Donnerstag, 27. August 2009

Chirurgie - 2. Woche - "Schall und Krach"

Wir haben da einen Patienten, bei dem die Laborwerte immer mehr entgleisen und die Werte so langsam auf ein Leberversagen hinweisen. Zudem hat er seit Tagen einen sehr starken Ikterus, so dass er annährend die Hautfarbe von Homer Simpson hat. Bei der Visite nehmen die Chirurgen jedoch nur die reizfreie und bereits gut verheilte OP-Wunde ins Blickfeld, und hören sich an ob der Patient irgendwelche Schmerzen hat - die hat er nicht, also ist alles "gut", und so geht das nun von Tag zu Tag.
In der Besprechung haben wir Studenten darauf gedrängt, dass sich das mal ein Internist angucken sollte - von chirurgischer Seite ist ja schließlich nichts zu machen, und es gibt doch schließlich Gastroenterologen die sich mit der Leber richtig auskennen. Wir konnten uns mit dem Konsil durchsetzen, und so wurde vom Internisten erst einmal ein Ultraschall durchgeführt dem wir beiwohnen konnten.
Tatsächlich konnte man dort einen pathologischen Gewebsumbau sehen.
Auf Station gab es dann Krach mit dem Stationsarzt, weil er als Chirurg der Meinung ist dass Internisten und Ultraschall- und Laborbefunde eh nichts zu sagen haben.
Ein Glück haben wir 2 Ohren, damit solch ein Unsinn in ein Ohr rein und aus dem anderen Ohr wieder raus kann.
Eine weitere richtig krasse Sache war, dass unsere Ärzte nicht mal in der Lage waren die Angehörigen über einen Todesfall zu informieren. Die Patientin verstarb in der Nacht vom Dienstag zu Mittwoch, und als heute die Angehörigen zum Besuch kamen, mussten sie erst im Sekretariat von dem Todesfall erfahren. Man wollte erst am nächsten Montag(!!!) den Angehörigen Bescheid geben; nur weil man gestern nach einem Telefonat mal niemanden erreichen konnte. Saftladen.
Bei dieser Personalatmosphäre (und ich bin erst 2 Wochen hier), ist es kein Wunder dass es so eine starke Personalfluktulation gibt - es verlassen uns jetzt nicht nur die beiden Assistenzärzte sondern auch der Chefarzt. Keine Ahnung wie es dann in einem Monat von der Personalbelegung aussehen wird.
Nachmittags konnten wir dann von der Station abhauen, weil wir unseren wöchentlichen Ultraschall-Kurs hatten. Da konnten wir uns erstmal 2 Stunden lang mit dem Gerät vertraut machen - die ganzen Spielereien mit Zoom, Frequenzmodulation, Dopler, Duplex, Fokus, Eindringtiefe usw. usw. - beim nächsten Mal gehen wir dann die Leber durch.

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