Montag, 8. Februar 2010

Augenheilkunde - 10. Woche - "Glaukomanfall"

Da zeitgleich 3 Oberärzte außer Hause waren, dachte ich, dass der Tag etwas ruhiger angehen würde und nicht das volle Programm laufen würde. In der Ambulanz bekam man jedenfalls davon nichts zu spüren - ganz im Gegenteil: dadurch dass die verbliebenen 2 Oberärzte entweder im OP oder auf Visite waren, stauten sich die ganzen Ambulanzpatienten damit diese noch einem Oberarzt vorgestellt werden konnten. Man wird von den ungeduldigen bösartigen Blicken richtig durchbohrt wenn man an den Wartenden vorbeigeht. Zusätzlich kamen mit einer akuten Glaskörperblutung und einem Glaukom-Anfall 2 Notfallpatienten gleichzeitig in den regulären Betrieb. Die Glaukom-Patientin hatte das typische lehrbuchhafte Bild eines akuten Glaukoms (plötzliche, massive Druckerhöung im Auge): rotes Auge, schwere Kopfschmerzen, mittelweite Pupille, leicht getrübte Hornhaut, sowie Übelkeit und Erbrechen.
Als Erstmaßnahme zur Drucksenkung bekam sie eine Acetazolamid Tablette, die ähnlich wie Diuretika zu einer vermehrten Urinausscheidung führt. Lokal am Auge bekam sie Pilocarpin Tropfen, damit die Pupille kleiner wird, und das Kammerwasser zur Drucksenkung besser abfließen kann. Die Patientin wurde dann gleich stationär aufgenommen.
Ansonsten hatte ich heute wieder meine FAGs (Fluoreszenzangiographie) und OCTs (optische kohärenztomographie) zu erledigen. Zudem sah ich 2 besonders auffällige Netzhautbefunde: eine Leukämie-Patientin die wegen ihrer Knochenmarksschädigung nur noch wenige funktionsfähige Thrombozyten (Gerinnungsplättchen) hatte und somit mehrere punktförmige Blutungen an der Retina hatte, und eine mitte 50 jährige Frau die an einem Auge an der Makula (Netzhautabschnitt der für das schärfste Sehen zuständig ist) degenerative Veränderungen mit Gefäßeinsprossungen hatte. Die Patientin ist jetzt in einem Dilemma, weil unsere einzige mögliche Therapieoption die Avastin-Spritze wäre - diese jedoch von der gesetzlichen Krankenkasse nicht bezahlt wird. Als Hartz4-Empfängerin ist sie aber absolut nicht in der Lage ca. 500€ pro Spritze zu bezahlen. Eine etwas frustrierende Situation.
Der Tag zog sich schließlich so ziemlich in die Länge, aber irgendwann gab es dann endlich Feierabend.
Die größte Freude hatte ich dann am späten Nachmittag als ich wieder zu Hause war - nach 2 Monaten unbezahlter Arbeit kamen jetzt immerhin endlich 200€ auf mein Konto überwiesen.

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