PJs erläutern.
Nachmittags hat der für die Lehre verantwortliche Oberarzt etwas Zeit mit uns Studenten verbracht - bei Fragen und Problemen können wir uns jederzeit an ihn wenden.
Neben einigen Blutabnahmen konnte ich erstaunlicherweise ein EKG schreiben - erstaunlich desshalb, weil ich auf der Chirurgie bestenfalls 1x bei einem EKG dabei war, und in der Augenheilkunde gleich am ersten Tag ein EKG machen konnte. Die Ophthalmologen sind halt sehr gründliche Ärzte :-P
Mein Arbeitstag endete dann kurz nach 16:30 (ohne dass wir eine kostenlose Kantinenverpflegung haben) - vom zeitlichen Aspekt muss ich also mit mehr Arbeit als auf der Chirurgie rechnen, aber ich bin optimistisch dass ich hier vieles sehen und lernen werde.
Montag, 7. Dezember 2009
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